Das «Disneyland» soll eigentlich der «glücklichste Ort der Welt» sein. Eigentlich. Aber dass dies nicht ganz zutrifft, davon musste sich jetzt Abigail Disney, Nichte von Disney-Mitgründer Roy O. Disney, überzeugen.
Die Milliardärin wollte sich persönlich über die Arbeitsbedingungen der Disneyland-Mitarbeiter im kalifornischen Anaheim informieren.
Milliardärin Abigail selbst arbeitet nicht für den Disney-Konzern, sondern als Regisseurin von Dokumentarfilmen. Sie ist eine Menschenrechtsaktivistin und engagiert sich für eine gerechtere Verteilung des Kapitals.
Auslöser für ihren Einsatz war offenbar eine Facebook-Nachricht eines verzweifelten Disneyland-Angestellten an Abigail Disney.
Und als die Milliardärin vor Ort mit den Angestellten ins Gespräch kam, stellte sich eines laut der Disney-Erbin ganz deutlich heraus: Sämtliche Disneyland-Mitarbeiter kämen finanziell nur sehr schwer über die Runden. Unter diesem Druck würde die glückliche Freizeit-Fassade Risse bekommen, stellte Abigail fest.
Im Interview während der «Yahoo News»-Show “Through Her Eyes" verriet Abigail Disney, wie sich ihr diese Leute offenbarten. Viele hätten ihr gesagt:
Abigail weiter: «Ich war so wütend, als ich da rauskam. Mein Grossvater brachte mir bei, diese Menschen zu ehren. Menschen, die dein Ticket kontrollieren. Menschen, die dir dein Getränk servieren. Diese Leute tragen im höchsten Masse zum Erfolg bei.»
In Richtung des Chefs der Walt Disney Company, Robert Iger, stichelte Abigail Disney: «Der hat im vergangenen Jahr fast 59 Millionen Euro verdient – und somit mehr als 1000 Mal so viel wie ein durchschnittlicher Mitarbeiter im Park.»
Abigail Disney schrieb sogar eine lange E-Mail an den Manager: «Du bist ohne Zweifel ein grossartiger CEO, wahrscheinlich der Beste des Landes. Dazu bist du geboren.»
Und weiter: «Wenn ich du wäre, würde ich etwas besseres wollen als das. Ich würde als der Mann bekannt sein wollen, der die Dinge zum Positiven wandelt. Die Power dazu hast du.»
CEO Iger habe sie an die Personalabteilung verwiesen, hier habe sie aber nie eine Antwort erhalten, sagte Abigail Disney der «Financial Times» kürzlich.
Der Disney-CEO steht schon länger in der Kritk. Im April wurde der Disney-Konzern wegen diskriminierender Praktiken verklagt, wie der «Guardian» berichtete. Frauen werde im Unternehmen weniger gezahlt als Männern, so der Vorwurf. Die Klage richtete sich zunächst gegen die Walt Disney Studios, wurde im Juli aber auf das Musiklabel und auch die Freizeitparks von Disney ausgedehnt.
Das Unternehmen wies die Vorwürfe von Abigail Disney zurück. Ein Disney-Sprecher betonte gegenüber «Yahoo» die Förderprogramme für Mitarbeiter: «Disney steht mit seinem Angebot an Weiterbildungen an der Spitze, und das ist allgemein anerkannt der beste Weg, ökonomische Möglichkeiten und Aufstiegsmöglichkeiten für Mitarbeiter zu schaffen.»
(lj)
Es können nicht alle aufsteigen, das geht grundsätzlich nicht.
Nein, denn nicht jeder Mitarbeiter hat die Möglichkeit, Weiterbildungen zu machen. Sei es aus zeitlichen oder anderen Gründen.
Es muss auch für Mitarbeiter in der niedrigsten Lohnklasse möglich sein, ein Leben in Würde zu führen.