Neues Ungemach für Donald Trump: Er muss für die Familienholding Trump Organization eine neue Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsfirma finden. Das weltweit tätige Unternehmen Mazars, dessen Hauptsitz sich in Belgien befindet, hat die Beziehungen mit Trump und seinem Firmenkonglomerat gekappt. Auch distanziert sich Mazars von Jahresabschlüssen, die der Treuhänder von 2011 bis 2020 im Auftrag des abgewählten US-Präsidenten erstellt hatte, wie einem Brief zu entnehmen ist, die am Montag publik wurde.
Mazars hält zwar ausdrücklich fest, dass die Dokumente – im Original: «Statement of Financial Condition for Donald J. Trump» – nicht nachweisbar fehlerbehaftet seien. So habe man im Zuge einer Abklärung «grundsätzlich» keine offensichtlichen Unstimmigkeiten gefunden, was die Vermögensbewertung des Unternehmers und Politikers angehe. Dennoch hat sich Mazars dazu entschlossen, nach Abwägung aller Umstände, alle involvierten Parteien darüber zu informieren, dass sie sich nicht mehr auf die publizierten Zahlen verlassen könnten.
AG James’ office has submitted a court filing Re Trump case that includes a letter from his company’s accounting firm saying nearly a decade worth of financial statements can no longer be relied upon. pic.twitter.com/sDUcDF1BEd
— Maggie Haberman (@maggieNYT) February 14, 2022
Nun mag diese Stellungnahme opportunistisch klingen, als habe ein weltweit tätiger Dienstleister mit einiger Verspätung eingesehen, dass eine Fortsetzung der Zusammenarbeit mit Trump nicht länger sinnvoll ist. Für die New Yorker Justizministerin Letitia James ist das Eingeständnis von Mazars aber ein gefundenes Fressen. Die Demokratin wirft Trump nämlich vor, lange Jahre Zahlenakrobatik betrieben zu haben, um Banken zu betrügen.
James' Theorie lautet, in aller Kürze: Wenn Trump jeweils bei Banken anklopfte, um neue Kredite aufzunehmen, dann peppte er den Marktwert seiner Liegenschaften und Grundstücke auf. Dazu dienten ihm semi-offiziöse Dokumente wie Mazars «Statement of Financial Condition». Mit den Krediten, die Trump von den Banken erhielt, hielt er die Illusion aufrecht, dass er einer der reichsten Amerikaner sei. (Aktuell schätzt die Zeitschrift Forbes das Vermögen des Ex-Präsidenten auf 2.5 Milliarden Dollar; bei den wichtigsten Vermögenswerten handle es sich um Liegenschaften in New York City wie ein Bürogebäude an der Wall Street und den Trump Tower beim Central Park.)
James ist nicht nur die treibende Kraft in den zivilrechtlichen Ermittlungen des Justizministeriums; sie steht auch dem lokalen Staatsanwalt in Manhattan bei dessen strafrechtlichen Untersuchungen gegen Trump zur Seite. Dieses Arrangement stösst den Trumps sauer auf, weil sie Angst haben, dass von James entdeckte Dokumente plötzlich Teil des Strafverfahrens werden könnten. Donald Trump und seine beiden Söhne Eric und Donald Junior, die in der Leitung der Trump Organization tätig sind, nennen die Ermittlungen von James deshalb eine politisch motivierte Hexenjagd.
Der Ex-Präsident scheint allerdings nicht so richtig bei der Sache zu sein. Seine öffentlichen Stellungnahmen drehen sich nicht um drohende Gerichtsverfahren, sondern (immer noch) um den Wahlkampf 2016 und 2020. So treibt ihn die gerichtliche Aufarbeitung der Russland-Affäre um, die ihn während seiner Amtszeit als Präsident politisch derart zu schaffen machte.
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— Liz Harrington (@realLizUSA) February 14, 2022
President Donald J. Trump:
“I was proven right about the spying, and I will be proven right about 2020!” pic.twitter.com/ghJIRPGmEl
Am Montag behauptete Trump, nun liege endlich der Beweis vor, dass er von Ex-Präsident Barack Obama ausspioniert worden sei – wie er bereits im März 2017 in einer legendären Mitteilung auf dem Kurznachrichtendienst Twitter verkündet hatte. (Für diese Behauptung gibt es nach wie vor keine Beweise.) Und Trump sagte, diese Entwicklung zeige, dass er auch in der Debatte über die Rechtmässigkeit der Wahlresultate 2020 bald Recht erhalten werde. (aargauerzeitung.ch)