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Nach Unfall mit Todesfolge: Tesla muss 243 Millionen Dollar zahlen

Nach Unfall mit Todesfolge: Tesla muss 243 Millionen Dollar zahlen

Nach einem tödlichen Unfall hat eine Jury den Elektroautohersteller für teilweise verantwortlich befunden. Es ist die erste Entscheidung dieser Art.
02.08.2025, 07:0902.08.2025, 07:09
Christoph Cöln / t-online
Ein Artikel von
t-online

Tesla ist für einen Unfall mit Todesfolge im Jahr 2019 in Florida zu einer Zahlung von 243 Millionen Dollar verurteilt worden. Eine Jury in Miami sprach den Elektroautobauer am Freitag für teilweise haftbar für einen Vorfall, bei dem ein Tesla-Fahrer mit eingeschaltetem Autopiloten zwei Menschen am Strassenrand erfasste. Die 22-jährige Naibel Benavides Leon kam dabei ums Leben, ihr Freund Dillon Angulo wurde schwer verletzt.

Über die Entscheidung der Jury berichteten unter anderem die «Washington Post» und die «New York Times».

Neima Benavides, whose sister died in a Florida crash involving Tesla?s Autopilot driver assist technology, speaks to reporters outside the federal courthouse in Miami, Friday, Aug. 1, 2025. (AP Photo ...
Neima Benavides, die Schwester der Verstorbenen, äussert sich ausserhalb des Gerichtsgebäudes in Miami.Bild: keystone

Die Geschworenen urteilten am Freitag, Tesla sei für den Unfall haftbar. Sie sprachen der Familie der verstorbenen Person und dem Verletzten 129 Millionen Dollar Schadenersatz zu, wovon Tesla 33 Prozent zahlen müsse. Hinzu kämen 200 Millionen Dollar Strafschadenersatz, die Tesla zu zahlen habe. Die Geschworenen befanden den Fahrer für 67 Prozent haftbar. Er war aber nicht angeklagt und muss seinen Anteil nicht bezahlen.

Die Geschworenen befanden, dass Teslas Fahrerassistenzsystem mitverantwortlich für den Unfall war. Es habe dem Fahrer ermöglicht, den Blick von der Strasse zu nehmen, ohne ihn rechtzeitig zu warnen. Deshalb seit das Unternehmen zu 33 Prozent für den Unfall verantwortlich, der restliche Anteil der Schuld entfällt auf den Fahrer George McGee. Mit diesem hatten sie die Kläger zuvor aussergerichtlich geeinigt.

Tesla-Fahrer kracht mit 80 km/h in parkendes Auto

Laut Gerichtsunterlagen hatte der Fahrer ausgesagt, er habe sich während der Fahrt nach seinem heruntergefallenen Handy gebückt. Sein Tesla Model S, der mit rund 100 Kilometern pro Stunde unterwegs war, überfuhr daraufhin mit eingeschaltetem Autopiloten eine Kreuzung und prallte mit hoher Geschwindigkeit gegen einen geparkten SUV.

Tesla verwies auf die Bedienungsanleitung, wonach die Kontrolle stets beim Fahrer verbleiben muss. Das Unternehmen will Berufung einlegen und erklärte, das Urteil führe zu «einer Rückabwicklung der Verkehrssicherheit» und gefährde die Entwicklung lebensrettender Technologien.

Tesla löscht Auto-Daten versehentlich

Während des Prozesses wurde zudem bekannt, dass Tesla interne Fahrzeugdaten und Videoaufnahmen zunächst nicht zur Verfügung gestellt hatte. Erst nachdem die Kläger diese aus dem Bordcomputer des Wagens rekonstruiert hatten, legte das Unternehmen die Bordkameradaten selbst vor. Tesla erklärte, die ursprüngliche Löschung der Daten sei versehentlich erfolgt.

Es ist das erste Mal, dass ein US-Bundesgericht Tesla nach einem tödlichen Autopilot-Unfall für haftbar befindet. Bereits in anderen Fällen wurde Tesla verklagt, konnte sich jedoch juristisch durchsetzen oder einigte sich aussergerichtlich. Weitere Verfahren laufen derzeit, unter anderem in Kalifornien.

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55 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Forrest Gump
02.08.2025 08:25registriert Februar 2014
Bin alles andere als ein Tesla-Fan, aber da Urteil ist absurd. Sowohl die Aufteilung der Schuld als auch die Höhe der Entschädigung sind absolut willkürlich. Aber die Thematik wird in Zukunft noch zunehmen und für Diskussionen sorgen. Die ethischen Fragen werden in Zukunft wohl mehr zu Reden geben als die Technik selbst..
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GianniR
02.08.2025 09:06registriert April 2020
Das war ja eine sog. "teilautonome Fahrt". Jetzt strebt Tesla den vollautonomen Fahrmodus an - wohlverstanden mit einer praktisch unveränderten Technik (Steuerung ausschliesslich durch Kameras). Weitere Unfälle und Entschädigungsforderungen sind programmiert!
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Lordkanzler-von-Kensington
02.08.2025 07:54registriert September 2020
Ich sehe Assistenz-Systeme & autonomes Fahren recht kritisch. Ich sehe es jetzt schon, dass sich das Verhalten der Menschen beim Fahren verändert (hat).
Es wird sich aufs "Gepiepse" verlassen, ohne selber zu denken, es wird verlernt seinen Wagen einzuschätzen. Das kann man eindrücklich z.B. in engeren Strassen beobachten, wo große Wagen abrupt stehen bleiben & nicht sicher aneinander vorbeifahren können. Ähnliches beim Parkieren.
Und dann noch ganz das Fahren an den Autopilot outsourcen.....schwierig.
Ob der Satz in der Bedienungsanleitung da ausreichend ist, in Fahrpraxis oder juristisch???
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