Der Grosskonzern Nestlé reagierte in verschiedenen YouTube-Videos auf Fragen bezüglich Kinderarbeit, Trinkwasser und Palmöl. Diese Videoserie sollte für mehr Transparenz sorgen. Ein grosses Vorhaben – bei welchem Nestlé scheiterte.
Die Reihe beginnt mit einem kurzen, einleitenden Video. Darin begrüsst eine Schauspielerin das Publikum. Sie arbeitet ab und an als Moderatorin. «Das hier ist kein Standard-Werbevideo. Wir reden mit und über Nestlé, und zwar Klartext. Über Themen, die Nestlé bewegen und für die Nestlé noch heute stark in der Kritik steht», so die Moderatorin.
Videos, welche auf dem offiziellen YouTube-Channel von Nestlé Deutschland veröffentlicht werden, aber keine Standard-Werbevideos seien. Schon dieser Satz verärgerte viele User.
Die Videos überzeugten die Zuschauenden anscheinend generell nicht und erhielten viele negative Kommentare. Nestlé hat die Videos nach wenigen Tagen wieder vom Netz genommen.
Die Entfernung erhitzte die Gemüter erneut. Verschiedene YouTuber mokierten sich in Videos über Nestlé und die Löschung der Videos.
Ein Video von zwei deutschen YouTubern, die sich Space Frogs nennen, erhält fast 300'000 Aufrufe. In diesem mokieren sie sich so ziemlich über alle Punkte, die in der Nestlé-Videoserie besprochen wurden. Die zwei YouTuber führen die Erklärungen der verschiedenen Expertinnen in den Nestlé-Videos ad absurdum.
Nestlé-Mitarbeiterinnen erklärten in einem der vier Videos, wie genau es dazu kam, dass Nestlé in vielen Produkten Palmöl verwendet hat. Die Mitarbeiterin im Video sagt: «In Bezug aufs Palmöl: Wir wussten ungefähr, wo es herkam, aber wir wussten es nicht ganz genau.» Die YouTuber halten diese Rechtfertigungen für eher fragwürdig.
Was wollte Nestlé mit den Videos erreichen? Das hat watson mit Alexander Antonoff, Head of Media Relations Nestlé Deutschland, besprochen.
«Das übergeordnete Ziel war, zu informieren. Wir wollten aufklären und Hintergründe darstellen und Fakten vermitteln. Wir wollen transparent vermitteln, was wir machen und wie wir es machen», sagt Antonoff.
Antonoff erklärt, dass die Videos hätten informieren sollen, aber sie hätten zu stark polarisiert. «Jeder kann jetzt sehen, dass wir die entsprechenden Konsequenzen gezogen haben und die Videos wieder offline genommen haben. Das zeigt, dass das nicht der Weg ist, den wir gehen möchten», so Antonoff.
Die Moderatorin sagt zu Beginn der Videoserie: «Ich habe den Job als Moderatorin angenommen. Unter einer wesentlichen Bedingung: Ich schau mir die Themen an, die am meisten weh tun und für die Nestlé die härteste Kritik kassiert hat.» Dieser Satz sorgte für Empörung.
watson hat Nestlé gefragt, ob man sich keine Gedanken gemacht habe darüber, wie glaubwürdig dieser Satz klingt.
Antonoff beantwortet die Frage ausweichend: «Es liegt in der Natur der Sache, dass auf einer Unternehmensplattform primär immer die Sicht des Unternehmens dargestellt wird. Wir haben versucht, Inhalte in einer Interview-Situation zu vermitteln. Das haben wir getestet und reagiert, indem wir uns relativ schnell von dieser Art der Aufbereitung wieder verabschiedet haben.»
Wer aber von Nestlé mehr erwartet glaubt auch noch an den Storch.
Ich mag Nestle nicht, weil ich insbesondere die Einstellung zum Wasser mehr als katastrophal finde. Ich versuche die Produkte zu meiden, manchmal landet aber (bewusst oder unbewusst) dennoch eins im Wagen… 🤷🏻♀️
So ist es wohl bei den meisten, auch bei den Moralpredigern.
Ich kann's mir ja vorstellen bei Nestlé, aber so ein Artikel soll doch uns Leser mit Fakten informieren, da sollte man nicht Dinge einfach annehmen müssen.