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Nicht nur Präsidenten bespitzelt: NSA betrieb Wirtschaftsspionage in Frankreich

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Bild: GARY CAMERON/REUTERS

Nicht nur Präsidenten bespitzelt: NSA betrieb Wirtschaftsspionage in Frankreich

Die Enthüllungsplattform Wikileaks hat erneut Dokumente über Aktivitäten der NSA in Frankreich veröffentlicht. Demnach spähte der US-Geheimdienst nicht nur Staatspräsidenten, sondern auch Wirtschaftsvertreter aus. 
30.06.2015, 02:0330.06.2015, 02:28
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Die USA haben nach Informationen der Enthüllungsplattform Wikileaks umfangreiche Wirtschaftsspionage gegen Frankreich betrieben. Wikileaks veröffentlichte am Montag weitere angebliche Geheimdokumente des amerikanischen Geheimdienstes NSA.

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Demnach sollen sich die Amerikanerfür internationale Verträge französischer Unternehmen mit einem Wert von mehr als 200 Millionen US-Dollar interessiert haben.

Zudem seien jahrelang unter anderem der damalige französische Wirtschaftsminister und heutige EU-Kommissar Pierre Moscovici, hochrangige Beamte und der französische Botschafter in den USA abgehört worden.

EU-Kommissar Pierre Moscovici.
EU-Kommissar Pierre Moscovici.Bild: OLIVIER HOSLET/EPA/KEYSTONE

Fokus: Geschäftspraktiken und Beziehungen zu internationalen Finanzorganisationen

Vergangene Woche hatten Enthüllungen über angebliche US-Spähaktionen gegen drei französische Präsidenten für Empörung in Paris gesorgt, das Aussenministerium bestellte die US-Botschafterin ein.

Die nun veröffentlichten Dokumente datieren nach Angaben von Wikileaks zum Teil bis zum Jahr 2002 zurück. Darunter sind zwei Listen, die angebliche US-Spionageziele nennen. Demnach interessierte Washington sich unter anderem für französische Geschäftspraktiken und Beziehungen zu internationalen Finanzorganisationen.

Assange: USA tauscht Ergebnisse mit UK aus

Eine weitere Order aus dem Jahr 2012 gebe den US-Spionen den Auftrag, Verhandlungen und Verträge französischer Unternehmen über internationale Aufträge und Investments auszuspionieren. Dies betrifft die Telekom-Branche, den Energiebereich sowie den Verkehrs-, Umwelt- und Gesundheitssektor.

«Die Vereinigten Staaten tauschen die Ergebnisse dieser Spionage mit dem Vereinigten Königreich aus.»
Julian Assange.
Assange im August 2014.
Assange im August 2014.Bild: AP/Pool PA

Die französischen Bürger hätten ein Recht darauf, zu wissen, dass ihr Land von einem angeblichen Verbündeten über den Tisch gezogen werde, sagte Wikileaks-Gründer Julian Assange.

Er warf Grossbritannien vor, ebenfalls von den Spähattacken auf den EU-Partner zu profitieren: «Die Vereinigten Staaten nutzen die Ergebnisse dieser Spionage nicht nur selbst, sondern tauschen sie auch mit dem Vereinigten Königreich aus.» (sda/dpa)

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