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Russland übernimmt Anteile von Danone- und Carlsberg – per Dekret

Russland übernimmt Anteile von Danone- und Carlsberg-Filialen – per Dekret

17.07.2023, 06:43
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Russland hat am Sonntag per Präsidentendekret die Kontrolle über die Anteile des französischen Lebensmittelkonzerns Danone und der dänischen Brauerei Carlsberg an ihren russischen Tochtergesellschaften übernommen.

In einem am Sonntag auf dem offiziellen Justizportal veröffentlichten Dekret des russischen Präsidenten Wladimir Putin heisst es, der russische Staat werde «vorübergehend» die Anteile von Danone Russia und der Carlsberg-Filiale Baltika verwalten.

Beide Unternehmen wurden vor vollendete Tatsachen gestellt, obwohl sie ihre Absicht bekundet hatten, den russischen Markt nach der Offensive in der Ukraine verlassen zu wollen.

Danone erklärte am Sonntag, es prüfe derzeit die Situation und bereite sich darauf vor, «alle notwendigen Massnahmen zu ergreifen um seine Rechte als Anteilseigner von Danone Russia und den Fortbestand des Geschäftsbetriebs im Interesse aller Akteure zu schützen, insbesondere seiner Angestellten».

Danone erwartet «keine Auswirkungen auf die Finanzziele»

epa05051996 Aptamil baby formula cans at a production line of Danone Nutricia Early Life Nutrition division, in Cuijk, The Netherlands, 02 December 2015. French company Danone is building a new factor ...
Aptamil, das Baby-Nahrungspulver von Danone.Bild: EPA/ANP

Danone war nach dem russischen Angriff auf die Ukraine noch einer der wenigen internationalen Konzerne, die in Russland präsent blieben.

Ende Oktober teilte der Konzern schliesslich mit, er beende den Grossteil seiner Aktivitäten in Russland. Das Unternehmen werde sich aus seinem Geschäft mit Milchprodukten und pflanzlichen Produkten zurückziehen und nur das Geschäft mit Säuglingsnahrung aufrechterhalten.

Der Schritt könne zu Abschreibungen in Höhe von einer Milliarde Euro führen, hiess es damals. Am Sonntag erklärte Danone, die russische Entscheidung werde «keine Auswirkungen auf die Finanzziele» von Danone für das Jahr 2023 haben.

Bei Carlsberg sind Verkaufspläne geplatzt

epa05152528 (FILE) A file photo dated 16 February 2006 showing a bar employee lining up Danish Carlsberg beer bottles at a bar in Jakarta, Indonesia. Danish brewer Carlsberg on 10 February 2016 said f ...
Bild: EPA/EPA FILE

Die Carlsberg-Tochter Baltika ist ein führendes Brauereiunternehmen in Russland mit einem Marktanteil von rund 30 Prozent. Carlsberg hatte im Juni verkündet, einen Käufer für seine Tätigkeiten in Russland gefunden zu haben, ohne einen Namen zu nennen.

«Nach dem Präsidentendekret sind die Aussichten für diesen Verkaufsprozess nun äusserst ungewiss», erklärte Carlsberg am Sonntag. Der dänische Brauereikonzern sei von den russischen Behörden nicht über das Präsidentendekret informiert worden.

Ende März 2022 hatte die Carlsberg-Gruppe angekündigt, Produktion und Verkauf in Russland einzustellen. Die Tochtergesellschaft Baltika sollte jedoch als eigenständiges Unternehmen weiterarbeiten, um die 8400 Mitarbeiter in Russland zu unterstützen.

Eine ganze Reihe westlicher Firmen hat sich seit dem Beginn der russischen Offensive gegen die Ukraine im Februar 2022 aus Russland zurückgezogen.

(yam/sda/afp)

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24 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Rodger
17.07.2023 08:13registriert November 2020
Ob dies schlau war von der russischen Regierung bezweifle ich sehr. Wenn sich Firmen nicht mehr sicher sein können, dass Sie nicht zwangsenteignet werden, überlegen es sich ein paar vielleicht ob sie dort noch Geld investieren möchten. Bye bye russische Wirtschaft oder besser gesagt der klägliche Rest davon.
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Kolin
17.07.2023 07:55registriert Mai 2021
Geschieht den Marken recht, wenn Sie immer noch in Russland aktiv sind!
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West Coast
17.07.2023 08:46registriert Juni 2022
EMS Chemie, Liebherr, Zepter International: die drei Schweizer Firmen, die Business as usual in Russland weitermachen: sie haben weder Ihre Aktivitäten sistiert, noch diese pro-aktiv runtergefahren (Quelle Yale University Hall of Shame).
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