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Am Montag droht der GAU – Griechen flehen um Not-Milliarden von der EZB, es droht ein «Bankrun»

Am Montag droht der GAU – Griechen flehen um Not-Milliarden von der EZB, es droht ein «Bankrun»

19.06.2015, 18:1820.06.2015, 15:27
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Bild: EPA/ANA-MPA

Angesichts der Unsicherheit, ob eine Einigung zwischen Athen und den Geldgebern im Schuldenstreit noch möglich ist, räumen immer mehr Griechen Geld von ihren Konten ab. Um die griechischen Banken liquide zu halten, erhöhte daher die EZB am Freitag offenbar die Nothilfen. Derweil richten sich die Augen auf den am Montag anberaumten Euro-Sondergipfel.

«Die ELA-Erhöhung wurde genehmigt, sie alle erwarten ein positives Ergebnis des Gipfels am Montag», sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person am Freitag zur Nachrichtenagentur Reuters.

Aus Finanzkreisen war zu hören, dass die griechische Zentralbank um eine Erhöhung der Nothilfekredite (ELA) von mehr als 3 Mrd. Euro gebeten habe. Auf wie viel die Europäische Zentralbank (EZB) die Nothilfe tatsächlich aufstockte, wird offiziell nicht bekannt gegeben. Am Montag will der EZB-Rat erneut beraten.

Aus Angst vor einer Staatspleite Athens heben die Bankkunden viel Geld von ihren Konten ab, um es ins Ausland zu transferieren oder als Bargeld zu horten.

Angst vor «Bankrun»

Von Montag bis Mittwoch hatte sich das Tempo der Abhebungen auf insgesamt zwei Milliarden Euro verdreifacht. Einschliesslich Donnerstag flossen damit allein in der laufenden Woche 2.2 Prozent der Ende April von den Banken verwalteten Kundeneinlagen ab. Doch noch ist nicht von einem «Bankrun» die Rede. Notenbankchef Yannis Stournaras erklärte in Athen, die Banken seien stabil.

Das Geld, das laufend abfliesst, fehlt jedoch den Banken in ihrem Tagesgeschäft. Weil sie aber zugleich von der herkömmlichen Finanzierung über die EZB abgeschnitten sind, werden sie mit Hilfe der ELA-Nothilfe liquide gehalten.

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Bild: ALKIS KONSTANTINIDIS/REUTERS

Trotzdem wird die Lage der griechischen Banken immer prekärer. Die EZB ist Insidern zufolge nicht sicher, ob die Geldinstitute am Montag noch ihre Schalter öffnen können.

Sondergipfel am Montag

Denn am Donnerstag brachte erneut ein Treffen der Euro-Finanzminister keinen Durchbruch - obwohl die Zeit drängt: Das griechische Hilfsprogramm endet am 30. Juni - und damit auch der Anspruch auf weitere Hilfen von bis zu 18 Mrd. Euro. Zugleich wird eine Rückzahlung an den Internationalen Währungsfonds (IWF) von 1.6 Mrd. Euro fällig.

Daher hatte EU-Ratspräsident Donald Tusk für den kommenden Montagabend einen Sondergipfel der 19 Staats- und Regierungschefs der Eurozone in Brüssel anberaumt. Der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras setzt darauf, dass bei diesem Treffen eine Einigung gelingt. Streitpunkt zwischen Athen und den Geldgebern sind vor allem eine Rentenreform und die Reform der Mehrwertsteuer.

Finanzminister Varoufakis.
Finanzminister Varoufakis.Bild: Virginia Mayo/AP/KEYSTONE

Am Freitag wurde zudem bekannt, dass sich vor dem Gipfel die Euro-Finanzminister treffen werden. «Wir müssen irgendeinen Vorschlag auf dem Tisch haben für den Euro-Gipfel», sagte der finnische Ressortchef Alexander Stubb am Freitag beim EU-Finanzministertreffen in Luxemburg.

Einigung nicht in Sicht

Österreichs Finanzminister Hans Jörg Schelling äusserte Zweifel an dem Spitzentreffen: «Einen Gipfel einzuberufen, der möglicherweise nicht zu vorbereiten ist, weil es am Wochenende zu keinen Entscheidungen kommt, halte ich nicht für sehr zielführend.»

Ähnlich äusserte sich auch der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble. Er sei aber nicht sicher, ob er am Montag sensationelle Neuigkeiten verkündigen könne. «Wir sind alle nicht besonders enthusiastisch.» Theoretisch könnte auch beim regulären EU-Gipfel Ende der Woche weiterverhandelt werden.

EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker sagte derweil dem deutschen Nachrichtenmagazin «Spiegel», er verstehe Tsipras nicht: «Das Vertrauen, das ich in ihn gesetzt habe, ist nicht immer ebenbürtig erwidert worden.» (sda/afp/dpa/reu/apa)

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Gegen die Krise: In Athen versuchen Händler, ihre Ware billig zu verkaufen. Die Regierung hat in Aussicht gestellt, die Hypotheken bis zu 15 Jahre lang tief zu halten, um die Wirtschaft des Landes wieder in Schwung zu bringen.
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