Die Zerstörung, Räumung und der Wiederaufbau im Gazastreifen können langfristig bis zu 31 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalent verursachen. Zum Vergleich: Das ist mehr, als Costa Rica und Estland 2023 zusammen an Treibhausgasemissionen verursacht haben. Dies zeigt eine neue Studie, die dem «Guardian» vorliegt.
Die Studie, die derzeit von der Fachzeitschrift «One Earth» noch begutachtet wird, kommt zum Schluss: Mehr als 99 Prozent der fast 1,89 Mio. Tonnen CO₂, die schätzungsweise zwischen dem Hamas-Angriff am 7. Oktober 2023 und dem vorübergehenden Waffenstillstand im Januar 2025 erzeugt wurden, sind auf Israels Luftangriffe und die Bodeninvasion in Gaza zurückzuführen.
Bunkertreibstoff und Raketen der Hamas verursachen etwa 3000 Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente, was 0,2 Prozent der gesamten direkten Konfliktemissionen entspricht. 50 Prozent werden durch die Lieferung und den Einsatz von Waffen, Panzern und anderen Kampfmitteln durch das israelische Militär (IDF) verursacht, so die Studie.
Insgesamt schätzen die Forschenden, dass die langfristigen Klimakosten der militärischen Zerstörung Israels im Gazastreifen – und der jüngsten militärischen Auseinandersetzungen mit dem Jemen, dem Iran und dem Libanon – dem Aufladen von 2,6 Milliarden Smartphones oder dem Betrieb von 84 Gaskraftwerken über ein Jahr entsprechen. In dieser Zahl sind auch die geschätzten 557'359 Tonnen CO₂-Äquivalente enthalten, die durch den Bau des Hamas-Tunnelnetzes und der israelischen «Iron Dome» entstanden sind.
Die grössten Klimakosten werden laut der Studie jedoch durch den Wiederaufbau des Gazastreifens entstehen.
Schätzungsweise 60 Millionen Tonnen giftige Trümmer müssen abtransportiert werden. Die CO₂-Kosten für jenen Transport und den anschliessenden Wiederaufbau von 436'000 Wohnungen, 700 Schulen, Moscheen, Kliniken, Regierungs- und anderen Gebäuden sowie von 5 Kilometer Strassen in Gaza werden laut der Studie schätzungsweise 29,4 Millionen Tonnen CO₂ erzeugen. Als Vergleich: Dies entspricht den gesamten Emissionen Afghanistans im Jahr 2023.
«Dieser Krieg in Gaza zeigt, dass die Zahlen erheblich sind, grösser als die gesamten Treibhausgasemissionen vieler ganzer Länder, und dass sie für genaue Klimaschutzziele berücksichtigt werden müssen», sagte Frederick Otu-Larbi, Mitautor der Studie und Dozent an der Universität für Energie und natürliche Ressourcen in Ghana.
Das Budget des israelischen Militärs stieg 2024 auf 46,5 Milliarden US-Dollar – laut dem Stockholm International Peace Research Institute sei das der grösste Anstieg weltweit. Nach der Methode der Beobachtungsstelle für Konflikte und Umwelt (CEOBS) stiegen Israels militärische Basisemissionen somit im vergangenen Jahr – ohne die direkten Klimakosten des Konflikts und des Wiederaufbaus – auf 6,5 Mio. Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente. Das ist mehr als der gesamte CO₂-Fussabdruck von Eritrea, einem Land mit 3,5 Millionen Einwohnern, wie der «Guardian» berechnet.
Astrid Puentes, UN-Sonderberichterstatterin für das Menschenrecht auf eine saubere, gesunde und nachhaltige Umwelt, sieht in der Studie eine weitere Dringlichkeit, den Krieg in Gaza zu stoppen. Weiter sagt sie:
Hadeel Ikhmais, Leiter des Büros für Klimawandel bei der palästinensischen Behörde für Umweltqualität, sagt gegenüber dem «Guardian»:
Nach den geltenden UN-Regeln ist die Meldung militärischer Emissionsdaten freiwillig und auf den Treibstoffverbrauch beschränkt, obwohl die Klimakosten der Zerstörung des Gazastreifens weltweit zu spüren sein werden. Weder die IDF noch die Hamas haben Emissionsdaten an die UN gemeldet.
Diese Nichterfassung von CO₂-Emissionen würde ein «schwarzes Loch» in der Rechenschaftspflicht bilden. Es würde den Regierungen ermöglichen, ihren «Umweltverbrechen» zu entkommen, so Ikhmais.
(les)
Antwort: sehr schlecht.
Duh 🙄