Weltweit hält sich das Verhältnis von Frauen und Männern ungefähr die Waage. Zwar werden geringfügig mehr Jungen als Mädchen geboren, doch dies gleicht sich durch unterschiedliche Sterberaten wieder aus. In manchen Familien aber kommt ein Mädchen (oder ein Junge) nach dem anderen zur Welt. Woran liegt das? Dieser Frage sind Wissenschaftler der University of Michigan nachgegangen.
Im Rahmen ihrer Studie untersuchten sie die Familienverhältnisse und genetischen Daten von mehr als 500'000 Menschen. Das Ergebnis:
Konkret stiessen die Wissenschaftler auf eine Veränderung an einem Nukleotid – dem Grundbaustein der DNA. Laut den Forschern erhöht die Genvariante «rs144724107» die Wahrscheinlichkeit, ein Mädchen zur Welt zu bringen, um zehn Prozentpunkte. Menschen mit dieser Genvariante haben also eine 60-prozentige Wahrscheinlichkeit, eine Tochter und eine 40-prozentige Wahrscheinlichkeit, einen Sohn zu bekommen.
Die Mutation tritt jedoch selten auf: Nur 0,5 Prozent der untersuchten Studienteilnehmer trugen sie in sich. Die Vererbung bestimmter Genvarianten kann dennoch dafür sorgen, dass in einer Familie nur Mädchen geboren werden.
Zudem identifizierten die Evolutionsbiologen zwei Gene namens RLF und KIF20B, die ebenfalls einen Einfluss auf das geschlechtsspezifische Geburtenverhältnis haben könnten. Ihre genaue Wirkweise ist jedoch bislang unklar.
Neu ist die Frage nach dem Einfluss der Gene auf das Geschlecht übrigens nicht: «Wissenschaftler haben seit Jahrzehnten über eine genetische Grundlage für das Geschlechterverhältnis gegrübelt und geforscht», erklärte Studienautor Jianzhi Zhang in einer Pressemitteilung.
Er vermutet, dass die bisher verwendeten Methoden zu ungenau waren, um diese Genvarianten zu finden:
Grössere Datenmengen werden also benötigt. Die Forscher aus Michigan erkannten dies frühzeitig und nutzten Daten der UK Biobank, einer biomedizinischen Datenbank, in der die genetischen Informationen von rund 500'000 Briten enthalten sind.
Verwendete Quellen: