US-Flugzeuge haben erneut Lebensmittel und Wasser für die Flüchtlinge im Norden des Irak abgeworfen. Die Hilfsgüter seien für die von der Terrormiliz «Islamischer Staat» (IS) Vertriebenen im Sindschar-Gebirge bestimmt, teilte das Verteidigungsministerium in Washington mit. Zwei Kampfjets eskortierten demnach die drei Transportflugzeuge.
Im Sindschar-Gebirge harren Zehntausende Jesiden aus, die religiöse Minderheit war aus Angst vor den vorrückenden IS-Kämpfern dorthin geflohen. Dutzende sollen bereits an Hunger und Durst gestorben sein, etwa zehntausend sollen gerettet worden sein. US-Flugzeuge hatten erstmals in der Nacht zum Freitag Fertigmahlzeiten und Trinkwasser in dem Gebiet abgeworfen.
Das US-Militär setzte zudem seine Angriffe gegen Stellungen der IS fort. Neben F-18-Kampfflugzeugen kamen dabei auch Drohnen zum Einsatz - laut Pentagon wurden Artilleriegeschütze der Extremisten bombardiert und «Terroristen erfolgreich ausgeschaltet».
US-Präsident Barack Obama hatte am Donnerstagabend «gezielte Luftangriffe» zum Schutz amerikanischer Militärs und bedrohter Minderheiten im Nordirak genehmigt.
Die irakische Regierung sowie Verantwortliche aller Bevölkerungsgruppen und Parteien hätten den Einsatz angefragt, sagte US-Aussenamtssprecherin Marie Harf. «Das ist das Prinzip, das hier greift», sagte Harf. Die Obama-Regierung habe aus Sorge gehandelt, «dass es eine Krise gibt, die noch viel schlimmer werden kann».
Die rechtliche Debatte innerhalb der USA dreht sich um die Frage, ob Obama für solche Militäraktionen die Zustimmung des Kongresses benötigt, der derzeit allerdings in der Sommerpause ist. Seit Jahren gibt es Diskussionen über die Frage, ob der US-Präsident, der auch Oberbefehlshaber der Armee ist, allein Einsätze des Militärs befehligen darf oder ob der Kongress seine Erlaubnis geben muss.
Führende US-Republikaner kritisieren die amerikanischen Luftangriffe im Irak als ungenügend. Der einflussreiche Senator John McCain sprach von einem halbherzigen Vorgehen und forderte weitaus entschlossenere Schritte. «Islamischer Staat» habe eine Expansion zum Ziel "und muss gestoppt werden", sagte der frühere Präsidentschaftsbewerber. Ähnlich äusserte sich auch John Boehner, der Republikanerführer im Repräsentantenhaus: «Der Präsident braucht eine langfristige Strategie.» Die Entsendung von Bodentruppen schlieddt die US-Regierung bislang aus.
Die Terrormiliz IS war weiter in Richtung der Kurdenhauptstadt Erbil vorgerückt, in der sich auch ein Generalkonsulat der USA befindet, ausserdem halten sich US-Militärberater in der Stadt auf. Obama hatte daher die «gezielten Luftschläge» angeordnet.
US-Vizepräsident Joe Biden sicherte Iraks Präsident Fuad Massum in einem Telefonat die Unterstützung der USA im Kampf gegen die IS zu. Zugleich habe Biden die von Schiiten dominierte Führung des Landes aufgefordert, rasch eine neue Regierung zu bilden, teilte das US-Präsidialamt mit.
Die irakische Regierung soll zudem die kurdischen Peschmerga-Kämpfer inzwischen mit Munition versorgt haben. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf US-Quellen. In einer beispiellosen Aktion sei eine Frachtmaschine mit Munition für Kleinfeuerwaffen nach Arbil in die halbautonome Kurdenregion gebracht worden. Die US-Regierung sei mit der irakischen Regierung bemüht, weitere Anfragen der Kurden-Regierung etwa nach Sturmgewehren und Granatwerfern so schnell wie möglich zu erfüllen.
Vertreter der Kurden sagten laut der Nachrichtenagentur AP, die USA hätten versprochen, ihnen Waffen zu liefern. Die USA dementieren das jedoch. Man werde Waffen nach wie vor nur direkt an die Regierung in Bagdad liefern. (hut/oka/Reuters/dpa/AFP)