Islamischer Staat (IS)
Gesellschaft & Politik

Deshalb bekommt der IS Libyen auf dem Silbertablett präsentiert

Keine Regierung, dafür Waffen im Überfluss

Deshalb bekommt der IS Libyen auf dem Silbertablett präsentiert

16.02.2015, 14:3317.02.2015, 10:16
Kian Ramezani
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Die Ermordung 21 koptisch-christlicher Gastarbeiter in Libyen ist ein neuer trauriger Höhepunkt in der IS-Gewaltorgie. Ganz überraschend kommt er nicht. Die Vorzeichen waren untrüglich:

Die Anarchie

Erdölminister Mashallah Zwai von der Parallelregierung in Tripolis in einem Interview mit Reuters.
Erdölminister Mashallah Zwai von der Parallelregierung in Tripolis in einem Interview mit Reuters.Bild: ISMAIL ZITOUNY/REUTERS

Libyen präsentiert sich den Verbrechern praktisch auf dem Silbertablett: Eine funktionierende Zentralmacht gibt es schon lange nicht mehr. Die international anerkannte Regierung sitzt in Tobruk im Osten, die Hauptstadt Tripolis wird von einer Parallelregierung kontrolliert. In den anderen grossen Küstenstädten herrschen rivalisierende Milizen. Waffen gibt es seit dem Bürgerkrieg 2011 im Überfluss.

Die Warnung

IS-Chef Abu Bakr al-Baghdadi.
IS-Chef Abu Bakr al-Baghdadi.Bild: REUTERS TV/REUTERS

Der IS hat aus seinen Gelüsten nach diesen gesetzlosen Gebieten kein Geheimnis gemacht: Ende letztes Jahr hatte Terrorchef Abu Bakr al-Baghdadi Nordafrika und speziell Libyen in einer Botschaft namentlich zur Ausweitung seiner Schreckensherrschaft auserkoren. Dabei kann er auf tausende kampferprobte Dschihadisten zurückgreifen, die aus dem Maghreb stammen.

Die Anschläge

Eingangsbereich des Hotels Corinthia in Tripolis nach dem Selbstmordanschlag. 
Eingangsbereich des Hotels Corinthia in Tripolis nach dem Selbstmordanschlag. Bild: STR/EPA/KEYSTONE

Schon vor dem Massaker an den Kopten machte der IS in der Region mit Gewalttaten auf sich aufmerksam: Mindestens zehn Personen sowie die beiden Attentäter wurden Ende Januar bei einem Anschlag auf das Luxushotel Corinthia in Tripolis getötet. Der IS bekannte sich später zu der Tat. Unter den Opfern waren auch ein Amerikaner und ein Franzose. Anfang Februar besetzten die Terroristen vorübergehend ein Ölfeld in der Nähe von Sirte und töteten 11 Personen.

Das Muster

Der äygptische Präsident Abdel-Fattah el-Sissi informiert über die Vergeltungsmassnahmen gegen den IS.
Der äygptische Präsident Abdel-Fattah el-Sissi informiert über die Vergeltungsmassnahmen gegen den IS.Bild: AP/Egyptian Presidency

Die inszenierte Verbrennung des Piloten Moas al-Kasasbeh hatte zum Ziel, Jordanien zum Kriegseintritt zu provozieren. Die Ermordung der 21 Kopten dürfte hinsichtlich Ägypten denselben Zweck verfolgen. Die Rechnung ist aufgegangen: Die ägyptische Luftwaffe hat Angriffe auf die libysche IS-Hochburg Derna geflogen. 

Die Grossmächte

Eine Drohne auf dem Militärstützpunkt Niamey in Niger.
Eine Drohne auf dem Militärstützpunkt Niamey in Niger.Bild: AP/ECPAD

Auch die USA und Frankreich sollen nach dem Willen des IS in Libyen in einen neue Kriegsfront hineingezogen werden. Ende 2014 eröffnete das Pentagon seine zweite Drohnenbasis im libyschen Nachbarland Niger. Frankreich verfügt zudem über eine Truppenpräsenz im nahen Mali. Präsident Obamas Kriegserklärung an den IS, der noch vom Kongress abgesegnet werden muss, ist geografisch unbegrenzt und könnte auch für Aktionen in Libyen herhalten. 

Die grosse Frage

Fahrzeuge des Islamischen Jugendrats in der libyschen Stadt Derna, der dem IS Treue geschworen hat.
Fahrzeuge des Islamischen Jugendrats in der libyschen Stadt Derna, der dem IS Treue geschworen hat.bild: STRINGER/REUTERS

Werden sich die unzähligen rivalisierenden Milizen in Libyen zu einem konzertierten Effort gegen die Gefahr des IS zusammenraufen? Die Wahrscheinlichkeit ist gering. Innere Zerstrittenheit war schon in Syrien und im Irak ausschlaggebend, dass der IS dort Fuss fassen konnte. 

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