Beim Kampf an der Seite islamischer Extremisten sind bislang rund 60 Menschen aus Deutschland gestorben. Mindestens neun von ihnen hätten sich bei Selbstmordanschlägen getötet, sagte der Präsident des Verfassungsschutzes, Hans-Georg Maassen, der Zeitung Welt am Sonntag. Inzwischen hätten sich insgesamt rund 550 Menschen aus Deutschland in Richtung Syrien und Irak aufgemacht. Der Verfassungsschutz sei besorgt über die hohe Zahl, die in den letzten sechs Wochen noch stärker angestiegen sei.
Von den Deutschen, die sich der Extremistengruppe Islamischer Staat (IS) angeschlossen hätten, seien inzwischen wohl rund 180 wieder zurück in Deutschland. Bei ihnen werde geprüft, welche Massnahmen zur Überwachung eingeleitet werden müssten. Bei den deutschen Anhängern der Extremisten gebe es im übrigen eine grosse Rivalität zwischen der IS und der al-Kaida. Seit dem Sommer sei aber zu beobachten, dass eine deutliche Mehrheit zur IS halte, die als eine Art Erfolgsmodell angesehen werde.
Im Zuge ihres Angriffs auf die westirakische Stadt Ramadi hat die Dschihadistengruppe Islamischer Staat am Samstag rund 20 Stammeskämpfer getötet. Über den Vorfall in dem Vorort al-Sidscharijah östlich von Ramadi gab es allerdings unterschiedliche Angaben.
Der Polizeihauptmann Kaisar al-Hayani sagte, die Dschihadisten hätten Kämpfer der Stämme Albu Mahal und Albu Fahad so lange belagert, bis diesen die Munition ausgegangen sei. Dann hätten sie 23 Kämpfer hingerichtet.
Scheich Omar al-Alwani, Kommandant einer Stammesmiliz, sagte seinerseits, rund 15 Dschihadisten seien in den Ort eingedrungen, indem sie sich als Studenten ausgegeben hätten. Sie hätten dort Waffen erhalten und damit 25 Mitglieder des Albu-Fahad-Stammes getötet.
Laut al-Alwani und al-Hayani wurde der Vorort wieder zurückerobert. Bei den Kämpfen seien auch rund 20 IS-Kämpfer getötet worden.
Das irakische Verteidigungsministerium sprach von «schweren Kämpfen» zwischen Sicherheitskräften und Stammesmilizen auf der einen und Dschihadisten auf der anderen Seite. Laut al-Alwani gab es am Samstag auch im Süden von Ramadi schwere Kämpfe.
Stammesmilizen kämpfen in Ramadi, rund 100 Kilometer westlich der irakischen Hauptstadt Bagdad, gegen den IS, der Teile des Irak und Syriens kontrolliert. Ramadi ist die Hauptstadt der an Syrien grenzenden Provinz al-Anbar, die fast vollständig unter der Kontrolle des IS ist.
Bereits seit Januar kontrollieren die Dschihadisten mehrere Viertel der Provinzhauptstadt. Am Freitag begannen sie eine gross angelegte Offensive, um die gesamte Stadt unter ihre Kontrolle zu bringen. Sie nahmen die Innenstadt unter Beschuss und liessen Autos explodieren.
IS-Kämpfer richten immer wieder Stammesmitglieder hin, die sich gegen die Dschihadistengruppe stellen. Die irakischen Behörden geben inzwischen Waffen an die Stammesmilizen aus. Diese fordern jedoch weitere Unterstützung im Kampf gegen den IS, auch aus dem Ausland. (feb/sda/reu/afp)