Bei einem Anschlag auf ein Luxushotel in der libyschen Hauptstadt Tripolis sind am Dienstag neun Menschen getötet worden. Unter den Opfern seien fünf Ausländer, sagte ein Sprecher der örtlichen Sicherheitskräfte. Es handele sich um einen US-Bürger, einen Franzosen, einen Südkoreaner sowie zwei philippinische Frauen. Zudem seien drei Wachleute sowie eine Geisel getötet worden. Zu dem Attentat bekannte sich die Dschihadistengruppe Islamischer Staat.
Das erste Opfer gab es nach Angaben der Sicherheitskräfte, als vor dem Hotel Corinthia ein mit Sprengstoff präpariertes Auto explodierte. Danach hätten drei bewaffnete Männer das Hotel gestürmt und zwei Wachmänner erschossen. Den Angaben zufolge gelangten sie bis ins 24. Stockwerk, bevor sie umzingelt wurden und sich in die Luft sprengten. Die 24. Etage ist für diplomatische Vertreter Katars reserviert. Von ihnen hielt sich zum Zeitpunkt des Attentats aber niemand dort auf.
Durch die Explosion des Autos wurden ausserdem fünf Menschen verletzt, darunter zwei philippinische Angestellte des Hotels. Sicherheitskräfte umstellten das Corinthia, Schüsse waren zu hören, wie ein AFP-Fotograf berichtete. Der Chef der international nicht anerkannten islamistischen Parallelregierung in Tripolis, Omar al-Hassi, befand sich nach Angaben der Sicherheitsbehörden in dem Gebäude, als der Angriff begann. Er sei aber in Sicherheit gebracht worden.
Die Regierung sprach von einem «Mordanschlag» auf al-Hassi. Tripolis steht derzeit unter der Kontrolle des Bündnisses Fadschr Libya (Libysche Dämmerung), ein Zusammenschluss islamistischer Milizen. Diese hatten Tripolis im Sommer erobert und dort ein eigenes Parlament und eigene Regierung unter Führung al-Hassis gebildet. Die international anerkannte Regierung von Ministerpräsident Abdullah al-Thani und das Parlament sind nach Tobruk im äussersten Osten des Landes geflüchtet.
Der libysche Arm der IS hatte sich über Twitter zu dem Anschlag bekannt. Der Angriff sei eine Vergeltung für den Tod des Dschihadisten Abu Anas al-Libi. Der Mann gilt als ein Drahtzieher der Anschläge auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania im Jahr 1998. Damals kamen mehr als 200 Menschen ums Leben. Libi starb Anfang dieses Monats an Leberkrebs, kurz bevor in New York der Prozess gegen ihn beginnen sollte.
Das Hotel Corinthia ist bei ausländischen Diplomaten und Journalisten beliebt und gilt als wichtiger Treffpunkt für Verhandlungen. Es ist eines der am besten gesicherten Gebäude in Tripolis. Im Oktober 2013 verschleppten Milizionäre allerdings den damaligen Premierminister Ali Seidan aus dem Hotel.
Die EU-Aussenbeauftragte Federica Mogherini verurteilte den Anschlag als «Terrorakt». Eine solche Tat dürfe den Friedensprozess nicht untergraben, sagte sie mit Blick auf Verhandlungen der Konfliktparteien in Genf, die sich unter UN-Vermittlung bereits auf die Bildung einer Einheitsregierung einigten. Seit Montag laufen in Genf Gespräche über die Umsetzung des Abkommens. Die Einigung konnte die Gewalt in Libyen aber nicht stoppen. Alleine in Bengasi wurden nach Angaben aus Sicherheitskreisen vom Montag binnen 24 Stunden 18 Menschen getötet.