Nur wenige Stunden, nachdem ein Mann in Jerusalem in eine Menschengruppe gerast ist, hat es ein zweites Attentat gegeben: Ein weisser Kleinbus fuhr in eine Gruppe wartender Soldaten. Sie standen am Rande einer Schnellstrasse nahe der Siedlung Gusch Etzion im Westjordanland. Armeesprecher Peter Lerner bestätigte, dass drei Soldaten verletzt wurden, einer schwer.
Zwei Anschläge binnen eines Tages, der vierte binnen zweier Wochen: In Israel wächst die Angst vor einer neuen Intifada, einem Aufstand der Palästinenser. Bei der letzten Intifada von 2000 bis 2005 waren bei Anschlägen mehr als 1500 Israelis und 3600 Palästinenser getötet worden.
Zu dem Anschlag am Mittwochmittag bekannte sich die radikal-islamische Hamas. Der 38-jährige Attentäter war erst in die Menschengruppe gerast und dann mit einer Eisenstange auf seine Opfer losgegangen. 13 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt, ein Polizist und der Attentäter starben. In dem Ostjerusalemer Stadtteil, aus dem der Täter stammte, gab es nach dem Anschlag Krawallen.
Die Hamas bezeichnete den Fahrer als Helden, der darauf bestanden habe, «Angriffe auf die Al-Aksa-Moschee auf dem Tempelberg und die Märtyrer des palästinensischen Volkes zu rächen». Die israelische Zeitung «Haaretz» zitierte einen Hamas-Sprecher mit den Worten: «Wir rufen zu weiteren Taten dieser Art auf.»
Die israelische Polizei kündigte an, als Schutz vor Haltestellen in der Stadt Betonblöcke aufzustellen.
Am 29. Oktober hatte ein militanter Palästinenser den radikalen Tempelberg-Aktivisten Jehuda Glick niedergeschossen. Eine Woche zuvor war ein Palästinenser in eine Straßenbahnhaltestelle in Ostjerusalem gerast. Zwei Menschen starben, mehrere wurden verletzt.
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu gab der Palästinenserführung eine Mitschuld an den jüngsten Anschlägen. Sie seien das Ergebnis der «Aufhetzung» durch Palästinenserpräsident Mahmud Abbas «und seiner Partner bei der Hamas», so Netanjahu: «Wir führen einen Kampf um Jerusalem, und ich habe keine Zweifel, dass wir siegen werden.»
Der palästinensische Vertreter bei den Vereinten Nationen, Rijad Mansur, forderte vom Uno-Sicherheitsrat die Verabschiedung einer israelkritischen Resolution: Der Rat solle die israelische Regierung aufrufen, alle «Aktivitäten und Provokationen» gegen heilige islamische Stätten einzustellen. (vet/dpa/AP)