Chris ist vor zwei Monaten eingezogen. Er wohnt zwei Stockwerke unter mir. Wir haben uns kennengelernt, als ich einmal abends sehr spät und sehr unfrisiert und ohne BH in der Waschküche fluchte, weil der fucking Tumbler mal wieder nicht tat.
Chris stand plötzlich da und lächelte. Ob ich ihm die Waschmaschine erklären kann. Logo.
Dann nahm er sich dem Tumbler an. Stecker war nicht richtig drin. Hätte ich selber drauf kommen können. War aber halt sehr abgelenkt. Wegen Chris' Hotness.
Es klingt wie ein Klischee. Neuer Nachbar. Neuer Nachbar ist geil. Ich verguck mich. Zack, Drama.
Es hätte um ein Haar so kommen können. Wäre Chris kein Messie. Er ist aber hardcore. Seine Wohnung ist komplett zugemüllt. Da sind Sandros leere Bierdosen auf seinem und meinem Balkon absoluter Pipifax dagegen.
Aber zurück zur Waschküche und meinem weissen Shirt ohne BH. Chris stellt sich als Neuer vor und fragt, ob ich Bier habe. Logo. Ich bin Sandros Freundin. Ich habe immer Bier.
Ich nehme Chris mit zu mir. Wir sitzen in meiner Küche. Ich verschränke immer mal wieder die Arme vor meinen Brüsten. Die Nippel sind dauerhart. Kein Wunder. Chris sitzt da.
Er erzählt von seinem Job (boring!), von seinen Hobbys (Schach spielen, boring!) und von seinem aktuellen Beziehungsstatus. Es ist kompliziert. Dann erzähle ich von meinem und sage, es ist null kompliziert.
Er will wissen, ob ich fremdvögeln darf. Darf ich, sag ich. Ob wir manchmal zusammen fremdvögeln, Dreier und so? Sehr selten, antworte ich. Ergibt sich ja nicht alle Tage. Chris ist on fire und so schwatzen wir lange über Sex und ich überlege mir schon, ob es eine gute Idee ist, den Nachbarn zu vögeln.
Ein paar Tage später treffen wir uns bei den Briefkästen. Er habe viel Sugo von seiner Mama da. Ob ich mitessen will. Ich will. Bis ich in seine Wohnung trete. Dann will ich absolut rein gar nichts mehr, ausser sehr schnell wieder weg.
Der Gang ist voll von vollen Abfallsäcken, PET-Flaschen, Zeitungen, Schuhen, Werkzeug, Koffern und irgendwelchen müffelnden Sporttaschen. Die Küche hat er noch nie geputzt, genauso wenig wie das Bad.
Im Schlafzimmer sind die Läden unten. Es riecht nach toten Ratten.
«Spaghetti oder Penne?», fragt Chris. Pennen, sag ich. Und meine Schlafen. Ich sage, dass ich eigentlich viel zu müde bin und gerne ein anderes Mal mit ihm Znacht esse. Findet er schade, begleitet mich aber raus.
Drei Abende später begegne ich Chris mit Sandro zusammen. Es entsteht zwischen dem EG und dem ersten Stock schon eine sehr heitere Stimmung. Die Männer verstehen sich Bombe.
Sandro fragt, ob Chris auf ein Bier vorbeikommen will. Er sagt ja, will vorher aber noch schnell duschen.
Eine halbe Stunde später steht er vor der Tür. Er trägt Shorts und ein Muskelshirt. Das Haar ist nass. Er sieht gut aus. Kann man nichts sagen. Dennoch: Ich bring den Tote-Ratten-Gestank nicht aus der Nase.
Je feuchtfröhlicher der Abend, umso ausgelassener die Stimmung. Dann hat Chris den Sex-Hammer auf den Tisch. Ich hätte ihm erzählt, wie und dass wir sexuell offen sind. Seit da muss er immer an seine Sex-Fantasie denken.
Ich bin sicher, dass er mich nun vögeln will, während Sandro zuschaut.
Es kommt aber anders. Er will sich von Sandro vögeln lassen. Ich soll zuschauen.
Schweigen.
Schweigen.
Schweigen.
Bis Sandro findet, dass er nicht ganz sicher sei ... Nicht, dass er sich das noch nie überlegt hätte und irgendwie noch reizvoll findet, aber hmmm ...
Ich derweil weiss sehr genau, was ich nicht will. Ich will nicht zusehen, wie Sandro einen Mann bumst.
Ich muss Chris' Sexwunsch zunichte machen.
Schade, findet er. Schade, findet auch Sandro.
Wäre ein schönes Chris-mas-Geschenk gewesen, findet Chris.
Gestern dann eine neue Wendung mit dem neuen Nachbarn: In meiner Küche finde ich zwei Kakerlaken. Ich wohne schon ewig hier und hatte noch nie Kakerlaken.
Ich bin mir sehr sicher, dass Chris' Mess hierfür verantwortlich ist.
Jetzt muss ich also das Gespräch mit ihm suchen. Von der Sex-Fantasie zu Kakerlaken in quasi drei Sekunden.
Das echte Leben ist gnadenlos.
Merry Christmas, Freunde. Ganz ohne Chris' Mess. To all of us!
Das hätte Ben nicht schlechter erfinden können. 👍
Musste aber trotzdem schmunzeln...