Cleo ist vieles. Was Cleo nicht ist, ist Everybody's Darling. Was sie auch nicht sein muss. Sie ist mein Darling. Für Cleo habe ich tausend Universen Liebe. Cleo ist eine meiner zwei besten Freundinnen.
Und Cleo ist bi. Was logischerweise easy ist. Ich aber nicht abstreiten kann, dass ich jeweils mit Eifersucht zu kämpfen habe, wenn sie ihr riesiges Herz an Frauen verschenkt.
Zurzeit aber hat's für Girls keinen Platz in Cleos Herzgegend. Der Grund heisst Oktober. Natürlich heisst der Typ nicht Oktober, mit dem Cleo gerade auf Wolke 7 schwebt.
Aber wer Cleo kennt, weiss: Anfangs muss man sich nicht uuuuunbedingt die Mühe machen, sich die Namen ihrer Liebschaften zu merken. Sind sie heute nämlich noch topaktuell, können sie morgen schon Geschichte sein.
Also habe ich irgendwann angefangen, ihre Liebeleien nach den Monaten zu benennen, in denen sie ihnen begegnet. Hier kommt Oktober ins Spiel.
Cleo reisst Oktober an einer Party auf. Illegal natürlich. Also die Party. In einem Keller, in den du nur kommst, wenn du zum erlauchten Kreis gehörst, der über ein ominöses SMS informiert wurde. Cleo war alleine da. Cleo geht sowieso am liebsten alleine feiern.
Nach der Party jedenfalls ist Cleo bis über beide Ohren verliebt. In Oktober, ist sie sich mal wieder sicher, hat sie den Mann ihres Lebens gefunden. Für alles andere hat sie ab sofort keine Zeit mehr. Cleo ist voll im Love-Glow. Oktober derweil ist auch hin und weg.
Und so bin auch ich co-verliebt in den Kerl, vom dem ich alles und doch nichts weiss. Cleo will das ändern. An einem «Pärli-Abend». Sandro, der ein ambivalentes Verhältnis zu Cleo hegt, willigt natürlich ein. All for one, all for love.
Wir treffen uns bei Cleo daheim. Es gibt Raclette. Cleo hat noch nie für einen Mann gekocht. Für eine Frau auch nicht. Nur für ihr Hündli. Aber das ist eine andere Story.
Wir sind zehn Minuten vor Oktober da. Zehn Minuten, die Cleo dafür nutzt, sich 38 Mal umzuziehen.
Dann ist Oktober da. Und Cleo nicht mehr die Cleo, die ich kenne. Cleo klebt an Oktober. Mehr noch. Sie schlabbert an seinem Hals, streichelt seine Hand, sitzt auf seinem Schoss. Muss Oktober aufs WC, gibt's zum Abschied 56 Cleo-Küsse.
Während Oktober redet, streichelt Cleo seine Wange. Ihren Kopf schmiegt sie irgendwo an seinen Körper, wo sie gerade kann. Bei jeder Pointe entweicht ihr ein dramatisches «Oooooohhhhhhh!».
Ich bin so fasziniert, dass ich nicht dazu komme, mir eine Meinung über Oktober zu bilden. Ihm scheint Cleos Verhalten aber auch eher unangenehm zu sein. Was ich verstehe. Und Sandro? Der fragt irgendwann Cleo: «Du, gaht's?»
Es gehe extrem gut, antwortet diese. Das Universum habe ihr schliesslich diesen Superhelden geschickt. Ob er nicht einfach UHUREN SUUUPERST sei, will Cleo wissen. Beziehungsweise nein, handelt sich ja nur um eine rhetorische Frage.
Ich sitze also da und fühle mich irgendwie etwas zu nahe an diesem Geschlecke. Ausserdem frage ich mich, wer diese Frau ist und wo meine beste Freundin ist. Irgendwann verschwindet Oktober. Ich nehme Cleo zu Seite und sage ihr, dass sie peinlich ist. Dass ihr Benehmen nervt. Und dass Oktober für immer Oktober bleibt, weil er es so nicht mal bis zum Dezember aushält.
Cleo findet, ich übertreibe. Logo. Cleo ist ja gerade völlig plem-plem, steht neben den Schuhen. Schwebt irgendwo.
Dass sie bald auf dem Boden der Tatsachen landet, wundert Sandro und mich sehr viel weniger als Cleo selber. Ein paar Tage nach dem Pärli-Abend ruft sie mich heulend an. Um 1.22 Uhr. Unter der Woche.
Oktober ist weg.
Ich frage nicht.
Ich zieh mir eine Jacke über, steig aufs Velo und krieche zu Cleo ins Bett.
Den true talk verschieben wir auf den Tag, wenn dieser Text erscheint. Hoi Cleo, ohne Scheiss, allerliebste BFF ever, wir müssen schampar schwatzen.
PS: I love you.
Wohl diesmal auch nicht, oder zählt Raclette heute schon als Kochen?
Na dann...
Ich koche mir heute Abend übrigens eine Tiefkühlpizza.
Ich habe im Dezember Zeit und kann Fondue.
Das war letztes Mal noch anders ;-)