Leben
Filme und Serien

Streit um Sexualität von Alexander dem Grossen wegen neuer Netflix-Doku

Streit um Sexualität von Alexander dem Grossen wegen neuer Netflix-Doku

21.02.2024, 16:45
Jennifer Ullrich / watson.de
Mehr «Leben»

Der Kriegsherr Alexander der Grosse war einer der mächtigsten Männer überhaupt, dementsprechend fasziniert seine Geschichte auch heute noch. Mit «Alexander der Grosse: Wie er ein Gott wurde» hat Netflix kürzlich ein neues Doku-Drama veröffentlicht. In der Serie wird das Leben von Alexander dem Grossen anhand von nachgestellten Szenen sowie Interviews mit Expertinnen und Experten beleuchtet.

In Griechenland regen sich jedoch Proteste gegen die Darstellung des ehemaligen Machthabers in der Netflix-Produktion. Sogar Politiker diskutieren darüber. Dies, nachdem in Griechenland erst gerade die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare erlaubt wurde.

Kritik an homosexueller Darstellung bei Netflix

Für Diskussionen sorgt vor allem das Verhältnis von Alexander zu seinem Leibwächter und Freund Hephaistion, welches in der Serie homosexueller Natur ist. Wie «Greek Herald» berichtet, war «Alexander der Grosse» aus diesem Grund bereits Thema im griechischen Parlament.

Dimitris Natsios, Vorsitzender der rechtsgerichteten Niki-Partei, konfrontierte die Kulturministerin Lina Mendoni mit der Frage, ob Massnahmen gegen die Netflix-Produktion getroffen werden würden.

Nach seiner Ansicht ist die Doku nämlich «bedauerlich, inakzeptabel und unhistorisch». Sie soll konkret «unterschwellig den Eindruck erwecken, dass Homosexualität in der Antike akzeptabel war – ein Element, das jeder Grundlage entbehrt». Die Antwort, die er von Lina Mendoni kassierte, fiel aber klar aus:

«Das Kulturministerium zensiert nicht. Die Freiheit der Kunst ist seit 1825 in der griechischen Verfassung verankert, und keine ihrer Änderungen zielt auf die Meinungsfreiheit ab.»

Ein Fan der Serie ist Mendoni allerdings auch nicht. Ihre Einschätzung lautet: «Keines der Elemente der Persönlichkeit Alexanders des Grossen wird in der Show gezeigt, was nicht der historischen Wahrheit entspricht.» Die Doku ist für sie «Fiktion von extrem schlechter Qualität». Andererseits gibt die Ministerin zu bedenken, dass «das Konzept der Liebe in der Antike weit gefasst und mehrdimensional» gewesen sei.

Eine Zensur oder gar ein Verbot von «Alexander der Grosse: Wie er ein Gott wurde» in Griechenland ist damit definitiv vom Tisch.

alexander der grosse wie er ein gott wurde
Sogar die griechische Politik diskutiert über «Alexander der Grosse».Bild: netflix

Derweil geht ein Meinungsartikel bei «Eleftheros Typos» mit der Serie sehr hart ins Gericht. Hier wird die Behauptung aufgestellt, dass bereits Oliver Stones Alexander-Film aus dem Jahr 2004 eine «Propagandakampagne über Alexanders Homosexualität» gestartet habe.

Alexander der Grosse: Historiker sind sich einig

Unter Historikerinnen und Historiker besteht weitgehend Einigkeit darüber, dass Alexander sich zu Frauen und Männern hingezogen fühlte – gleichwohl seine Beziehung speziell zu Hephaistion umstritten ist.

Eben dies wird auch bei Netflix angesprochen. Ein Experte merkt beispielsweise an, dass es im alten Griechenland kein Wort für Homosexualität gab – was natürlich nicht bedeutet, dass sie nicht praktiziert wurde.

Mehr zum Thema:

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
16 Serien, die du 2024 streamen kannst
1 / 19
16 Serien, die du 2024 streamen kannst
Diese 16 Serien kommen 2024 heraus.
quelle: netflix/ hbo
Auf Facebook teilenAuf X teilen
«Wir verhalten und so, als ob Homosexualität nicht extisiert» – Imam erzählt
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
51 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Remus
21.02.2024 17:16registriert Dezember 2016
Schon irre. Vor hunderten bis tausenden Jahren war Homosexualität kein Problem. Die Ägypter praktizierten es, die Griechen, die Römer usw. Und in der heutigen modernen Zeit ist es plötzlich ein Problem?
Wir entwickeln uns zum Teil schon in die falsche Richtung
6812
Melden
Zum Kommentar
avatar
Olavus Cunctator
21.02.2024 17:44registriert Juli 2021
Ich kenne mich mit dem Hellenismus nicht sehr gut aus und kann diesen Fall dementsprechend nicht bewerten aber als Historiker kommt mir bei solchen Infotainmentformaten ohnehin das Kotzen. Wer sich gute historische Dokumentationen ansehen will, sollte lieber den Katalog des amerikanischen Senders PBS sichten. Vieles davon gibts auch gratis auf Youtube, wenn auch nicht in überragender Qualität. Auch Arteproduktionen sind zumeist um Längen besser als der Netflix-Schund. Und inzwischen gibt es im Internet auch hervorragende Podcasts, Vorträge und sogar ganze Vorlesungen, zumeist ebenfalls gratis.
413
Melden
Zum Kommentar
avatar
flausch
21.02.2024 17:26registriert Februar 2017
LoL die Wissenschaft ist sich einig aber den rechten passts nicht und darum wollen sie die Warheit politisch verbieten. Fast so absurd wie der Dettling Marcel. Aber ja, das Tatsachen logischerweise der allergrösste Feind eines rechtsnationalistischen Weltbildes ist ist ja nichts neues. Was die immer für stretches machen müssen beim Versuch sich Geschichtlich zu legitimieren. Das absurde ist aber, wenns nach den Rechten ginge wären wir in einigen belangen wortwörtlich so zurückgeblieben das uns die Antike in der fernen Zukunft erscheinen würde.
3813
Melden
Zum Kommentar
51
Alarm! Ist unsere Larissa von Promipaar besessen?
Folge 3: Der letzte Satz dieses Textes ist jetzt schon LEGENDE. Der Rest behandelt den Tod Gottes, den vielleicht mondänsten Ort im Aargau und Larissas diverse Neigungen.

Es gibt Menschen, die schreiben Bücher. Friedrich Nietzsche etwa schrieb in den 1880er-Jahren in eines seiner Bücher: «Gott ist tot! Gott bleibt tot! Und wir haben ihn getötet! Wie trösten wir uns, die Mörder aller Mörder?» Andere lassen sich lieber Tattoos auf die Haut schreiben.

Zur Story