Seit die siebte Staffel von «Game of Thrones» vor fast zwei Jahren endete, hatte die unterversorgte Fangemeinschaft jede Menge Zeit, um sich die absurdesten Theorien zur Serie auszudenken. Und während Staffel 8 jetzt endlich in den Startlöchern steht und das Westeros-Epos mit ihr ein Ende nehmen wird, wollen wir doch mal sehen, was zwei Jahre Brainstorming so hervorgebracht haben.
Wir haben das Internet durchkämmt und absurde, aber gleichzeitig absolut plausible Fantheorien zu «Game of Thrones» gesammelt. Prophezeiungen, überraschende Verwandtschaften, Auferstehungen – mal sehen, was davon tatsächlich Realität werden könnte...
Lange Zeit verbrachte Bran Stark hinter der Mauer, um seine Express-Ausbildung zum «Dreiäugigen Raben» abzuschliessen. Seitdem ist er weniger lebensfroh, aber ein ziemlich zuverlässiger Hellseher, der in seinen Visionen fröhlich durch die Zeitgeschichte reist. Dort ist er nicht unbedingt nur Zuschauer, wie wir von Hodors traurigem Schicksal wissen – aber dazu gleich mehr. Nein, manchmal greift Bran aktiv ein, weswegen eine Theorie behauptet, Bran sei jeder Bran, der je in der Geschichte vorgekommen ist.
Ein «Hä?» ist hier durchaus berechtigt, denn es ist genauso verwirrend, wie es klingt. Wer in der Serie beziehungsweise den Büchern aufmerksam war, wird bemerkt haben, dass der Name «Brandon» – also Brans voller Name – recht häufig in Westeros' Geschichtsbüchern aufzutauchen scheint. Da haben wir zum Beispiel Ned Starks Bruder Brandon sowie Brandon den Erbauer, der die Mauer und Winterfell gebaut und das Haus Stark gegründet haben soll. Mehrere Brans also – die angeblich alle derselbe Bran sein sollen, nämlich unser Bran. Der mithilfe seiner mystischen Fähigkeiten in die Vergangenheit gereist sein soll, um Westeros zu schützen, indem er als «Brandon der Erbauer» die Mauer und Winterfell bauen liess.
Was diese Theorie zusätzlich stützt, ist dieses Bild, das HBO in einem Bonus-Feature auf einer DVD veröffentlichte. Es zeigt Brandon den Erbauer, der auf einer Plattform herumgetragen wird. Klingt vertraut? Vielleicht liegt es daran, dass Brandon und Bran derselbe Kerl sind – und demnach querschnittsgelähmt... (Time)
Wir sind aber noch lange nicht fertig mit Bran – denn die wohl populärste Theorie, die sich auf ihn bezieht, besagt, dass Bran Stark der Nachtkönig ist, bzw. der Nachtkönig Bran Stark.
Der offensichtlichste Hinweis darauf sind die optischen Ähnlichkeiten zwischen den beiden. Die Nase, das Kinn – ja, doch, da ist was dran. Aber damit nicht genug, denn die Theorie, Bran könnte der Nachtkönig sein, ergibt durchaus Sinn: Bran kann, wie wir wissen, durch die Zeit reisen, und wie aus zahlreichen Filmen und Büchern bekannt, eignet sich diese Fähigkeit hervorragend dafür, die Gegenwart bzw. Zukunft zu retten, indem man in der Vergangenheit ein paar Änderungen vornimmt. Das hat Bran bisher eher unfreiwillig getan – armer Hodor –, hat aber dazu geführt, dass er weiss, dass er dazu imstande ist. Weswegen er in der kommenden Staffel versuchen könnte, die Vergangenheit gezielt zu beeinflussen, indem er die Erschaffung des ersten Weissen Wanderers – des Nachtkönigs – verhindert.
Die haben wir bereits in einer von Brans Visionen miterleben dürfen. Die «Bran ist der Nachtkönig»-Theorie besagt nun, Bran könnte erneut zu dieser Szene zurückreisen und den Geist des Mannes, der schliesslich zum Nachtkönig wurde, übernehmen. Anstatt die Verwandlung so allerdings aufzuhalten, wird er in dessen Körper gefangen, weil er zu lange verweilt – wovor ihn Jojen und der ehemalige Dreiäugige Rabe bereits warnten. Die Konsequenz: Brans Geist steckt im Körper des Nachtkönigs fest. (Nerdist)
Zugegeben: Die Theorie hat einige holprige Stellen, vor allem: Der Nachtkönig existiert in den Büchern von George R. R. Martin gar nicht – und die ganze Bran-als-Nachtkönig-Storyline wäre demnach eine gigantische Abweichung vom Quellenmaterial. Wenn wir ihr aber trotzdem Glauben schenken, lässt uns das einiges über die Motivation der Wanderer vermuten – aber dazu gleich mehr.
Wir sind mit Bran noch nicht fertig, denn vor allem Hodors tragische Verwandlung, die durch Brans Fähigkeiten ausgelöst wurde, dient einer anderen Theorie als Grundlage: Dass Bran nicht nur für Hodors Wahnsinn, sondern auch für den des Irren Königs Aerys verantwortlich sein könnte.
Der ging in die Geschichte ein, weil er a) immer wieder «Verbrennt sie alle!» brüllte, b) aus dieser Motivation heraus ganz Königsmund mit Seefeuer abfackeln wollte und c) daher von Jaime Lannister getötet wurde. Der gute Mann war offensichtlich wahnsinnig, wurde dies allerdings erst nach seiner Krönung. Und jetzt kommt Bran ins Spiel: Der könnte, so die Theorie, in einer Zeitreise versucht haben, den Irren König vor den Weissen Wanderern zu warnen und ihn davor zu stoppen, irre zu werden – und somit davor, Brans Grossvater Rickard und Onkel Brandon zu verbrennen. Dieser Mord sorgte schliesslich für den Krieg, der die Regentschaft der Targaryens beendete. Doch Brans Versuch, Aerys zur Vernunft zu bringen, könnte genau das Gegenteil bewirkt haben: Aerys hörte plötzlich Stimmen, die ihm rieten, sie «alle zu verbrennen» (i. e. die Wanderer) – und drehte durch, ganz wie Hodor. (Reddit)
Oder vielleicht war's doch der ganze Inzest?
Diese Theorie ist brandneu – und liefert uns eine Alternative zur «Bran ist der Nachtkönig»-Hypothese: Zur Feier der bevorstehenden achten Staffel veröffentlichte «Entertainment Weekly» gerade spezielle Sammler-Editionen ihrer «Game of Thrones»-Sonderausgabe. Die hat 16 verschiedene Cover. Eines davon: Der Nachtkönig – und wer genau hinsieht, bemerkt dessen merkwürdige Augen: Die Iris hat sieben Kanten.
Sieben. Moment mal! Diese Zahl hat im «Game of Thrones»-Universum eine besondere Bedeutung, betet ein Grossteil der Bevölkerung schliesslich die sieben Götter an. Die werden als «neue» Götter bezeichnet, und aufgrund der siebeneckigen Iris ploppt nun die Theorie auf, der Nachtkönig könnte ein göttlicher Gesandter sein. Das ergibt auch insofern Sinn, als dass in Westeros seit Jahrzehnten ein religiöses Ungleichgewicht herrscht, gefangen zwischen «alten» und «neuen» Göttern. Ist der Nachtkönig also eine Art Missionar, ausgesandt, um die alten Götter zu vertreiben? Wir werden es herausfinden. (Games Radar)
Aber ob Missionar oder Bran Stark: Der Nachtkönig ist in jedem Fall der Anführer einer gigantischen Armee, die binnen weniger Minuten um Hunderte neue Soldaten wachsen kann. Im Finale der siebten Staffel gelang es dieser Truppe, durch die zerstörte Mauer zu gelangen, und nun gehen wir davon aus, dass sie immer weiter gen Süden marschieren, bis sie die gesamte Bevölkerung von Westeros ausgelöscht haben. Aber... warum eigentlich?
Die Motivation der Toten-Armee wirkt erst einmal offensichtlich: TÖTEN. Ganz à la «The Walking Dead» wirkt die Zombie-Horde im Ganzen nämlich eher hirnlos und angetrieben von primitiven Instinkten. Dabei stimmt das gar nicht, da sich die Toten in zwei Lager aufteilen lassen: Weisse Wanderer und Wiedergänger. Erstere können scheinbar denken und Entscheidungen treffen – wie z.B. Sam im zweiten Staffelfinale zu verschonen. Das heisst, sie haben ganz eindeutig auch Gedanken, die über «Ich muss morden» hinausgehen. Und wenn man der «Bran ist der Nachtkönig»-Theorie glaubt, lässt sich für die Motivation der Wanderer Folgendes vermuten:
Wenn der Nachtkönig weiss, dass er Bran ist, weiss er, dass er sich selbst nur aufhalten kann, indem er den jungen Bran tötet – weswegen die gesamte Armee der Toten in Staffel 6 auch sofort umdreht und nach Norden marschiert, als der Nachtkönig in Brans Vision von dessen Aufenthaltsort erfährt. Wird Bran getötet, stirbt laut der Theorie auch der Nachtkönig und mit ihm der Fluch, der Tote in Wiedergänger verwandelt. Versucht die Armee also wirklich bloss verzweifelt, zu Bran zu gelangen, und tötet lediglich diejenigen, die sich ihnen in den Weg stellen? Das würde zumindest erklären, warum Sam eben nicht getötet wurde, da er sie passieren liess... (Esquire)
In Staffel 7 kam die grosse Enthüllung: Jon ist kein Schnee, sondern halb Stark, halb Targaryen – der Sohn von Lyanna Stark und Rhaegar Targaryen. Und während schon das jeden überrascht haben dürfte, erwartet uns in Staffel 8 ja vielleicht ein weiterer Verwandtschafts-Schocker: Denn laut einer beliebten Theorie ist Tyrion kein Lannister, sondern ebenfalls ein Targaryen.
Der Auslöser des Ganzen: Die Bücher. Die gibt es schon deutlich länger als die Serie, nämlich seit den 90ern, und darin gibt es zahlreiche Andeutungen, Tyrion könnte ein Targaryen sein – vor allem: Der Irre König Aerys sei in die Lannister-Mutter Joanna verliebt gewesen. Dazu nehme man noch die wiederholten Äusserungen von Tywin Lannister, Tyrion sei «nicht sein Sohn», gepaart mit Tyrions Händchen für Daenerys' Drachen, und voilà, da haben wir sie: Die Tyrion-Targaryen-Theorie. Die noch dazu sehr gut passen würde, weil er derzeit mit zwei weiteren Targaryens kämpft: Daenerys und Jon. Die dann... seine Schwester und sein Neffe wären?! (Bustle)
Gendry, der gute Gendry. Einst war er nur ein schlichter Schmied, bis er als König Roberts Bastard enthüllt wurde. Und jetzt schlägt eine Theorie vor, er könnte sogar mehr sein als das: König Robert Baratheons rechtmässiger Erbe und Prinz – denn Gendry sei kein Bastard, sondern Cerseis Sohn.
Dafür gibt es mehrere Indizien, gegeben von Cersei und Gendry selbst. Als Gendry nämlich gegenüber Ned Stark von seiner Mutter sprach, erinnerte sich nur noch an ihr «goldenes Haar»; Cersei wiederum erzählte Catelyn Stark, sie und Robert hätten tatsächlich einst einen schwarzhaarigen Sohn gehabt, ihren ersten, der jedoch schon als Baby gestorben sei – angeblich. Wer weiss, vielleicht erwartet Gendry ja noch eine überraschende Verwandschaftsenthüllung – und somit einen rechtmässigen Anspruch auf den Eisernen Thron? (Reddit)
So, Freunde, jetzt wird es kurz etwas absurd – aber nur scheinbar, denn auch diese Theorie hat Hand und Fuss und spukt bereits seit einigen Jahren durchs Netz:
Varys. Ist. Ein. Meermann. (... Wassermann?)
Diese Theorie stützt sich auf sage und schreibe +30 Punkte, die ein Reddit-User schon vor fünf Jahren postete. Und tatsächlich klingt einiges davon fast plausibel. Ein paar Highlights:
«Varys hat ein merkwürdiges, schmieriges Grinsen. Das könnte man so interpretieren, dass er seine Zähne nicht zeigen will, und das liegt daran, dass er sehr abnormale Zähne hat.»
«Als Tyrion damit drohte, Varys über Bord zu werfen, antwortete Varys, dass ihn [Tyrion] das Ergebnis überraschen würde.»
«Es wird erwähnt, dass es in Varys' Gemächern kein Bett gibt. Wenn er ein Wassermann wäre, würde er vermutlich im Meer schlafen oder, wie die meisten Fische, gar nicht.»
Okay, einige dieser Punkte sind doch sehr weit an den Haaren herbeigezogen – aber wer weiss schon, was Varys unter seinen seeeehr weiten Roben verbirgt...? (Reddit)
In «Game of Thrones» bedeutet tot nicht unbedingt tot. «Was tot ist, kann niemals sterben», predigen sogar die Graufreuds, und es scheint tatsächlich, als seien manche Charaktere einfach nicht totzukriegen. Einer, bei dem wir es uns wünschen würden: Ned Stark, R.I.P. seit Staffel 1.
Und wie das nun mal so ist mit Wunschdenken, geistert eine Theorie herum, laut der Ned Stark gar nicht wirklich starb. Und wer jetzt einwirft, dass man eine Enthauptung schlecht vortäuschen kann, möge seine Zweifel kurz zurückhalten – denn vorgetäuscht wurde da nichts. Jemand, der aussah wie Ned Stark, starb – aber vielleicht war es nicht Ned Stark, denn man Äusserlichkeiten nicht immer glauben sollte. Und Jaqen H'ghar war sicher nicht zufällig einer der Gefangenen, die aus Königsmund zur Mauer gebracht werden sollten, denn der Kerl ist ein Badass und muss nicht gefangen sein, wenn er nicht will.
Der Theorie nach sass Jaqen H'ghar gleichzeitig mit Ned Stark im Gefängnistrakt des Roten Bergfrieds und wurde von Varys – dem es schliesslich sehr am Herzen lag, dass Ned Stark überlebte – dafür bezahlt, Ned zu retten, indem er einen Gefangenen organisierte, der an dessen Stelle, aber mit dessen Gesicht starb. Jaqen selbst habe daraufhin das Gesicht des Gefangenen angenommen und sei so dem Bergfried wieder entkommen.
Wisst ihr, was das hiesse? Dass Ned Stark in der achten Staffel aus seinem Versteck gekrochen käme – und sich dafür rechtfertigen müsste, dass er seine Familie währenddessen so dermassen vor die Hunde hatte gehen lassen... (Esquire)
Einer, der definitiv nicht totzukriegen ist – bzw. war: Petyr Baelish alias Kleinfinger. Der segnete im letzten Staffelfinale dann endlich das Zeitliche. ... oder? Denn sein Tod war insofern unüblich, als dass bisher nur zwei Hauptcharaktere in einem Staffelfinale starben: Jon Schnee und der Bluthund. Beide kehrten zurück. Alle anderen wichtigen Figuren starben spätestens in der vorletzten Folge einer Staffel, um den anderen Charakteren eine weitere Episode zu bieten, diese Tode zu verarbeiten. Ausserdem wird die Theorie, Kleinfinger könnte noch leben, von einigen anderen Szenen gestützt, wie YouTuber Neo in einem Video erklärte, das inzwischen fast 2'000'000-mal gesehen wurde.
Am wichtigsten dabei: Eine Szene kurz vor seinem vermeintlichen Tod, in dem er einer jungen blonden Frau in Winterfell etwas zu geben scheint, das möglicherweise eine silberne Münze sein könnte – eine wie die, die Arya von Jaqen H'ghar erhielt: Das Erkennungszeichen der Gesichtslosen aus Braavos, wo Kleinfinger Verwandte hat(te). Liegt die Vermutung also nahe, dass er eine potentielle Gesichtslose dafür bezahlte, in seiner Haut für ihn zu sterben? Das muss wohl jeder selbst entscheiden...
Schon seit vielen Staffeln preist Lady Melisandre die Ankunft eines Auserwählten an, eines «Prinzen», der quasi die Welt retten soll. Profis wissen, dass es sich dabei um eine Prophezeiung handelt, laut der der legendäre Krieger Azor Ahai wiedergeboren werden soll, um die Weissen Wanderer ein für allemal zu besiegen. Und manche meinen: Dabei kann es sich nur um Jon Schnee handeln – weil dieser sowohl Stark- als auch Targaryen-Blut und somit das Eis und Feuer in sich trägt, das die Prophezeiung für diesen Prinzen voraussagt. (Bustle)
Allerdings ist Jon nicht der einzige Anwärter auf den Prinzen-Thron – aufgrund eines Übersetzungsproblems...
Die Bezeichnung «Prinz» ist nämlich irreführend – da die Prophezeiung aus dem Hochvalyrischen stammt und dessen Wort für «Prinz» dort sowohl für männliche als auch weibliche Thronfolger gilt. Das heisst, auch eine Frau könnte gemeint sein. Und viele sind sich sicher: Es ist Daenerys, für die tatsächlich viele Punkte aus der Prophezeiung sprechen.
«Wenn der rote Stern blutet und die Dunkelheit wächst, wird Azor Ahai inmitten von Rauch und Salz geboren, um Drachen aus Stein zu erwecken», heisst es. Und das könnte nicht deutlicher auf Daenerys hindeuten, die schliesslich auf Drachenstein geboren (in der Nähe der Meerenge = Salz) und in Khal Drogos Scheiterhaufen in Feuer und Rauch wiedergeboren wurde, unter dem roten Kometen (= roter Stern). Von den Drachen ganz zu schweigen! (Cosmopolitan)