Die KI-«Band» The Velvet Sundown hat auf Spotify innerhalb von nur einem Monat und mit zwei Alben über 500’000 monatliche Hörer angehäuft. watson berichtete. Nun scheint auch klar, wie die «Band» das schaffte: Mithilfe von Bots.
Das behauptet Threads-User Andrew Southworth, auf den wir dank watson-Leser Sam Steiner aufmerksam wurden. Southworth betreibt selbst eine Musikmarketingfirma und unterstützt Bands beim Versuch, bei Musikplattformen Fuss zu fassen.
Der Fachmann belegt seine Bot-Behauptung mit Statistiken von Chartmetric. Mit dieser Bezahlsoftware lassen sich Spotify-Accounts auswerten. watson überprüfte Southworths Charts und kam auf dieselben Ergebnisse.
Was also ist verräterisch an der Statistik der Band?
Der Wachstums-Chart der monatlichen Hörer von The Velvet Sundown sieht fürwahr eigenartig aus. Die Band gewann ab dem 9. Juni jeden Tag genau 18’679 neue Hörer (mit Ausnahme des 12.6.2025: 18’680) hinzu – und jeden Tag genau 77 Follower.
Das Fanwachstum der Band ist zu Beginn komplett linear – und damit komplett unnatürlich. Nach dem Erreichen von 300’000 Hörern pro Monat stoppt das tägliche Wachstum wie von Geisterhand – und die «Band» wechselt ihre Strategie.
Warum toleriert Spotify den Einsatz von Bots?
Auch dafür hat Musikexperte Southworth eine Antwort: Spotifys Analysen hinken den tatsächlichen Streams ein paar Monate hinterher. Bis es so weit ist, kann «The Velvet Sundown» weiterwüten. Southworth erwartet, dass die Band aus dem Musikkatalog des Streaming-Anbieters ausgeschlossen wird. Wer die Musik mag, darf also nicht enttäuscht sein, wenn die KI-Band, so schnell wie sie aufkam, wieder verschwindet.
Der kometenhafte Aufstieg von The Velvet Sundown hatte in den letzten Tagen für rote Köpfe bei Musikkennern gesorgt. Die Band setzt offensichtlich KI ein. Unser Test mit vier Songs einer KI-Musik-Erkennungssoftware ergab eine 98- bis 100-prozentige Wahrscheinlichkeit der Verwendung von künstlicher Intelligenz. Das Resultat wurde mittlerweile durch einen anderen Erkennungsalgorithmus bestätigt.
Dass der Popularität von Musikern und Musik mit dubiosen Mitteln nachgeholfen wird, ist nichts Neues. Bereits vor dem Streaming-Zeitalter versuchten Labels, mit Rückkäufen eigener Platten und CDs die Charts zu manipulieren. Seit auch Downloads und Streams die Chart-Position beeinflussen, werden immer wieder neue Techniken der Einflussnahme bekannt. Aufschlussreich ist hier die bereits sechs Jahre alte Recherche des Y-Kollektivs zum Thema Deutschrap.
OK.
Dafür bin ich zu blöd.