Heftige Vorwürfe an die Adresse von Marilyn Manson: Am Montag veröffentlichte die Schauspielerin und Sängerin Evan Rachel Wood ein Statement, in dem sie dem Hard-Rock-Musiker Vergewaltigung vorwirft.
Die 33-Jährige schrieb auf Instagram, dass Marilyn Manson sie während Jahren schrecklich missbraucht habe. Sie habe genug in Angst gelebt und sei jetzt hier, um «diesen gefährlichen Mann zu enthüllen».
Wood und Manson machten ihre Beziehung im Januar 2007 publik. Sie war damals 19 Jahre alt, er 36. Drei Jahre später verlobte sich das Paar in Paris, doch nur wenige Monate später kam es zur endgültigen Trennung. Bereits zuvor gab es immer wieder kürzere Unterbrüche in der Beziehung.
Zunächst äusserte sich Wood durchaus auch positiv zur gemeinsamen Zeit mit dem Musiker. So sagte sie gegenüber «Net-a-porter.com» im Jahr 2015: «Ich schätze alles, was er mir beigebracht hat. Ich glaube nur nicht, dass wir füreinander geeignet waren.»
Doch nur wenig später enthüllte die Westworld-Schauspielerin in einem Interview mit Rolling Stone, dass sie zwei Mal vergewaltigt wurde. Wood nannte damals keine Namen. Sie sagte: «Ich wurde vergewaltigt. Von jemand Bedeutendem, als wir zusammen waren.» Sie glaube, dass die Leute «nicht länger schweigen sollten.»
Tatsächlich nahm Woods Kampf gegen häusliche und sexuelle Gewalt von da an immer konkretere Züge an. Als im Oktober 2017 die «Metoo»-Bewegung im Zuge der Enthüllungen um Harvey Weinstein an Fahrt aufnahm, äusserte sich die Schauspielerin erneut. In einem YouTube-Video erklärte sie, weshalb sie die Namen ihrer Peiniger nicht enthüllt. Unter anderem sagte sie, dass ihre Angreifer sehr reiche und mächtige Personen seien. Sie fühle sich nicht sicher genug.
Sie schloss damals nicht aus, dass sie den Namen eines Tages nennen werde. Sie werde dies aber erst tun, wenn sie dazu «bereit sei». Der Prozess sei emotional, finanziell und ganz allgemein «auszehrend». Auf Twitter schrieb sie einmal, dass die Vergewaltiger damit gedroht hätten, sie umzubringen.
Trotz dieser Widrigkeiten setzte Woods ihren Kampf fort. Die Schauspielerin rief den «Phoenix Act» ins Leben, der 2019 in Kalifornien in Kraft trat. Das Gesetz verlängert die Verjährungsfrist für das Melden von häuslicher Gewalt im US-Bundesstaat Kalifornien von drei auf fünf Jahre.
Der Hintergrund für dieses Engagement: Wood hatte Beweise auf Video. Doch ihr Anwalt konnte nichts damit anfangen, weil diese verjährt waren.
Vor dem kalifornischen Senat schilderte sie damals, was ihr widerfuhr – auch hier, ohne einen Namen zu nennen. Ihre Aussagen gibt es auf Video. Es ist deutlich zu sehen, wie viel Kraft sie dafür brauchte, um ihre Erlebnisse zu erzählen.
Nachfolgend einige Zitate von Woods Statement:
Lange kursierten deshalb Gerüchte, dass Woods Vergewaltiger Marilyn Manson sein könnte, da ja bekannt war, dass sie ein Paar waren. Das Management des Musikers verneinte dies noch im Herbst 2020.
Nachdem Wood am Montag den Name ihres Peinigers nannte, erhoben mindestens eine Handvoll weitere Frauen Vorwürfe an die Adresse von Marilyn Manson. Wood teilte Aussagen dieser Frauen in ihrer Instagram-Story.
Wood erhielt auch Unterstützung durch eine weitere Ex-Verlobte Marilyn Mansons. Die Schauspielerin und Autorin Rose McGowan sagte zwar, dass Manson mit ihr «nicht so gewesen war». Aber das heisse nicht, dass dies vorher und nachher nicht der Fall gewesen sei. Sie sei ausgesprochen «traurig und angewidert», so McGowan in ihrem Twitter-Video. Doch sie sei hauptsächlich stolz. «Stolz auf Evan Rachel Wood und die anderen, welche sich gegen Marilyn Manson geäussert haben.»
I stand with Evan Rachel Wood and other brave women who have come forward. It takes years to recover from abuse and I send them strength on their journey to recovery. Let the truth be revealed. Let the healing begin.
— Rose McGowan (@rosemcgowan) February 1, 2021
Marilyn Manson äusserte sich mehrere Stunden nachdem Wood seinen Namen nannte. Der Musiker schrieb:
Auf Deutsch:
Im Zusammenhang mit den Anschuldigungen von Rachel Evan Wood sorgen nun jedoch alte Zitate des Musikers für Aufsehen.
In einem Interview im Jahr 2009 erzählte er dem Spin Magazin, dass er Wood nach einer Trennung an einem einzigen Tag 158 Mal angerufen habe. «Ich habe jeden Tag Fantasien, wie ich ihr mit einem Vorschlaghammer den Schädel einschlage.»
Erst kürzlich verteidigte Mansons Management diese Aussagen. «Das war offensichtlich ein theatralisches Rockstar-Interview zur Promotion einer neuen Platte.»
Im Jahr 2015 gewährte Manson Einblick in sein Frauenbild in einem Interview mit Dazed. «Frauen sollten sich dir immer präsentieren, wenn du nachhause kommst», so Manson. «‹Hallo Schatz, ich bin zu Hause›, und sie trägt Unterwäsche, die Beine in die Luft gestreckt. ‹Komm und hol's dir, Schatz.›»
Obschon Manson die Vorwürfe abstreitet, bekommt er bereits erste Konsequenzen zu spüren. Mansons Plattenfirma Loma Vista Recordings trennte sich vom Musiker. Das Unternehmen teilte am Montag mit, aufgrund der «verstörenden Anschuldigungen» werde sie Mansons jüngstes Album nicht weiter vertreiben. Auch werde Loma Vista nicht mehr mit Manson bei künftigen Projekten zusammenarbeiten.
Manson wird zudem auch aus Serien-Szenen gelöscht, in denen er mitspielte. Weitere geplanten Folgen mit ihm werden nicht mehr ausgestrahlt. Derweil forderte die demokratische Staatssenatorin Susan Rubio eine gründliche Untersuchung der Angelegenheit.
My statement on the allegations against Marilyn Manson: https://t.co/gvfQR2Po81 pic.twitter.com/mSy9jxFhJe
— Senator Susan Rubio (@SenSusanRubio) February 1, 2021
Möglich ist auch, dass sich noch weitere Frauen äussern werden. Spekulationen gibt es etwa um die Game-of-Thrones-Darstellerin Esme Bianco, welche auch behauptet, dass sie vergewaltigt worden sei. Sie war ebenfalls mit Marilyn Manson zusammen und sagte 2019 für den «Phoenix Act» aus. Namen nannte sie bisher jedoch keine. Gestern schrieb Bianco, dass sie ihre ganze Geschichte teilen werde, «sobald die Zeit für mich richtig ist.»
Das letzte Wort in dieser Angelegenheit ist vermutlich noch nicht gesprochen.
Rund 13 Jahre sind seither vergangen - das erleichtert die Spurensuche nicht besonders.