Für den Fall, dass ihr es noch nicht mitgekriegt haben solltet: Das Fernsehen bückt sich gerade mal wieder tief in Richtung unterste Schublade und grübelt dort sowas wie ein fleckiges, stinkiges, mottenzerfressenes Polyester-T-Shirt mit einem weinenden Harlekin drauf hervor. Als ob Motten Polyester fressen würden, haha! Willkommen im «Sommerhaus der Stars». Dort, wo Paare das Schäbigste von sich offenbaren. Dort, wo Stars keine Stars sind, sondern multipel wiedergekäutes Reality-Personal.
Heuer hat sich RTL besonders böse Mühe gegeben. Bei sechs von acht Paaren fragt man sich: Wieso sind die überhaupt zusammen? Was verstehen die unter Liebe? Haben die einander etwa in der Wühlkiste gefunden, die nach der Afterparty eines Public Viewings von «Love Island» auf dem Fundbüro abgegeben wurde?
Claudia und Max haben sich definitiv AUF einer Party gefunden, vor einem Jahr, Hamburg's Finest waren da versammelt, Olivia Jones war die Hostess with the mostest, und sie brachte Claudia (damals 60) und Max (damals 23 oder 24) auf die Idee, es mal miteinander zu versuchen. Claudia Obert ist nicht nur ein Reality-Luder, sondern auch eine feine Dame, die ihre Modeboutique mitten in Hamburg zwischen Chanel und einem Steigenberger Hotel liegen hat, eine Selfmade-Multimillionärin, die viel Champagner und «dreimal am Tag BungaBunga» braucht und sagt: «Ich brauch’ keine Emanzipation, ich bin ja jedem Mann überlegen.»
Er hält sich hartnäckig an der Seite von Claudia, normalerweise entsorgt sie ihre Toyboys schneller, und Maxens Mutter ist inzwischen Claudias gute Freundin und Boutique-Angestellte. Mutter, Sohn und Claudia sind «konservativ», das ist ihnen wichtig, Claudia ist CDU-MItglied und überlegt sich, in die Politik einzusteigen, was die Politik bisher allerdings noch nicht so richtig goutiert.
Im Sommerhaus kann man Claudia zugute halten, dass sie am ersten Abend für alle kocht, und zwar fleischlich und vegetarisch, was dringend nötig ist, um den hochstehenden Alkoholpegel wenigstens minimal einzuebnen. Claudia und Max sind die ersten auf dem geschmacksbaufällig runtergerockten alten Bauernhof in Nordrhein-Westfalen. Sie empfangen Paar Nummer zwei stilecht trockenbumsend im Garten, was Nummer zwei im Chor mit allen anwesenden Gartenzwergen (viele) und Puppen (geschätzte drei Tonnen) «respektlos» findet.
Nummer zwei besteht aus Ricarda («Ich bin aussen hui, innen pfui, so vom Körper her») und Maurice. Ricarda isst nur einmal im Tag, was Claudia mit: «Dafür bist du aber gut im Futter! Behalt's bei, du bist fett genug», kontert. Und Maurice wohnt noch bei den Eltern und träumte schon «immer» davon, ins Sommerhaus zu ziehen. Die beiden werden sich dank des harmonischen Traumurlaubs im Sommerhaus trennen, das ist bereits bekannt.
Es folgt die weitherum verschrieene Krawallbürste Walentina, die immerzu Empathie einfordert, aber Hass sät, samt Verlobtem Can, beide sind einzig dazu da, einander und die anderen zu nerven und damit «Sendezeit» zu ergattern.
Justine sieht aus wie Ricarda und ist hundertstel-berühmt, weil sie mal mit Joey Heindle verheiratet war, den die Welt auch nicht zu kennen braucht, jetzt hat sie irgendeinen Arben und mit ihm eine Tochter. Irgendein Alex und seine Vanessa wiederum haben sich bei «Love Island» kennengelernt, Vanessa hat den Alex da einer anderen ausgespannt, jetzt findet sie ihn eher slow und etwas alt und die beiden werden gewiss nicht gemeinsam alt.
Wieso es Pia und Zico braucht, keine Ahnung, aber die durchtätowierten Regenbogenhäschen Eric und Edith Stehfest braucht es auf jeden Fall, sie sind die einzigen, die sich richtig fest gernhaben. Sie sind «warriors of love» und Eric macht sich hinter die Challenges wie hinter Sex: «Jetzt haben wir Sex in Challenges. Wir werden die Challenges gewinnen, eine nach der anderen, als hätten wir Sex.» Aha.
Na ja. Gefragt worden nach einem «Coq au vin». Wissen ist halt Glückssache. Und was hat das mit Sex zu tun?
Tim Toupet, der stolz ist auf seinen ehrlichen Beruf und der Welt Gesangsjuwelen wie «Ich bin heiss wie Frittenfett» beschert, mokiert sich fies in bester Boomer-Manier über die anwesenden Influencer. Walentina ist sauer, weil Alex sie mal von einer Party, auf die sie sich selbst eingeladen hatte, wieder ausgeladen hat, man versteht ihn. Pia säuft sich die drittletzte Hirnzelle weg, und immer wieder fallen Sätze wie: «Aber was machst du jetzt wieder? Vor ganz Deutschland? Willst du Sendezeit?» Ja, sicher!
Claudia stiert lüstern auf Justines Brüste, denn die sind 75D, Claudias Max stiert lüsterner. Und wieso werden wir darüber informiert, dass Edith auch mit Frauen schläft, WIESO?? Der Unterhaltungsfaktor ist schon jetzt rabiat rasant. WAS IST DA NOCH ZU ERWARTEN??? W.O. S.O.L.L. D.A.S. E.N.D.E.N.???? Etwa bei einem Kokafiin?
Ach ja, Max hat übrigens einen «Master in Markenbildung». Die Marke, die er seit einem Jahr bildet, heisst Claudia. Er ist für den Online-Auftritt ihrer Boutiquen zuständig. Dieser hat allerdings seine Grenzen. «Wir lieben Menschen und keine Computer. Wir verkaufen nicht online», steht da zum Empfang. Auf Instagram schreibt Claudia über Max: «Meine Glücksmaschine, mir wird schwindelig vor Glück, wenn ich nur an ihn denke.» Da haben wir doch wieder was gelernt: Es gibt Computermaschinen (pfui) und Maxmaschinen (hui).
«Das Sommerhaus der Stars» läuft dienstags auf RTL.
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