Als Lego 2014 seinen eigenen Animations-Film in die Kinos brachte, war dieser ein riesiger Erfolg. Fast eine halbe Milliarde Dollar spielte der Streifen ein – bei Produktionskosten von gerade einmal 60 Millionen.
Man mag jetzt vielleicht denken, dass das schlicht an der Strahlkraft der Marke lag und sowieso jeder Lego-Fan ein Ticket gekauft hat. Ganz so einfach war es dann aber doch nicht, denn vor dem Kinofilm gab es bereits einige Lego-Filme, die direkt auf DVD erschienen und einfach nur zum Fremdschämen waren. Lego-Filme hatten keinen guten Ruf.
Der Kinofilm hat dann schlicht alles anders gemacht. Zwar wurde er komplett in 3D animiert, kam aber wie einer dieser Brick-Movies, wie man sie tausendfach auf YouTube findet, daher. Der Humor war so richtig abgedreht, strotzte nur so vor kreativen Einfällen und Hommagen und das Wichtigste: Der Film nahm sich selbst nicht zu ernst. Vor allem aber überraschte die kritische Note des Films. So wurden nicht nur unsere First-World-Problems gehörig veräppelt, sogar der Lego-Konzern bekam in seinem eigenen Film sein Fett weg.
Warum rede ich also jetzt drei Absätze lang über den Lego-Film, wenn es doch hier eigentlich um Playmobil geht? Nun, weil Playmobil nach dem Erfolg von «The Lego Movie» sehr schnell mal eben einen eigenen Film angekündigt hatte. Ob das geplant gewesen war? Vermutlich nicht, denn der Playmobil-Film wirkt wie der krampfhafte Versuch, den Humor von Lego zu kopieren. Und das macht man nur, wenn man selbst keine gute Idee in der Hinterhand hat und möglichst schnell liefern muss.
Tatsächlich kann ich mir nach «Playmobil – Der Film» sehr gut vorstellen, dass irgendjemand mit Entscheidungsgewalt beim Brainstorming in der Vorproduktion dramatisch auf ein Lego-Film-Plakat gedeutet und gesagt hat:
Herausgekommen ist dabei ein Film, der zumindest dem Trailer nach ähnlich abgedreht wie der Lego-Film ist. Schaut man sich dann aber den Playmobil-Film an, merkt man schnell, dass der Trailer eine Lüge ist.
Das eigentliche Problem des Playmobil-Films ist, dass die Verantwortlichen nicht verstanden haben, was den Lego-Film ausgemacht hat: Der Film war nicht einfach nur ein 101-minütiger Werbeclip für das Spielzeug. Die Story stand ganz klar im Mittelpunkt, während die Bausteine zweitrangig waren. Die moralische Botschaft, die ein Kinderfilm nun einmal haben muss, wurde dabei unaufdringlich in die Geschichte eingebettet und war dabei sogar zeitgemäss.
Beim Playmobil-Film ist es genau umgekehrt. Nicht nur die Handlung ist sehr simpel, die moralische Botschaft wird einem richtiggehend aufs Auge gedrückt. Zwei Geschwister zerstreiten sich, werden in eine Fantasiewelt, die aus Playmobil besteht, gezogen, wo die ältere Schwester ihren Bruder wiederfinden und retten muss. Bereits nach einer Viertelstunde weiss man, worauf die Story hinausläuft. Dabei wird jedes nur erdenkliche (und aktuelle) Playmobil-Zubehör immer schön in Szene gesetzt.
Da hilft es auch nicht, dass die Figuren etwa alle 20 Minuten ein fröhliches Lied à la Disney trällern. (Ja, der Film ist auch ein bisschen ein Musical). Das gefällt den jungen Zuschauern sicher, aber auf Erwachsene dürften die singenden Playmobil-Figuren eher befremdlich wirken.
Was der Playmobil-Film ebenfalls nicht schafft, ist eine zweite Erzählebene für ein älteres Publikum zu etablieren. Die Geschichte ist von A bis Z auf Kinder zugeschnitten und wird dadurch relativ rasch langweilig. Einen Film à la Pixar zu erwarten, bei dem man auch als Erwachsener seinen Spass hat, kann man also vergessen.
Ein Vorteil, den der Lego-Film hatte, waren die ganzen Lizenzen, die der Mutterkonzern über die Jahre akquiriert hat. Natürlich, schlussendlich ist der Lego-Film damit dann doch ein langer Werbespot für diese Marken, doch machen Lego-Batman, Lego-Star-Wars und Lego-Superhelden den Film nun einmal um einiges witziger. Vor allem Lego-Batman ist ein solcher Sympathieträger, dass er seinen eigenen Film bekam.
Bei Playmobil fehlen alle diese etablierten Figuren der Populärkultur. Der Film muss sich komplett auf seine lizenzfreien Spielzeug-Sets verlassen, zu denen man keinen Bezug hat, wenn man Playmobil nicht kennt.
Die Macher haben sich das wohl auch gedacht und irgendwie versucht, sich mit Anspielungen der Populärkultur da rauszumogeln. So gibt es beispielsweise eine ziemlich offensichtliche – nennen wir es Parodie – von Jabba the Hut und R2D2. Auch James Bond muss sich einiges gefallen lassen. Vermutlich sollte das für Sympathien sorgen, dass man sich mit den grossen Franchises anlegt, doch gelungen ist das nicht wirklich.
Schlussendlich ist «Playmobil – Der Film» ein nach Schema F durchkonstruierter Streifen, der keine wirklich eigenen Ideen hat. Hier haben nicht passionierte Filmemacher das Sagen gehabt, sondern die Manager und Marketing-Abteilung von Playmobil.
Die Witze hat man irgendwie alle schon einmal irgendwo gehört und zünden nur selten, und die Gesangseinlagen hätte man lieber weiterhin Disney überlassen. Dass der Film dabei auch die eine oder andere Logiklücke hat, die man nicht ignorieren kann, kommt noch hinzu. Das lässt sich auch nicht mit einem «Ja, das ist eben ein Kinderfilm» wegargumentieren.
Alle, die sich vom Trailer einen selbstironischen Spass à la «The Lego Movie» erhofft haben, werden leider brutal enttäuscht. Die jüngeren Zuschauer dürften aber ihre Freude am Film haben und sich wohl kaum an den erwähnten Dingen stören. Die Botschaft, die ihnen vermittelt wird, ist in Ordnung, findet man allerdings auch in unzähligen anderen Filmen, die ihr sicher schon zu Hause habt.
PS: In den Läden sind die ganzen Playmobil-Sets aus dem Film bereits aufgebaut. Also überlegt es euch gut, liebe Eltern, ob ihr den Film euren Kids wirklich zeigen möchtet.