Es rumort in den nicht mehr ganz jungen Knochen. Fürst Albert, 64, will sich partout nicht von seiner Charlène scheiden lassen. Er ist ein papsttreuer Katholik. Scheidung geht da schlecht. Alles andere schon. Albert ist Vater von zwei ehelichen und mehreren unehelichen Kindern, sein Fürstentum ist eine Festung für steuerflüchtige, spielsüchtige Superreiche. Man kann hier – so scheint es – in Vielem gewinnen, nur in der Liebe nicht.
Alberts Schwester, Prinzessin Caroline, 65, will sich ebenfalls nicht scheiden lassen, denn mit ihrem Ernst August von Hannover würde sie auch den Titel Königliche Hoheit verlieren. Caroline liebt diesen Titel. Er ist ihre Genugtuung dafür, dass sie als Erstgeborene für die patrilineare monegassische Thronfolge nie infrage kam.
Ihren Mann liebt sie schon lange nicht mehr. Ernst August, auch bekannt als der Prügel- oder Pinkelprinz, weil er so oft in aller Öffentlichkeit unter Impuls-Inkontinenz leidet, ist Carolines dritter Ehemann. Die erste Ehe mit Finanzmakler Philippe Junot endete bald, die zweite mit ihrer grossen Liebe, dem Unternehmersohn Stefano Casiraghi, endete tragisch, als Casiraghi 1990 bei einem Speedboat-Unfall starb. Caroline ist Mutter von vier Kindern.
Acht Jahre vor Casiraghi war Carolines Mutter, Fürstin Gracia Patricia alias Grace Kelly, mit ihrem Rover von einer Küstenstrasse abgekommen, 40 Meter in die Tiefe gefallen und tags darauf im Spital gestorben. Neben ihr hatte die jüngste Tochter, Stéphanie, gesessen. Die 17-Jährige überstand den Unfall verletzt und schwer traumatisiert. Wenig später verwandelte sie sich in ein rastloses Cool Girl, wurde ein ziemlich erfolgreicher Popstar, sang «Ouragan» und ein Duett mit Michael Jackson, besass ein angesagtes Café und einen Jeansladen mitten in Monaco.
Sie datete die Söhne von Alain Delon und Jean-Paul Belmondo, bevor sie sich auf Leibwächter, Kellner, Gärtner und Herren aus dem Zirkus, darunter den Schweizer Franco Knie, spezialisierte. Die heute 57-Jährige ist Mutter von zwei Kindern und lebt zurückgezogen. Gelegentlich lässt sie in ihrem Namen ein neues teures Parfum kreieren. Das heisst dann «Stephanie» oder «Princesse de coeur».
Grace Kelly hatte einst für das Versprechen eines Märchenlandes am Mittelmeer eine gross gestartete Hollywoodkarriere aufgegeben. Sie hatte mit Hitchcock gedreht und einen Oscar gewonnen und als sie schliesslich im Palast von Monaco angekommen war, verlor sie sich trotz allen Charity-Gewusels und gesellschaftlicher Verpflichtungen in Depressionen. Monaco war nicht Hollywood. Keine Traumfabrik.
Die Rechnung war nicht aufgegangen. So, wie sie später in England für Diana nicht aufging. Und in Spanien für Laetizia. Und in England für Meghan, die immerhin die Flucht aus dem Königshaus schaffte. Und in Monaco für Charlène. Die derzeit unglücklichste Prinzessin der Welt.
Demnächst wird sie Monaco ganz verlassen und nach Genf ziehen. Die Ehe ist vorbei. Zu wichtigen Anlässen, so hat die französische Zeitschrift «Voici» aufgedeckt, soll sie noch an der Seite von Albert erscheinen, ansonsten haben die beiden nichts mehr miteinander zu tun. Die Kinder werden ihre Mutter so oft wie möglich in der Schweiz besuchen.
2000 lernen sich die südafrikanische Profischwimmerin Charlene Wittstock und der ehemalige olympische Bobfahrer Albert anlässlich eines Schwimmwettbewerbs in Monaco kennen. Sie gesteht später in einem Interview mit der Adels-Postille «Tatler», sie habe damals sofort gewusst, dass er ihr «Schicksal» sei und «weiche Knie» bekommen.
Sie ist damals eine überschäumende, lebensfrohe 22-Jährige, hat sich aus einfachsten Verhältnissen – ihre Vorfahren waren preussische Taglöhner und glücklose Diamantenschürfer – zu einer äusserst beliebten Persönlichkeit in Südafrika hochgeschwommen, Sport- und Bildungsprogramme für Kinder entwickelt, ist selbst als Schwimmlehrerin tätig und kennt keine anderen Kleider als Badeanzüge, Shorts und T-Shirts. Ihr Vorbild ist eine andere blonde Südafrikanerin mit ähnlichem Namen, die aus dem gleichen Ort wie Charlene stammt, Charlize Theron.
Charlene hat einen Traum. Er beinhaltet weder Hollywood noch Schlösser oder Bälle, sie will 2008 für Südafrika an den Olympischen Sommerspielen in Peking schwimmen. Dass sich Albert in den ersten Jahren ihrer Beziehung einfach nicht für eine Verlobung entscheiden mag, kommt ihr dabei möglicherweise nicht ungelegen. Zumal Albert auch regelmässig mit Vaterschaftsklagen beschäftigt ist. 2005 und 2006 muss er so zwei uneheliche Kinder von einer Kellnerin und einer Flugbegleiterin anerkennen. 2007 beenden eine Knöchel- und eine Schulterverletzung Charlenes Schwimmkarriere. Als Athletin ist sie jetzt eine gebrochene Frau. Und Albert entscheidet, dass sie jetzt reif sei für den fürstlichen Dressurstall von Monaco.
Drei Jahre lang wird sie ausserhalb des Palasts in einer kleinen Stadtwohnung einquartiert und aus Charlene wird Charlène. Sie muss Französisch büffeln und Giorgio Armani himself bringt ihr allmählich bei, was Mode ist und kann. Caroline und Stéphanie kümmern sich um ihre höfische Erziehung.
Im einzigen grossen, selbstbestimmten Interview, das sie den Medien bis heute gegeben hat, dem im «Tatler» ein halbes Jahr vor ihrer Hochzeit, gesteht sie, sich in Monaco noch immer fremd zu fühlen und nur zwei Freunde zu haben, alle anderen seien höchstens Bekannte. Wen meint sie damit? Caroline und Stéphanie? Ganz andere? Das Interview kommt jenem TV-Interview von Diana gleich, in dem sie sagte: «There are three of us in this marriage.» Nur gibt Charlène ihr Diana-Interview schon vor der Hochzeit, nicht erst ein paar Jahre danach.
An dieser Stelle hätte sie gehen sollen. Doch sie ist jetzt 32, hat neben dem Sport keine Ausbildung und seit drei Jahren keine Beschäftigung mehr ausser dem Training zur Fürstin. Sie ist überzeugt, das Beste daraus machen zu können, schliesslich gelang es ihr im Sport auch immer, sich selbst zu bezwingen. Sie sieht jetzt aus wie ein Grace-Kelly-Double und beschreibt den Palast als «schönsten Ort der Welt».
Am 19. Juni besucht sie an der Seite von Albert die Hochzeit der schwedischen Prinzessin Victoria mit dem Fitnesstrainer Daniel Westling. Vier Tage später geben sie und Albert ihre Verlobung bekannt. Ein gutes Jahr später wird geheiratet. Die Braut trägt Tränen. Der Rest ist eine Foto-Tragödie in vielen unglücklichen Bildern. Nur an zwei Orten sieht man sie strahlen und emotional werden – bei Besuchen in ihrer Heimat, wo sie sich verstärkt ihren karitativen Engagements widmet, und am Rande von Sportveranstaltungen.
Lange, quälende Jahre ziehen ins Land, Albert lässt sich auffallend oft von Sharon Stone zu Veranstaltungen begleiten, bereits 2020 verschwindet Charlène angeblich krankheitshalber für längere Zeit aus Monaco, 2021 hält sie sich mehrheitlich in Südafrika auf, wo sie Opfer einer mysteriösen Krankheit wird, sich sechs Operationen unterziehen muss und sich ein halbes Jahr lang nur von Flüssignahrung ernähren kann.
Im September kollabiert sie erneut, ab Dezember erholt sie sich in einer Schweizer Klinik. Der Palast lässt verlauten, sie sei «psychisch und körperlich erschöpft». Erst im März 2022 kehrt sie nach Monaco zurück, wo sie ihr Leben als Fürstin wieder aufnehmen soll. Im April sieht man sie nur knapp nicht weinend bei einem Autorennen. Wenige Tage danach werden ihre Pläne mit Genf und der Vertrag mit Albert bekannt. 12 Millionen Euro jährlich wird sie als Apanage erhalten, wenn sie sich nicht scheiden lässt.
Märchen enden anders. Märchen enden nicht. Märchen bleiben in einer Schlaufe aus Glückseligkeit hängen. Man darf sie geniessen. Aber man darf ihnen nicht glauben.
O tempora o mores.