Die grosse Verwunderung, die bei vielen Fans schnell in Entsetzen umschlug, geschah am 6. März. Da bedankte sich Gwen Stefani auf X beim Schauspieler Jonathan Roumie für ein «aufschlussreiches, intelligentes und schönes Interview». Ein Interview mit dem rechtspopulistischen, rassistischen, frauenfeindlichen Ex-Fox-News-Moderator Tucker Carlson.
Jonathan Roumie spielt seit 2019 Jesus in der Serie «The Chosen» und hat im Dezember 2024 mit Gwen Stefani für die katholische Gebets-App Hallow für die 15-tägige Gebetsinitiative «Advent Pray25», zusammengearbeitet, wie die christliche Schweizer Medienorganisation jesus.ch mitteilt.
Auf X ist Stefani auch Fan von Word on Fire, einer internationalen Evangelisierungsbewegung.
Wow @JonathanRoumie u r a powerful inspirational human what an what an enlightening intelligent beautiful interview thank you for being u gx https://t.co/hoSWn9QMAM
— Gwen Stefani (@gwenstefani) March 6, 2025
Dort wird auch Gwen Stefanis Gatte, der christliche Country-Musiker Blake Shelton, zitiert: «Sie hat einen unglaublich starken Glauben an Gott», soll dieser 2022 über seine Frau gesagt haben: «Wenn Gwen jetzt hier sässe, würde sie sagen: ‹Gott kommt zuerst, dann kommt alles andere.› So war es immer in ihrem Leben. Sie drängt es niemandem auf, sondern lebt es als ihre persönliche Beziehung zu Gott.»
Was den Fans genau so sehr zu denken hätte geben müssen als Stefanis unbedachter Dank an Roumie nach seinem Carlson-Interview, wäre dies: Zu den Investoren der Gebets-App Hallow, der grössten rechts-katholischen App der Welt, mit der Stefani (neben Künstlern wie Andrea Boccelli oder Mark Wahlberg) immer noch innig zusammenarbeitet, gehören der Trump nahe Tech-Unternehmer Peter Thiel und kein anderer als Vizepräsident JD Vance.
2024 ging das Gerücht, dass Blake Shelton gemeinsam mit Kid Rock auf eine «anti-woke» Tournee gehen soll inklusive Bühnendekoration aus amerikanischen Flaggen-Wäldern. Dies wurde inzwischen entkräftet.
Ob Shelton und Stefani tatsächlich Trump gewählt haben, muss ebenfalls eine Vermutung bleiben, die beiden haben sich dazu – entgegen vielen Gerüchten – nicht öffentlich geäussert. Was dagegen stimmt, ist, dass Stefani früher offiziell Obama unterstützt hat. Abgesehen davon zeigte sie nie eine eindeutige politische Haltung, Politik sei Privatsache, sagen sie und Shelton. Erstaunlich ist da, dass sie auf ihren Social-Media-Kanälen unzählige Kommentare von Hardcore-Trump-Fans oder Fan-Bots offenherzig stehen lässt.
Dagegen ist sie umso radikaler, was ihren Katholizismus betrifft: Ihre erste Ehe mit Sänger Gavin Rossdale liess sie vom Vatikan annulieren, weil sie sonst als strenge Katholikin kein zweites Mal hätte heiraten können.
Auch in Sachen Feminismus gibt sie sich bedeckt, dabei hat sie doch mit einigen ihrer Songs wahre Hymnen bewegter Frauen geschrieben, etwa «I'm Just a Girl» oder «Hollaback Girl». Femininität sei ihr lieber als Feminismus, sagt sie, und übernimmt damit das Vokabular konservativer Trump-Anhängerinnen. Etwa von Brittany Hugoboom, der Gründerin von «Evie Magazine», die sich gegen die Pille ausspricht und gemeinsam mit Peter Thiel eine App für natürliche Verhütung erfunden hat. Gwen Stefani ist gegen Sex vor der Ehe und hatte sich als junge Frau gegen Abtreibung ausgesprochen.
No Doubt hiess ihre frühere Band. Kein Zweifel. Heute bleiben viele.
(sme)
Wie Freiheit, Toleranz, Menschenwürde?
Don't speak, Gwen.