Was haben die meisten Frauen gemeinsam? Genau, einmal im Monat verlieren sie während mehreren Tagen zwischen 60 bis 80 Milliliter Blut. Damit da nichts in die Hose geht, buhlt die Industrie um die besten Hygieneartikel. Was darf es sein? Tampon? Menstruationstasse? Binde? Jeder Hersteller verspricht mit seinem Produkt das ultimative, sichere Frischegefühl für Frauen mit Periode.
Seit einigen Monaten wird eine weitere Möglichkeit fleissig beworben. So manche Frauen kriegen derzeit den Facebook- und Instagram-Feed zugespült mit Werbung für Unterwäsche – Periodenunterwäsche. Dabei handelt es sich nicht einfach um eine etwas dickere, herkömmliche Unterhose, sondern um den «intelligenten Slips für deine Periode», wie es heisst. Da wird frau natürlich hellhörig. Eine Unterhose, die intelligent ist? Eine Periode ohne mühsames Tampon-Wechseln und dazu noch Geld und Ressourcen sparen? Klingt in den Ohren von Menstruierenden vielversprechend.
Dennoch bin ich skeptisch. Kann eine Unterhose einen herkömmlichen Frauenhygieneartikel wirklich ersetzen? Ist sie genug saugfähig, dass nichts ausläuft? Wie soll das funktionieren? Ich habe Modelle von Kora Mikino und Femtis getestet.
Bei Kora Mikino sind fünf verschiedene Modelle erhältlich. Zwei klassische und ein etwas ausgefalleneres. Das Modell «SIVVY» sieht wie eine normale Unterhose aus. Es besteht aus Buchenholz und fühlt sich sehr leicht an. Innen unterscheidet sie sich jedoch durch einen etwas festeren Mittelteil von normaler Unterwäsche. Hier ist die Einlage eingenäht. Diese besteht bei diesem Modell aus einem Stoff, der das Blut direkt an die zweite Lage, die Sauglage, weiterleitet. Bis zu 30 Milliliter Blut soll diese Unterhose aufnehmen können, das entspricht der Saugfähigkeit von etwa drei Tampons.
Femtis ist eine weitere Marke, die fleissig auf Social Media gesponserte Beiträge an Frauen ausspielt. Die deutschen Herstellerinnen haben zehn verschiedene «Period Pants» entworfen. Hier kann Frau zwischen Slips, Unterhosen mit Spitzen und High-Waist-Unterhosen und drei verschiedenen Stufen (leicht bis starke Tage) auswählen. Getestet habe ich von Femtis den schwarzen Periodenslip «ALWA», der durch die Spitzen etwas schicker daherkommt, als das obige Modell. Die Femtis-Perioden-Unterhose hat vier verschiedene Lagen und kann so viel aufsaugen, wie zwei bis drei Tampons.
Wenn die Perioden-Unterhosen für den ersten Gebrauch bereitliegen ist man plötzlich wieder aufgeregt, die Tage zu kriegen. Kurz bevor sie hier sind, zeigt sich schon der erste Pluspunkt des neuen Hygieneartikels: Ich muss nicht zuerst prüfen, ob der Tampon-Vorrat noch reicht. Dafür wasche ich die Unterhosen bei 40 (nicht 60!) Grad. Dann kann es losgehen.
Zuerst teste ich die «SIVVY» von Kora Mikino an. Entgegen meiner Befürchtung stört der verstärkte Mittelteil der Unterhose auch mit eng sitzenden Jeans im ersten Moment nicht. Ungewohnt ist es hingegen, nicht regelmässig den Tampon wechseln zu müssen. Und am Anfang bleibt die Sorge, dass das Ding nicht ganz dicht ist. Doch der Unterhose sieht (oder riecht) man auch nach ein paar Stunden Gebrauch nichts an, alles verschwindet wie angekündet in der Sauglage – ich bin begeistert.
Soweit so gut. Nach dem Feierabend im Home-Office geht es das erste Mal raus; eine Verabredung in einer Bar. Dann frage ich mich zum ersten Mal, ob ich sie wirklich auch für ausser Haus anziehen soll. Denn gegen den frühen Abend saugt die Einlage nicht mehr gleich gut, zwölf Stunden Tragdauer sind meiner Meinung nach ein hohes Versprechen, gerade während des ersten Tages der Periode.
Ich wage den Versuch, nehme dafür aber das frische «ALWA»-Modell von Femtis, passend zum Abend hat es ja sogar Spitzen. Zum Glück denke ich noch daran, den gebrauchten Periodenslip mit Handwaschmittel auszuwaschen, denn ich möchte ihn auch am nächsten Tag wieder verwenden.
Später in der Beiz wünsche ich mir erstmals wieder meinen Tampon zurück. Das «Polster» fühlt sich unangenehm an und ich beginne mich zu fragen, ob man es sieht. Die im Vergleich zu herkömmlichen Slips grosse Unterhose hat mir zu viel und zu dicken Stoff, gerade jetzt bei den wärmeren Temperaturen. Das Modell von Femtis gefällt abgesehen davon sehr gut und auch hier überzeugt die Saugfähigkeit, sowie der geschmeidige Stoff.
Für die Nacht entdecke ich den Nutzen der Perioden-Unterhosen jedoch wieder neu; sie eignet sich ideal für unter dem Pyjama und hält das Versprechen auch im Liegen.
Am zweiten Test-Tag ist Sporttreiben geplant. Können sie hier überzeugen? Zugegebenermassen fand ich die Vorstellung, mit dem Perioden-Slip zu joggen nicht besonders prickelnd. War es in der Realität auch nicht. Sie sind zu fest, gerade wenn es schweisstreibender Sport ist. Ausserdem ist es angenehmer, wenn das Blut beim Rennen von einem Tampon oder einem Cup aufgefangen wird.
Dass es nun eine weitere Alternative zu Tampons, Menstruationstassen und Binden gibt, ist sehr erfreulich. Folgende Vor- und Nachteile haben die Perioden-Slips für mich:
Grundsätzlich überwiegen die Vorteile. Sie halten, was sie versprechen, und es gibt keinen Grund zur Sorge, dass etwas daneben gehen könnte. Gerade für Frauen, die eine weniger starke Periode haben, ist der Slip ideal. Wer noch Binden benutzt, kann sich jetzt definitiv von diesen verabschieden und sollte unbedingt auf die Perioden-Unterhosen umsteigen.
Vor allem im Arbeitsalltag oder beim Sport möchte ich aber auf Tampons oder den Menstruationscup zurückgreifen. In der Nacht, für zu Hause oder bei leichten Tagen ist die Perioden-Unterwäsche jedoch eine erlösende Innovation. Woran Frau sich aber definitiv gewöhnen muss ist – auf gut Deutsch gesagt – das «Rausbluten». Im Gegensatz zu Tampons oder Tassen spürt man seine Menstruation richtig, das ist nach jahrelanger Tampons-Anwendung äusserst ungewohnt – gesünder soll es aber sein.
Dass ich die bisherigen Damen-Hygieneartikel komplett durch Perioden-Unterwäsche ersetze, ist unwahrscheinlich. Nachts und an Home-Office-Tagen möchte ich sie hingegen nicht mehr missen.