Rund um den Flughafen von Libyens Hauptstadt Tripolis hat es am Sonntag heftige Gefechte zwischen bewaffneten Milizen gegeben. Nach Angaben eines Vertreters der Flughafenbehörden schlugen am Morgen Raketen auf dem Flughafengelände ein. Der Flughafen wurde für drei Tage geschlossen, mindestens bis Mittwochabend können dort keine Maschinen mehr starten und landen.
Die Sintan-Brigaden, die seit dem Sturz des langjährigen libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi vor mehr als drei Jahren den Flughafen kontrollieren, wurden den Angaben zufolge von Kämpfern islamistischer Milizen angegriffen, die sie von dort vertreiben wollen. Der Flughafen liegt 25 Kilometer ausserhalb der Hauptstadt. Die Schüsse schwerer Waffen waren jedoch bis ins Stadtzentrum zu hören, wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP berichtete.
Zu dem Angriff bekannte sich die Operationszelle der libyschen Revolutionäre, die sich aus verschiedenen islamistischen Milizen zusammensetzt und als bewaffneter Arm der Islamisten im libyschen Parlament gilt. Nach Angaben aus Flughafenkreisen gelang es den Sintan-Brigaden, den Angriff abzuwehren.
Vor allem an der Strasse vom Flughafen nach Tripolis dauerten die Kämpfe nach Augenzeugenberichten jedoch an. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurde mindestens ein Mensch getötet und 15 weitere verletzt.
Die Sintan-Brigaden, die als bewaffneter Arm der liberalen Kräfte in Libyen gelten, hatten bereits am bewaffneten Aufstand gegen Gaddafi teilgenommen, der im Jahr 2011 mit Unterstützung der NATO gestürzt wurde.
Das ölreiche nordafrikanische Land kommt seitdem nicht zur Ruhe. Zahlreiche frühere Rebellengruppen und Stammesmilizen weigern sich, ihre Waffen abzugeben und versuchen mit Gewalt, ihren Forderungen Gehör zu verschaffen. Vor allem im Osten Libyens gab es in jüngster Zeit heftige Kämpfe zwischen islamistischen Rebellen und Milizen.
Die US-Regierung zeigte sich am Samstag «tief besorgt» über die anhaltende Gewalt. Sie könne zu einem «breiten Konflikt» in dem Land führen, sagte die Sprecherin des Aussenministeriums, Jen Psaki. Sie verlangte, dass das neugewählte Parlament so schnell wie möglich zusammentreten müsse und auch die Arbeit an der neuen Verfassung «ohne Behinderung und Gewalt» fortgesetzt werden solle.
Das neue libysche Parlament soll den Nationalkongress ablösen, der wegen interner Grabenkämpfe und der Duldung islamistischer Milizen seine Autorität einbüsste. Das Mandat des Übergangsparlaments lief bereits im Februar aus. Der Versuch der Abgeordneten, ihre Amtszeit bis Dezember zu verlängern, wurde schliesslich durch Proteste vereitelt. Das Ergebnis der Parlamentswahl von Ende Juni soll am 20. Juli bekanntgegeben werden.
Bei einem Treffen in Tunesien wollten ab Sonntagabend die Aussenminister der Nachbarländer über einen Ausweg aus den Konflikten in Libyen beraten. Eröffnet werden sollte das Treffen von Tunesiens Präsident Moncef Marzouki, wie das Aussenministerium in Tunis mitteilte.
An den Beratungen hinter verschlossenen Türen nehmen am Montag die Aussenminister aus Libyen, Tunesien, Ägypten, Algerien, dem Tschad und dem Niger sowie Vertreter der Arabischen Liga und der Afrikanischen Union teil. (viw/sda/afp)