Drohungen der langjährigen Nummer eins der Mafia, Salvatore Riina, gegen den Priester Luigi Ciotti haben in Italien eine Solidaritätswelle für die Galionsfigur im Kampf gegen das organisierte Verbrechen ausgelöst. Ciotti, Vorsitzender der Antimafia-Bewegung «Libera», kämpft bereits seit 1995 gegen jede Art von Mafia-Vereinigung.
Die Tageszeitung «La Repubblica» veröffentlichte ein abgehörtes Telefongespräch zwischen dem in Mailand zu lebenslänglicher Haft verurteilten Riina und einem weiteren Mafia-Boss Alberto Lorusso. Darin sagte Riina, Ciotti sollte wie der Anti-Mafia-Priester Giuseppe Puglisi enden, der 1993 von der Mafia getötet worden war. «Wir könnten Ciotti auch ermorden», sagte Riina laut dem abgehörten Gespräch.
Die Sicherheitsvorkehrungen um den Priester wurden daraufhin verschärft. Solidaritätserklärungen erhielt der 69-jährige Geistliche von Italiens Premier Matteo Renzi und allen hochrangigsten Politikern im Land. Renzi bezeugte dem Priester seine «Nähe und Unterstützung». «Wir sind an Ihrer Seite», kommentierte der Senatspräsident und ehemaliger Staatsanwalt in Palermo, Piero Grasso.
«Für mich ist der Einsatz gegen die Mafia seit jeher ein Akt der Treue dem Evangelium gegenüber im Sinne des Einsatzes gegen Ungerechtigkeit und Gewalt», betonte Ciotti, der sich seit Jahrzehnten auf Sizilien gegen die wirtschaftliche und politische Macht der Mafia engagiert.
Sein Verband «Libera» hatte 1995 den «Giorno della Memoria» (Tag der Erinnerung) ins Leben gerufen. Dabei wird seitdem jedes Jahr im März der Opfer der Mafia gedacht. (whr/sda/apa)