Mit diesen Worten lässt der Gitarrist, Shachar Elnatan, das Konzert beginnen. Es gibt guten Grund, aufgeregt zu sein, denn seit Wochen konnte die Gruppe nicht mehr vor echtem Publikum spielen. Die Einzigen, die ihrer fantastischen Musik lauschen konnten, seien, laut Elnatan, der Kameramann hinter seiner Kamera gewesen. Nun gibt es sichtlich noch einen weiteren Grund, der die Nervosität des Trios steigen lässt, denn zwei aus ihrem Team konnten aufgrund der aktuellen Umstände gar nicht erst anreisen. Doch dass die «Only Berries» nicht komplett sind, stört sie keineswegs. Im Gegenteil: sie sind froh, diese Erfahrung als ein «kraftvolles Trio», wie Somos es ausdrückt, erleben zu dürfen.
Licht erstrahlt, die Gitarre ertönt. Weiter aufbauend setzt fast zeitgleich Schlagzeug und eine zweite Gitarre ein. Ein ruhiger, besänftigender Klang erfüllt den Saal. Jetzt setzt Elnatan mit seiner Stimme ein. Das Publikum ganz fokussiert. Mitunter begleitet ihn auch sein Bruder, Inbar Elnatan als Zweitstimme. Der Schlagzeuger Somos erzeugt auf den Trommeln seines Instrumentes verschiedenste Streich- und Klopfgeräusche, welche zusammen mit den fein klingenden Gitarrensaiten, die gezupft werden, eine wunderbare Kombination ergeben. Die Hand von Inbar Elnatan, angezogen mit einem schwarzen Handschuh, der dafür sorgt, dass die weichen Klänge, die er spielt durch Zupfbewegungen über die Saiten, nicht durch seine Fingernägel verstärkt werden. Die Instrumente ergänzen sich sehr harmonisch und mit den beiden Stimmen ist ein klangvolles Paket der Ruhe und Begebenheit geschaffen.
Doch der friedvolle Klang verwandelt sich bald in immer lauter werdende Töne und immer schneller gespielten Noten. Es ist ein Wechsel von laut und leise, schnell und langsam. Ganz in seinem Element, bewegt sich Elnatan auf seinem Stuhl zum Klang ihrer Musik. Seine dunklen Locken schwingen wild mit. Mit dem Beat wächst auch sein Bewegungsdrang, so dass er schlussendlich sogar aufsteht und sich rhythmisch mitbewegt. Mit einem kurzen Handzeichen macht er klar, dass man den Ton noch lauter stellen soll und dann ist er gleich wieder ganz vertieft in ihre Musik.
Ein für sie besonderer Teamkollege, der das Konzert von der Garage aus mitverfolgt, ist ihr geliebter «Only Berries» Van, den sie, wie die Band humorvoll ins Publikum warf, beim nächsten Konzert hinter sich aufstellen würden. «Wie sollte man auch berühmt werden, wenn man keinen VW Bus auf der Bühne stehen hat?» Vor allem, wenn dieser Van der ständige Begleiter einer Band ist und sozusagen zu ihrem Markenzeichen wird. Tag und Nacht verbringt die Gruppe darin und erlebt dabei Einiges.
Wie sie sich anschreien mussten, um sich überhaupt zu verstehen, weil der Motor zwischen den beiden Fahrersitzen viel zu laut war. Oder wie sie sich die Zeit mit der Gitalele, einem Instrument, das die Grösse einer Ukulele hat, jedoch wie eine Gitarre sechs Saiten hat, vertrieben haben. Als sie sich dann noch einen Spass erlaubten und die Gitarre aus Witz an den Radio angeschlossen haben, bemerkten sie, dass man diesen tatsächlich als Verstärker nutzen kann. Den ganzen Weg von Warschau bis nach Muri haben sie mit ihrem 1986 gebauten Van durchgestanden. 37 lange Stunden ohne Unterbrechung hat er sie hierher ins «Pflegidach» getragen. Sowas nennt man doch einen Freund, der fürs Leben bleibt.
Aus einem Witz ist er entstanden, meinen die drei Bandmitglieder auf die Frage, wie denn der Name «Only Berries» entstanden sei. Alkohol und Drogen seien nicht so ihr Ding, sie schwärmen mehr für viel Süsses, und am liebsten mögen sie Kuchen. Auf die Verweigerung eines Bandmitgliedes, ein weiteres Kuchenstück zu verputzen, war Elnatan sehr verwundert. Ob er krank sei, fragte er scherzhaft. Dieser jedoch sagte, er habe viel zu viel Kuchen gegessen und das Einzige was er jetzt noch essen könne, seien nur Beeren (only berries).
Die drei Musiker spielen was sie können und sind eins mit ihrer Musik. So konzentriert und leidenschaftlich spielen sie, dass Elnatan mitten im Konzert - ganz aus dem Häuschen - fragt, wie viel Zeit sie denn eigentlich noch haben. «Ich habe die Zeit völlig vergessen», erklärt der 28-Jährige. Glücklicherweise reicht die Zeit noch, um ein Ständchen mit dem Publikum zu singen. Sie fordern die Zuschauer auf, bei ihrem letzten Lied mitzusingen. Bei jedem «Freedom» singt das Publikum einstimmig und euphorisch mit.