Am Samstag spielten die drei noch ein Konzert in Norwegen und am Montag ist das Trio bereits in Frankreich anzutreffen. Diesem extrem anspruchsvollen Rhythmus folgen sie bereits seit über zwanzig Tagen. Nun waren sie in Muri angekommen, nachdem sie seit vier Uhr morgens auf den Beinen waren, und mussten nun ihr Können zeigen. Potter gibt zu, dass es nicht der einfachste Beruf sei, betont jedoch, dass man es letztendlich für die Musik tue. Die Erfahrung, die Bühne zu betreten, Jazz zum Leben zu erwecken, Menschen zu verbinden und dem Publikum unvergessliche Augenblicke zu schenken, erfülle sie reichlich. Für dieses Erlebnis lohne sich die harte Arbeit.
Mit dem strengen Zeitplan der Jazzmusiker konnte der Flughafen in Amsterdam leider nicht mithalten. Das Trio schaffte es gerade noch rechtzeitig auf seinen/den Flug, jedoch blieb das Gepäck zurück. Unter den vermissten Gegenständen befanden sich ihre Kleidung und, besonders wichtig, die Effektgeräte für Potters Saxofon. Dadurch konnte das Publikum in Muri die Kunst des Saxofonisten ganz in Natur erleben. Der Veranstalter Stephan Diethelm sah dies sogar als Vorteil, so könne man seine unglaublichen Fähigkeiten noch viel besser entdecken.
Im klassischen Saxofonquartett bilden das Schlagzeug, der Bass, das Klavier und natürlich das Saxofon eine harmonische Einheit. Doch diesmal fehlte der Bassist – stattdessen übernahm der 28-jährige Pianist die Aufgabe, sowohl die Bass Box als auch das Klavier gleichzeitig zu spielen. Seine Finger bewegten sich so flink über die Tasten, dass es beinahe unmöglich war, ihrem eleganten Tanz mit den Augen zu folgen. Wie ein Meister vollführte er sein musikalisches Kunststück – mitunter sogar nur mit einer Hand!
Schon im Alter von 4 Jahren entdeckte er seine Liebe zum Klavier, und seitdem hat er sich zu einem Meister seines Handwerks entwickelt. Die Melodien, die er dabei zauberte, waren wie ein bunter Wirbelwind, der die Zuhörer in eine Welt der Klänge entführte. Francies wurde als "tierisch guter Pianist" beschrieben und es war nicht schwer zu verstehen, warum.
Die Chemie, die sich zwischen den Musikern auf der Bühne entfaltete, war schlichtweg beeindruckend. Francies und Harland pflegen eine langjährige Bekanntschaft, und auch Potter, der das Trio zusammengestellt hatte, fügt sich nahtlos in die Gruppe ein. In der Welt der Musik sprechen alle drei dieselbe Sprache, was zu einem reibungslosen Zusammenspiel führt. Im Mittelpunkt des Konzerts steht die individuelle Freiheit, dies wurde besonders durch ihre herausragenden Soli betont, bei denen sie ihre individuellen/je eigenen? Talente brillant zur Geltung brachten. Zwischen diesen Soli entfaltete sich jedoch eine perfekte Harmonie, die das Gesamterlebnis des Konzerts weiter vertiefte.
Ein Highlight des Konzerts war der Song "My One and Only Love". Als einziger Standard des Abends hob er sich besonders hervor. Ein Standard-Song ist ein etablierter und oft gespielter Klassiker in der Musik, der einem breiten Repertoire von Künstlern als gemeinsame Grundlage dient. Das Trio spielte ihn mit einer starken emotionalen Intensität, die das Publikum von Anfang bis Ende fesselte und tiefe Gefühle vermittelte. Die harmonische Zusammenarbeit der Musiker schuf eine einzigartige Interpretation dieses Jazz-Klassikers. Die Leidenschaft, mit welcher sie diesen Song spielten, machte diesen Moment zu einem unvergesslichen Höhepunkt des Abends.