Dass dieses Konzert laut sein wird, hat Stephan Diethelm, Ressortleiter von «Musig im Pflegidach», bei der Begrüssung bereits angekündigt. Als dann die ersten Töne auf dem Schlagzeug gespielt wurden, hat sich diese Vorwarnung bestätigt. Nate Wood startete direkt mit rasanten Rhythmen, lauten Beats und schnellen Melodien. Das Publikum wurde sofort gepackt und von Wood auf eine Reise durch seine Lieder mitgenommen. Musik zum Einschlafen ist dies definitiv nicht und das hat sich auch gezeigt.
Einige Zuschauer liessen ihren Kopf oder die Hände im Takt mitwippen, begleiteten den Rhythmus mit ihrem Fuss oder bewegten sich sonst auf ihre eigene Art zu der Musik. Andere haben einfach gelauscht und gespannt zugeschaut, wie Wood geschickt zwischen den drei Instrumenten wechselt und sie gemeinsam zum Klingen bringt. Seine Emotionen in den Liedern zu verarbeiten und diese Gefühle den Zuschauern rüberzubringen, sei ihm wichtig.
Einen Namen in der Jazzbranche machte sich Wood bereits durch die Grammy-nominierte Band «Kneebody», bei der er 2001 Mitgründer war. Der 42-Jährige ist dort Schlagzeuger. Doch ein Instrument allein reichte ihm nicht. Drei Instrumente spielt er nun bei seinem Soloprojekt «fOUR» gleichzeitig (Schlagzeug, Bass und Keyboard) und singt dazu noch selbst geschriebene Texte. Insgesamt also vier Elemente, alle von ihm selbst gestaltet.
Wie er auf dieses Projekt gekommen ist? «Die Idee ist, dass ich auf der Bühne die ganze Musik selbst erzeugen kann. Hier ist alles live und nichts vorher schon aufgenommen», erklärt er dem Publikum nach dem ersten Song, während er seine Kopfhörer noch richtet, da er bemerkte, sie verkehrt aufgesetzt zu haben. Dass drei Instrumente gleichzeitig zu spielen nicht ganz einfach ist, kann man an seinem durchgehend konzentrierten Blick gut erkennen und wurde dann in einem Gespräch nach dem Konzert von Wood selbst auch noch bestätigt «It’s so hard and challenging. But then when it’s worked out well, it’s like the most rewarding experience» («Es ist sehr schwierig und herausfordernd. Aber wenn es dann gut läuft, ist es die schönste Erfahrung»).
Als Wood das letzte Mal im Pflegidach auftrat, kannte man Corona noch nicht. Von vielen Musikern und anderen Künstlern hörte man oft, dass sie unter den Lockdowns gelitten haben – nicht Wood. Für ihn war die Auszeit sogar ein Vorteil. Am gleichen Tag, als in New York City der Lockdown ausgerufen wurde, bekamen seine Frau und er die Schlüssel für ihr neues Haus. Somit hatten sie genügend Zeit, sich richtig einzuleben und zwei Jahre gemeinsam zu verbringen, ohne dass einer von den beiden auf Tour geht.
Diese Momente hat Wood sehr geschätzt und genossen. «It really was a blast for me, so great to have that experience (es hat mir wirklich Spaß bereitet, toll, so eine Erfahrung zu machen)», so der Künstler. Auch vom Musizieren hat er sich eine Pause genommen, für über ein Jahr. Weil das Studio noch nicht fertig war, «and I didn’t want to disrupt the neighbours» («und ich wollte die Nachbarn nicht stören»), fügte er noch schmunzelnd hinzu. Trotzdem ist er froh, nun wieder Konzerte spielen zu können, denn diese haben ihm dennoch gefehlt. Sein letztes grosses Konzert war im März, seither hat er viel Zeit mit Üben verbracht. «Jedoch ist die Energie, wenn Zuschauer da sind, immer ganz anders», meint der Multitasker. Auch heute fühlte er sich unvorbereitet, obwohl er sehr vorbereitet war, wie er mit einem Grinsen erzählt. Inmitten des Konzertes hat Wood auch verraten, dass er vor dem Konzert nie genau weiss, was er alles spielen wird. «I just play, whatever feels right to play at the moment (ich spiele einfach, was sich in dem Moment gut anfühlt).»
Und wie geht es nun weiter mit seinem Projekt? Zu viel über neue Ideen möchte er noch nicht preisgeben. In Planung sind bereits diverse Sachen, man kann also gespannt bleiben. Auf die Frage, ob er noch ein weiteres zusätzliches Instrument integrieren wird, antwortet er mit «wahrscheinlich nicht, denn drei sind schon eine Challenge genug, vor allem wenn ich dazu noch singe.» Aber ziemlich klar ist, dass er nicht wieder zurück auf nur ein Instrument wechseln wird, denn «I don’t enjoy playing one instrument at a time as much as I used to (es macht mir nicht mehr so viel Spass, ein Instrument allein zu spielen wie früher)», so Nate Wood.