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Wer hat Adam erschaffen? Natürlich das Fliegende Spaghetti-Monster. Ein Schwank in drei Akten

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Wer hat Adam erschaffen? Natürlich das Fliegende Spaghetti-Monster. Ein Schwank in drei Akten

12.02.2014, 10:5812.02.2014, 12:20
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1. Akt: Die Ausgangslage

Der atheistische South Bank Verein (SBAS) unterhält einen Stand an der Orientierungswoche der South Bank Universität. Ihre Werbeplakate zeigen Michelangelos «Erschaffung Adams», aber ohne Gott. An seiner Stelle haucht das Fliegende Spaghetti-Monster mit seinem langen Spaghetti-Finger dem Adam den Hauch des Lebens ein. 

2. Akt: Das Drama

Strenge Vorsteher der Studentenvereinigung entwenden die Spaghetti-Monster-Plakate. Sie offenbaren dem SBAS, dass das entblösste Genital Adams einer religiösen Beleidigung gleichkomme. Das SBAS erklärt sich daraufhin bereit, die Scham Adams zu bedecken. Dann aber heisst es auf einmal, dass eigentlich doch eher das Spaghetti-Monster das Problem sei – es handle sich um Verunstaltung religiöser Kunst.

Dem atheistischen Verein wird die Verbreitung der Plakate auf dem Gelände der Universität verboten; ihr Stand wird dicht gemacht.  

Das Fliegende Spaghetti-Monster, das auf Ablehnung stösst. 
Das Fliegende Spaghetti-Monster, das auf Ablehnung stösst. Bild: Facebook/SouthBankAtheistSociety
Das Original; Michelangelos Freske «Erschaffung Adams» ziert die Decke der sixtinischen Kapelle. 
Das Original; Michelangelos Freske «Erschaffung Adams» ziert die Decke der sixtinischen Kapelle. Bild: Wikicommons

3. Akt: Die Empörung

«Flying Spaghetti Monsterism» vs. «Intelligent Design»
Die «Flying Spaghetti Monsterism»-Bewegung wurde 2005 vom US-Physiker Bobby Henderson gegründet. Sie parodiert die kreationistische Auffassung der pseudowissenschaftlichen «Intelligent Design»-Anhänger. Diese sind der Auffassung, dass das Universum und alles Leben auf der Erde durch einen unmittelbaren Eingriff eines Schöpfergottes in natürliche Vorgänge entstanden sind – also so geschaffen wurden, wie es in der Heiligen Schrift steht: Von Gott. Die Bewegung, die sich um Bobby Henderson geschart hat, setzt Gott das Fliegende Spaghetti-Monster entgegen. (rof)

Cloe Ansari, die Präsidentin des Atheisten-Vereins, ist schockiert über die universitären Zustände. Sie hat nicht gedacht, auf solch religiöse Zartgefühle zu stossen. Im Gegenteil; sie hat angenommen, den Glauben der Studierenden herausfordern zu können, um wiederum selbst herausgefordert zu werden.

«In dieser Institution scheint es nicht gestattet zu sein, über religiöse Belange zu debattieren, Einwände vorzubringen oder sie anzufechten.»  
Cloe Ansari; Präsidentin der «South Bank Atheist Society» (SBAS)

Auch die «British Humanist Association» (BHA) und die «National Federation of Atheist» sind entrüstet und verurteilen das Plakat-Verbot an der Londoner Universität. 

Die «Humanist and Secular Students Societies» (AHS), zu der auch die SBAS zählt, hält die Zensur gar für rechtswidrig, weil sie die legitime Arbeit ihrer Mitglieder massiv einschränke. Rory Fenton, der Präsident des Vereins, will die Universitäten daran erinnern, dass sie das Recht auf freie Meinungsäusserung achten müssen. 

Eine Auswahl der Glaubensinhalte der Fliegenden Spaghetti-Monster-Kirche (FSM) 
Die Welt wurde vom Fliegenden Spaghetti-Monster erschaffen. 

Alle Hinweise auf eine Evolution wurden von ebendiesem bewusst gestreut, um die Menschen zu verwirren.


Bobby Henderson ist der Prophet dieser Religion.


Piraten werden als die ursprünglichen «Pastafaris» verehrt. Lebensmaxime der Gläubigen ist «WWAPD?» («What Would A Pirate Do?», englisch für «Was würde ein Pirat tun?») in Anspielung auf den christlichen Slogan W.W.J.D. («What would Jesus do?», englisch für «Was würde Jesus tun?»).

Einzige Ursache für die globale Erwärmung, Orkane und alle anderen Naturkatastrophen ist die sinkende Zahl von Piraten seit Beginn des 19. Jahrhunderts. 
2008 interpretierte Henderson die wachsende Piraten-Aktivität am Golf von Aden als einen weiteren empirischen Beweis für die Richtigkeit des Erderwärmungs-Dogmas, denn es sei festzustellen, dass Somalia weltweit die höchste Piraten-Dichte und gleichzeitig die niedrigste CO2-Emission aufweise. 
«Dasselbe Recht schützt ja auch die Ausdrucksfreiheit religiöser Studenten, also warum wird die eine Seite beschnitten, während die andere freie Hand bekommt?»
Rory Fenton; Präsident der «Humanist and Secular Students Societies» (AHS)

Die Präsidentin der Londoner South Bank Universitätsvereinigung Barbara Ahland nimmt die Anschuldigungen ernst und sagt, sie wolle den Vorfall genau untersuchen.

Via Humanism und Independent

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