Mit seiner heimlichen Reise zum D-Day-Gedenken hat ein britischer Veteran weltweit Schlagzeilen gemacht. Nun sonnt er sich in seinem plötzlichen Ruhm und legt im Pflegeheim die Füsse hoch.
Bernard Jordan wird in dieser Woche 90 Jahre alt. Nach seinem Ausreisser an die D-Day-Strände in der Normandie ruht er sich inzwischen wieder in seinem Pflegeheim in Südengland aus. «Ich war ungezogen und heimlichtuerisch», gestand der rüstige Veteran der «Mail on Sunday».
Aber er würde es morgen wieder tun. Denn für ihn habe es «die Welt bedeutet», bei den Feiern zum 70. Jahrestag der Landung der Alliierten am 6. Juni dabei zu sein.
Weil er sich die Zeremonien am vergangenen Freitag nicht entgehen lassen wollte, türmte er wie ein Schulbub aus seinem Seniorenheim. Kurzzeitig suchte ihn sogar die Polizei. Aber bei seiner Rückkehr wurde Jordan inmitten eines Fahnenmeers als «Jolly Good Fellow» gefeiert. «Er ist recht müde und legt einfach nur die Beine hoch», sagte eine Pflegerin dem «Observer» am Sonntag.
«Ich hatte eine tolle Zeit und bin richtig froh, dass ich die Reise gemacht habe», sagte der frühere Marineoffizier bei seiner Rückkehr ins Altersheim «The Pines» (Die Kiefern) in Hove bei Brighton. Allerdings hätte er sich niemals träumen lassen, dass seine Geheimexpedition einen «solch grossen Wirbel» auslösen würde.
Seine Frau Irene, ebenfalls Heimbewohnerin, zeigte sich «besorgt aber keineswegs überrascht» über sein Unterfangen. «Ich kann sehr verschwiegen sein, wenn ich etwas unbedingt will», sagte Jordan der «Mail». So seien sie eben, die alten Krieger.
Das Heim hatte sich nach eigenen Angaben vergeblich bemüht, noch fristgerecht einen Platz für Jordan auf einem der offiziellen Veteranen-Busse zu buchen. Zu keinem Zeitpunkt sei es dem Senioren verboten worden, zu den Feiern zu reisen. «Wir respektieren die Individualität unserer Bewohner und bewundern Jordan für die Rolle, die er bei der Invasion am D-Day vor 70 Jahren gespielt hat», hiess es in einer Erklärung.
Da er keinen Platz in einem der Veteranen-Busse erhalten hatte, plante Jordan wie die Generalstäbler vor 70 Jahren: Er machte sich denn am Donnerstagmorgen nach dem Frühstück klammheimlich davon – angeblich zu seinem täglichen Spaziergang in die kleine Küstenstadt Hove, deren Bürgermeister er einmal war. Seine mit Kriegsmedaillen behängte Brust versteckte er unter dem Regenmantel.
Ein Bekannter, den er zufällig traf, fuhr ihn ins nahe gelegene Brighton, von dort ging es mit dem Zug nach Portsmouth. Dort legt die Fähre nach Caen ab. Und rund acht Stunden später war Jordan am Strand von Ouistreham, dem Zentrum der internationalen Feierlichkeiten. Unweit von dort war er 1944 als Teilnehmer der «Operation Overlord» gelandet.
Die Stimmung auf der Fähre war für ihn wie auf einem Luxusschiff. Jordan traf alte Kameraden und liess sich mit jungen Tänzerinnen fotografieren. Zu seinen neuen Freunden gehört auch die Fährgesellschaft, die dem «Ehren-Veteranen» jederzeit freie Überfahrt bis an sein Lebensende garantiert hat. «Er ist ein wunderbarer Typ. Wir können auf diese Weise etwas davon zurückgeben, was er für uns getan hat», sagte ein Sprecher des Managements.