Am Vorabend der Familiensynode hat Papst Franziskus die versammelten Bischöfe aus aller Welt unmissverständlich zu Reformen aufgerufen. «Die Bischöfe müssten mit Gott den ‹Schrei des Volkes› hören, sagte Franziskus am Samstag laut Kathpress bei einem Abendgebet vor zehntausenden Gläubigen auf dem Petersplatz.
Franziskus äusserte die Hoffnung, dass die Weltbischofssynode eine «gottgewollte Gelegenheit» sei, um die «Kirche und Gesellschaft zu erneuern». An Sonntagvormittag eröffnet der Papst die Synode über Familie und Ehe mit einem festlichen Gottesdienst auf dem Petersplatz.
Dabei geht es um heisse Eisen der katholischen Glaubenslehre wie die Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion oder den Umgang mit Homosexuellen.
Vor der Bischofssynode haben mehrere einflussreiche konservative Kardinäle gegen die Reformpläne des Papstes Stellung bezogen. Sie lehnen die Kommunion für Geschiedene in neuen Partnerschaften ab, weil sie nach katholischer Glaubenslehre permanent sündig leben. Der im Vorjahr zum Nachfolger Petrus gewählte argentinische Kardinal will die katholische Kirche näher zu den Menschen führen.
Franziskus rief die Bischöfe am Samstagabend auf, sich mit den «Freuden, Hoffnungen, Traurigkeiten und Ängsten» der Menschen von heute zu «imprägnieren». Wenn es der Kirche nicht gelinge, den Leuten durch Barmherzigkeit und Gnade Gottes Heil zu vermitteln, bleibe von ihr nur ein Kartenhaus übrig, mahnte der Papst.
Unter den Ehepaaren, die während des Abendgebets von ihren Erfahrungen berichteten, war auch ein Paar, das sich nach einer ausserehelichen Beziehung des Mannes für sechs Jahre getrennt hatte. Organisiert wurde das Abendgebet von der Italienischen Bischofskonferenz. (sda/apa)