Als Dirk Benninghoff am 16. April in Los Angeles aufwachte, muss ihm schnell klar geworden sein, dass er ins Klo gegriffen hat. Ein veritabler Shitstorm ergoss sich über den Reporter, der derzeit in der US-Redaktion der «Bild» weilt.
Grad aufgewacht - und dann das! Danke für die Anteilnahme, flüchte erstmal nach San Francisco #Motoergate
— Dirk Benninghoff (@neuigkeitenchef) 16. April 2014
Das erwähnte «Motörgate» ist durch eine Konzertkritik entstanden: Benninghoff hatte den Auftritt von Motörhead beim Coachella Festival gesehen und für die Zeitschrift Metal Hammer darüber geschrieben, die wie «Bild» zum Axel Springer Verlag gehört. Der Journalist ist angeblich selbst Fan der Band, äusserte auf Twitter noch seine Vorfreude auf den Auftritt.
Allergrößte Ehre: Über #Lemmy für den METAL HAMMER schreiben! @myMotorhead http://t.co/leIFS4GEOH Danke Kollegen @metalhammer_de !
— Dirk Benninghoff (@neuigkeitenchef) 14. April 2014
Doch was Benninghoff zu Papier gebracht hat, traf nicht auf Gegenliebe. Auf Facebook wurden die Fans aufgefordert, dem Reporter die Meinung zu sagen: Einige der 1,5 Millionen Freunde von Motörhead folgten dem Aufruf.
Das Medienportal Meedia stellte sich auf die Seite des Reporters. «Was die Band Motörhead da im weltgrössten Social Network veranstaltet, kann man ohne Übertreibung als Facebook-Pranger bezeichnen. Dass Konzertkritiken eine subjektive Angelegenheit sind und es so etwas wie Pressefreiheit gibt, scheint den harten Jungs entgangen zu sein.»
Demnach habe sich die Band über eine Passage erregt, in der Lemmy Kilmister als «alter Kojote» bezeichnet wird. «Zwischen all den glänzenden, geschmeidigen, gestählten jungen Körpern, die die Wüste von Kalifornien an diesem Wochenende heimsuchten, wirkte er wie der alte Kojote, der die unreife Meute am Ende nach Hause ins Bett schickt.»
Das ist tatsächlich nicht besonders beleidigend, doch es gibt auch andere Abschnitte in der Kritik. «Danach zieht Lemmy durch. Aber wie? Die Stimme dünn, die Beine wacklig, er quält sich. Es mag wie Blasphemie klingen: Aber im Grunde steht da eine traurige Gestalt auf der Bühne. Ohne Kraft. Körperlich schon gar nicht, und die Überzeugungskraft fehlt ebenfalls.»
Das ist nicht schmeichelhaft, aber letztendlich nur eine Meinung. Das ist nun auch bei Motörhead angekommen: Der entsprechende Eintrag wurde bei Facebook entfernt. Die Band teilte Bild gegenüber mit, dass nicht die Mitglieder selbst, sondern Mitarbeiter für die Social-Media-Aktivitäten verantwortlich seien.
(phi)