Neben weissen, roten und roséfarbenen Weinen sind seit einigen Jahren auch Weine in einem mehr oder weniger kräftigen Orangeton auf dem Markt. Orange Wines zeichnen sich jedoch nicht nur durch ihre aussergewöhnliche Farbe aus, sondern sind auch hinsichtlich ihrer Herstellung und ihres Geschmacks ein vollkommen eigenständiger Weintyp.
Beim Orange Wine handelt es sich um einen Weisswein, der wie ein Rotwein hergestellt wird. Aber was heisst das? Bei der Weissweinherstellung wird die Maische – das Gemisch von Saft, Fruchtfleisch Schalen und Kernen – direkt gepresst und der daraus entstandene Most vergoren. Bei Rotweinen und Orange Wines hingegen wird nicht der Most, sondern die komplette Maische vergoren. Durch den Gärvorgang werden die Farbstoffe in den Schalen der Trauben extrahiert. So erhält der entstandene Pressmost seine Farbe – im Fall des Orange Wines also Orange.
Diese Art der Weinbereitung ist aktuell gross in Mode, doch eigentlich handelt es sich dabei um eine bereits Jahrtausende alte Form. Denn von der griechisch-römischen Antike bis ins späte Mittelalter wurden Rot- und Weissweintrauben hauptsächlich gemischt angepflanzt. Anschliessend wurden die Trauben meist gemeinsam geerntet und auch zusammen vergoren. Dadurch gelangten viel mehr Gerbstoffe und Farbpigmente in den Wein. Je nach Verhältnis von weissen und roten Trauben sowie der Dauer der Gärung ergaben sich dunkelgelbe, orangefarbene bis zart rötliche Weine. Eindeutige Rot- oder Weissweine mit klaren farblichen und geschmacklichen Merkmalen, wie wir sie heute kennen, waren lange Zeit alles andere als üblich.
Wer auf biologische oder biodynamische Herstellungsmethoden achtet, könnte an Orange Wines Gefallen finden. Denn die Winzer setzen bei Orange Wines auf natürliche Weinentstehung ohne allzu starke Eingriffe von aussen. So ist beispielsweise die Temperaturkontrolle während der Gärung nicht so ausgeprägt wie bei der Herstellung von anderen Weinsorten.
Auch wenn die einzelnen Weine äusserst unterschiedlich ausfallen können, lassen sich durchaus stilistische Gemeinsamkeiten festhalten. In der Regel sind Orange Wines weniger fruchtig-frisch als Weissweine. Sie erinnern eher an gegarte Früchte wie zum Beispiel Bratäpfel. Ebenfalls typisch sind Noten von Nüssen oder Caramel. Das ist zwar ungewohnt, aber sehr spannend zu entdecken. Nicht nur als Herausforderung für die Sinne, sondern gerade auch als raffinierter Essensbegleiter.