Es ist schon aussergewöhnlich, wenn die Polizei zehn Personen festnimmt. So geschehen am Samstag durch die Kantonspolizei Aargau. Aussergewöhnlich sind aber auch die Ereignisse, die sich derzeit in der Freiämter Ortschaft Merenschwand zutragen. Zwischen Samstag vor einer Woche und Freitagnacht musste die Ortsfeuerwehr mehrere Brände löschen. Die Polizei geht von Brandstiftung aus und setzt alles dran, den Feuerteufel von Merenschwand dingfest zu machen und die unheimliche Brandserie zu stoppen. Die zehn Personen wurden inhaftiert, um sie zu befragen und ihre Alibis zu prüfen.
Wie die Kantonspolizei am Sonntag erklärt, bleibt ein 37-jähriger Schweizer aus der Region vorläufig in Haft. Durch die Staatsanwaltschaft Muri-Bremgarten wird für ihn beim Zwangsmassnahmengericht Untersuchungshaft beantragt. Die anderen neun Personen wurden «nach intensiven und aufwändigen Ermittlungen durch eine eingesetzte Sonderkommission» wieder freigelassen.
Weiter schreibt sie: «Die Polizei wird weiterhin eine hohe Präsenz im Raum Merenschwand markieren und im Hintergrund laufen die Ermittlungen weiter auf Hochtouren. Der Sachschaden bei den Bränden geht in die Hunderttausenden, verletzt wurde glücklicherweise niemand.»
Die 2500 Einwohner von Merenschwand sind verunsichert. «Ich habe kleine Kinder, ich habe Angst», sagte Corina Richter am Samstag gegenüber TeleM1. Sie war es auch, die den Brand vom Freitag rechtzeitig melden konnte.
Um Merenschwand ein Gefühl von Sicherheit zu geben, stehen Kantons- und Regionalpolizei in verschärftem Einsatz – doch sie halten auch Ausschau nach dem oder den Tätern.
Auch die freiwillige Ortsfeuerwehr ist in ständiger Alarmbereitschaft. Kommandant Patrick Fischer ist darauf gefasst, dass sein Picket-Telefon ihn jede Nacht aus dem Schlaf reissen könnte. Und er gibt zu: Seine Mannschaft kommt an ihre Grenzen. So viele Einsätze würden Spuren hinterlassen. Die Mannschaft sei müde.
Es ist bereits die zweite Brandserie, welche die Bevölkerung von Merenschwand in Atem hält. Im letzten August kam es zu drei Bränden innert 27 Stunden. Die Ermittler konnten daraufhin einen 22-jährigen Schweizer und seine 17-jährige Freundin verhaften. Das Paar gestand, Feuer gelegt zu haben, wobei der junge Mann Haupttäter war. Die Verfahren laufen in beiden Fällen. Der Brandstifter ist seit November wieder auf freiem Fuss, wie Fiona Strebel, Mediensprecherin der Staatsanwaltschaft, in der vergangenen Woche erklärt hatte, als erneut mehrfach Feuer gelegt worden war.
Bereits im August diesen Jahres kam es in Merenschwand zu einer Brandserie:
Nachdem am Sonntag, 1. Dezember, ein altes Bauernhaus niedergebrannt war, stand am Montag darauf eine Bank auf dem Kirchplatz in Flammen, am gleichen Abend das Innere eines Stalles.
Im Falle des Bauernhauses traf es eine Familie hart – sie haben ihr gesamtes Hab und Gut verloren. Doch sie erhielt Hilfe aus dem Dorf, die unter die Haut geht.
Freitagnacht dann, war Feuer in einer Garage und einem Kellerraum eines Einfamilienhauses. Die letzten Brände konnte die Feuerwehr löschen und Schlimmeres verhindern. Doch die Frage bleibt, wer ist der Feuerteufel von Merenschwand?
Doch mit der aktuellen Serie scheint der 22-jährige Brandstifter vom August nichts zu tun zu haben. Er wurde nach den Bränden vom Samstag und Montag polizeilich befragt und offenbar für unschuldig befunden. Einen Tag später war er wieder frei. Ob er jetzt nach dem Brand vom Freitag unter den zehn verhafteten Personen ist, liess die Polizei bislang offen. Es wäre also möglich, dass der alte Brandstifter auch der neue ist. Oder es ist ein Nachahmungstäter.
Die Ermittler prüfen, ob zwischen den beiden Brandserien vom August und letzter Woche ein Zusammenhang besteht, wie Polizeisprecher Adrian Bieri am Samstag gegenüber dieser Zeitung erklärte.
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