Fassungslosigkeit am Tag nach dem Tötungsdelikt in Berikon. Dass eine 14-Jährige eine 15-Jährige getötet haben soll, versetzt die Region in einen Schockzustand. Unterhalb des Schützenhauses nahe dem Waldrand haben Hinterbliebene Blumen, Kerzen und Stofftiere niedergelegt. Hier hatten Spaziergänger das Opfer gefunden, das stark blutend am Boden lag. Trotz erster Hilfe und den Rettungskräften, die sofort ausrückten, verstarb sie noch vor Ort. Nach ersten Erkenntnissen waren Stichverletzungen dafür verantwortlich.
Andere Spaziergänger trafen zeitgleich in der Nähe des Schützenhauses Berikon auf ein weiteres verletztes Mädchen. Sie blutete und bat um Hilfe, worauf die Regionalpolizei Bremgarten und eine Ambulanz aufgeboten wurden. Früh zeigte sich, dass zwischen den beiden Jugendlichen ein Zusammenhang bestand, darum wurde die 14-Jährige unter dringendem Tatverdacht festgenommen, heisst es in einer Medienmitteilung der Kantonspolizei. Ihre Verletzungen seien nicht lebensbedrohlich.
Ein mögliches Motiv konnte bisher noch nicht ermittelt werden. Gegenüber Tele M1 berichten Schülerinnen und Schüler jedoch, dass die beiden Mädchen beste Freundinnen waren, sich dann aber zerstritten. Um die Angelegenheit zu klären, hätten sie sich in Berikon getroffen. Daraufhin kam es zu dem schweren Vorfall.
Eine Ersthelferin erzählt gegenüber «20 Minuten» von den ersten Minuten nach der Tat. Sie war auf einem Muttertagsspaziergang mit ihrem Sohn und ist auf die 14-Jährige getroffen: «Ihre Hände waren verletzt, ihre weisse Hose voller Blut.» Zwei Passanten hätten sich um sie gekümmert und die Sanität alarmiert. «Das Mädchen meinte, sie habe einen Streit mit einer Kollegin gehabt», erklärt die 65-Jährige gegenüber dem Pendlermagazin.
Auch die Mutter der 14-Jährigen tauchte am Tatort auf, wie Tele M1 berichtet. Sie hatte sich um ihre Tochter gesorgt, weil sie diese drei Stunden lang nicht hatte erreichen können. Vor Ort erfuhr sie dann, dass ihre Tochter die mutmassliche Täterin ist.
Beide Mädchen gingen in der Kreisschule Mutschellen (KSM) zur Schule, wie diese gegenüber der AZ bestätigt. Am Montag war die Polizei vor Ort, allerdings lediglich, um die Schulleitung zu unterstützen und zu beraten, insbesondere in der Kommunikation. «Nach so einem Ereignis können wir natürlich nicht einfach weitermachen wie bisher, das hat Auswirkungen auf den Schulbetrieb», erklärt Patrick Stangl, Gemeinderat und Vorstandsmitglied der Kreisschule. «Wir sind entsetzt über die Ereignisse und sprechen beiden Familien unser tiefstes Mitgefühl aus.»
Am Montag war zusätzlich zur Polizei der schulpsychologische Dienst sowie das Care Team Aargau vor Ort, um Schülerinnen und Schüler, aber auch die Lehrpersonen zu unterstützen. «Am Morgen hat eine Art Krisensitzung stattgefunden, jetzt sind die Teams in den Klassen. Am Nachmittag kommen wir nochmals zusammen, um zu besprechen, wie es weiter geht», erklärt Stangl am Montagmittag.
Die Kantonspolizei sei ausserhalb der Schule vermehrt präsent, erklärt er. «Dies um zu verhindern, dass es möglicherweise zu weiterer Gewalt kommt, von Jugendlichen, die mit der Situation nicht umgehen können.» Man sei zur Zeit sehr sensibilisiert, sagt Stangl.
Die Jugendanwaltschaft hat gegen die mutmassliche Täterin eine Strafuntersuchung eröffnet und beim Opfer eine Obduktion durch das Institut für Rechtsmedizin Aarau angeordnet. Die Polizei geht von einer Einzeltäterin aus, wie ein Sprecher gegenüber dieser Zeitung am Montag bestätigt. Die Polizei war demnach nicht in der Schule, um weitere Jugendliche zu befragen oder gar zu verhaften.
Bei der Bevölkerung in Rudolfstetten sitzt der Schock tief, wie ein Beitrag von Tele M1 am Montagabend zeigt. Gegenüber dem «Blick» sagte ein Bekannter der Opferfamilie: «Ich kannte die verstorbene junge Frau und kann mir nicht vorstellen, dass sie sich mit irgendjemandem streitet.» Die 15-jährige Portugiesin sei ein ruhiges Mädchen gewesen, etwas introvertiert und fast ein bisschen schüchtern.