Schweiz
Aargau

Berikon: Opfer und Täterin waren beste Freundinnen – dann gab es Streit

berikon tötung bär
Am Montag haben Hinterbliebene da, wo das 15-jährige Mädchen am Sonntag verstorben ist, Blumen, Kerzen und Stofftiere niedergelegt.Bild: Dominic Kobelt

Berikon: Opfer und Täterin waren beste Freundinnen – dann gab es Streit

Am Sonntag ist ein 15-jähriges Mädchen verstorben. Eine 14-Jährige soll es erstochen haben. Am Tag nach dem tragischen Ereignis trauert die ganze Region.
12.05.2025, 21:2312.05.2025, 21:23
Dominic Kobelt, Philipp Indermühle / ch media
Mehr «Schweiz»

Fassungslosigkeit am Tag nach dem Tötungsdelikt in Berikon. Dass eine 14-Jährige eine 15-Jährige getötet haben soll, versetzt die Region in einen Schockzustand. Unterhalb des Schützenhauses nahe dem Waldrand haben Hinterbliebene Blumen, Kerzen und Stofftiere niedergelegt. Hier hatten Spaziergänger das Opfer gefunden, das stark blutend am Boden lag. Trotz erster Hilfe und den Rettungskräften, die sofort ausrückten, verstarb sie noch vor Ort. Nach ersten Erkenntnissen waren Stichverletzungen dafür verantwortlich.

Andere Spaziergänger trafen zeitgleich in der Nähe des Schützenhauses Berikon auf ein weiteres verletztes Mädchen. Sie blutete und bat um Hilfe, worauf die Regionalpolizei Bremgarten und eine Ambulanz aufgeboten wurden. Früh zeigte sich, dass zwischen den beiden Jugendlichen ein Zusammenhang bestand, darum wurde die 14-Jährige unter dringendem Tatverdacht festgenommen, heisst es in einer Medienmitteilung der Kantonspolizei. Ihre Verletzungen seien nicht lebensbedrohlich.

Ein mögliches Motiv konnte bisher noch nicht ermittelt werden. Gegenüber Tele M1 berichten Schülerinnen und Schüler jedoch, dass die beiden Mädchen beste Freundinnen waren, sich dann aber zerstritten. Um die Angelegenheit zu klären, hätten sie sich in Berikon getroffen. Daraufhin kam es zu dem schweren Vorfall.

Bild

Eine Ersthelferin erzählt gegenüber «20 Minuten» von den ersten Minuten nach der Tat. Sie war auf einem Muttertagsspaziergang mit ihrem Sohn und ist auf die 14-Jährige getroffen: «Ihre Hände waren verletzt, ihre weisse Hose voller Blut.» Zwei Passanten hätten sich um sie gekümmert und die Sanität alarmiert. «Das Mädchen meinte, sie habe einen Streit mit einer Kollegin gehabt», erklärt die 65-Jährige gegenüber dem Pendlermagazin.

Auch die Mutter der 14-Jährigen tauchte am Tatort auf, wie Tele M1 berichtet. Sie hatte sich um ihre Tochter gesorgt, weil sie diese drei Stunden lang nicht hatte erreichen können. Vor Ort erfuhr sie dann, dass ihre Tochter die mutmassliche Täterin ist.

Polizei unterstützt Schule in der Kommunikation

Beide Mädchen gingen in der Kreisschule Mutschellen (KSM) zur Schule, wie diese gegenüber der AZ bestätigt. Am Montag war die Polizei vor Ort, allerdings lediglich, um die Schulleitung zu unterstützen und zu beraten, insbesondere in der Kommunikation. «Nach so einem Ereignis können wir natürlich nicht einfach weitermachen wie bisher, das hat Auswirkungen auf den Schulbetrieb», erklärt Patrick Stangl, Gemeinderat und Vorstandsmitglied der Kreisschule. «Wir sind entsetzt über die Ereignisse und sprechen beiden Familien unser tiefstes Mitgefühl aus.»

In Berikon solle eine 14-Jährige eine 15-Jährige erstochen haben. Beide gingen in der Kreisschule Mutschellen zur Schule.
In Berikon solle eine 14-Jährige eine 15-Jährige erstochen haben. Beide gingen in der Kreisschule Mutschellen zur Schule.Bild: Dominic Kobelt

Am Montag war zusätzlich zur Polizei der schulpsychologische Dienst sowie das Care Team Aargau vor Ort, um Schülerinnen und Schüler, aber auch die Lehrpersonen zu unterstützen. «Am Morgen hat eine Art Krisensitzung stattgefunden, jetzt sind die Teams in den Klassen. Am Nachmittag kommen wir nochmals zusammen, um zu besprechen, wie es weiter geht», erklärt Stangl am Montagmittag.

Die Kantonspolizei sei ausserhalb der Schule vermehrt präsent, erklärt er. «Dies um zu verhindern, dass es möglicherweise zu weiterer Gewalt kommt, von Jugendlichen, die mit der Situation nicht umgehen können.» Man sei zur Zeit sehr sensibilisiert, sagt Stangl.

Polizei geht von einer Einzeltäterin aus

Die Jugendanwaltschaft hat gegen die mutmassliche Täterin eine Strafuntersuchung eröffnet und beim Opfer eine Obduktion durch das Institut für Rechtsmedizin Aarau angeordnet. Die Polizei geht von einer Einzeltäterin aus, wie ein Sprecher gegenüber dieser Zeitung am Montag bestätigt. Die Polizei war demnach nicht in der Schule, um weitere Jugendliche zu befragen oder gar zu verhaften.

Bei der Bevölkerung in Rudolfstetten sitzt der Schock tief, wie ein Beitrag von Tele M1 am Montagabend zeigt. Gegenüber dem «Blick» sagte ein Bekannter der Opferfamilie: «Ich kannte die verstorbene junge Frau und kann mir nicht vorstellen, dass sie sich mit irgendjemandem streitet.» Die 15-jährige Portugiesin sei ein ruhiges Mädchen gewesen, etwas introvertiert und fast ein bisschen schüchtern.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
81 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
C137
12.05.2025 22:07registriert April 2017
Hoffen wir, dass Gesellschaft und Medien mit der nötigen Verantwortung auf die Ereignisse reagieren. Vor allem sollten nicht vorschnell Schuldzuweisungen oder Verurteilungen gegenüber den betroffenen Familien geäussert werden – das würde ihr ohnehin kaum erträgliches Leid nur noch vergrössern. Es wäre klug und menschlich, jetzt den Fachleuten – Polizei wie Psychologen – ihre Arbeit machen zu lassen und sich selbst zurückzunehmen.
24219
Melden
Zum Kommentar
avatar
BlankLordVader
12.05.2025 22:17registriert Juli 2018
Kann mir nicht vorstellen, in einer solchen Situation zu sein. Mein Beileid an die betroffenen Familien und Angehörigen/Bekannten, ich wünsche allen viel Kraft!
1543
Melden
Zum Kommentar
avatar
Punktlandung
12.05.2025 22:24registriert September 2023
Ich wünsche dem Umfeld der beiden Mädchen viel Kraft in dieser schwierigen Zeit.
1305
Melden
Zum Kommentar
81
Schüsse in Berner Mehrfamilienhaus – eine Person angehalten

Am Samstagmorgen ist es aus noch ungeklärten Gründen in einem Mehrfamilienhaus in Bern zu mehreren Schussabgaben gekommen. Verletzt wurde niemand. Eine Person konnte kurz nach dem Vorfall angehalten werden.

Zur Story