Personen mit Migrationshintergrund müssen sich auf Jobplattformen die schlechteren Chancen für ein Bewerbungsgespräch ausrechnen als Schweizer, wie Zürcher Forschende im Fachmagazin «Nature» berichten. Frauen hingegen erfahren keine systematische Diskriminierung.
Die Herkunft oder das Geschlecht sagen nichts darüber aus, wie gut sich jemand für eine Stelle eignet. Dennoch kommt es bei Bewerbungsprozessen zu Diskriminierung. Diesen Schluss zogen die ETH-Forschenden um den Politikwissenschaftler Dominik Hangartner, nachdem sie Personalvermittlern in 3.4 Millionen Entscheiden quasi über die Schulter geschaut hatten.
Als Grundlage für die Auswertung dienten ihnen Profile von Stellensuchenden, die den Rekrutierenden über die Schweizer Stellenvermittlungsplattform Job-Room vorgeschlagen wurden.
Demnach zeigte sich, dass ausländische Staatsangehörige im Vergleich zu Schweizerinnen und Schweizern durchschnittlich 6.5 Prozent weniger häufiger von Personalvermittlern zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen wurden. Auch Personen im Besitz eines Schweizer Passes aber mit einem ausländisch klingenden Namen oder der Kenntnis einer Nicht-Landessprachen hatten tendenziell die schlechteren Chancen, auf der Plattform kontaktiert zu werden.
«Besonders ausgeprägt war diese Benachteiligung bei Migrantinnen und Migranten aus dem Balkan, aus Afrika sowie dem Nahen Osten und Asien, welche besonders oft mit Vorurteilen zu kämpfen haben», sagte der ETH-Wirtschaftswissenschaftler Daniel Kopp gemäss einer Mitteilung des Schweizer Nationalfonds (SNF). Beispielsweise bei Süd- oder Nordeuropäern zeigten die Personalvermittler weniger Zurückhaltung. So variierten die Werte der niedrigeren Kontaktraten im Vergleich zu Schweizerinnen und Schweizern zwischen 4 und 19 Prozent.
Gegen Mittag und am Abend, wenn die Personalvermittler die Lebensläufe schneller abarbeiteten, war die ungleiche Behandlung zwischen Ausländern und Schweizern besonders ausgeprägt: Die ausländischen Arbeitssuchenden wurden um bis zu zwanzig Prozent häufiger diskriminiert. Dies sei ein Hinweis auf «unbewusste Diskriminierung», meinte Kopp.
Für die Untersuchung zählten diejenigen Personen zu den Einwanderern, die nicht die Schweizer Staatsbürgerschaft besitzen, mindestens eine Sprache sprechen, die nicht zu den vier Schweizer Landessprachen gehört und deren Name auf einen Migrationshintergrund schliessen lässt.
Ebenfalls zeigte sich, dass sich Rekrutierende offensichtlich schwer damit tun, sich vom veralteten Rollenbild zu lösen. Denn Frauen, die sich für vermeintliche Männerberufe interessieren - Lokführer, Schreiner oder Dachdecker - wiesen eine sieben Prozent tiefere Wahrscheinlichkeit auf, für ein Bewerbungsgespräch eingeladen zu werden. Auch Männer, die auf der Suche nach einem weiblich dominierten Beruf waren, wurden um etwa 13 Prozent benachteiligt.
Gemäss den Forschenden ist die Studie nicht unbedingt für alle Jobsuchenden repräsentativ, da beispielsweise Führungspersonen untervertreten waren. Dennoch würden die Ergebnisse zeigen, dass Online-Stellenbörsen beispielsweise mehr Gewicht auf die Erfahrung und Kompetenzen der Menschen legen sollten anstatt auf deren ausländisch klingenden Namen, die Herkunft oder das Geschlecht. (sda)
Sprich, wenn sie sich anstrengen, hat das einen positiven Effekt auf die Diskriminierung, wenn geschludert wird, wird mehr diskriminiert.
Darum sollten die Betroffenen den Bewerbungen immer auch ein Snickers beilegen.
Daniel Kahneman und Amos Tversky fanden in ihren Studien heraus, dass Richter/innen nach dem Mittagessen deutlich mildere Urteile fällen als vor dem Mittagessen (Daniel Kahneman, "Schnelles Denken, langsames Denken", dieses Buch ist sehr zu empfehlen).