Die Nacht auf den 22. Juli hat im Einfamilienhaus-Quartier in Erlinsbach im Kanton Aargau wie jede andere begonnen. Doch dann, gegen zwei Uhr, hörten die Bewohner eines Hauses ungewöhnliche Geräusche. Sie standen auf und sahen gerade noch einen Mann mit Kapuzen-Pullover in ihrem Wohnzimmer stehen. Er ergriff sofort die Flucht und machte sich ohne Beute aus dem Staub.
Es blieb nicht bei diesem einen Versuch, der Täter schlug in einem zweiten Haus in Erlinsbach zu. Dort störte ihn niemand, die Bewohner waren in den Ferien.
In der Gegend kam es innerhalb weniger Tage zu mehreren Einbrüchen. Und immer ging der Täter gleich vor: Er bohrte die Fenster auf. Die Polizei hat noch keine Spur, der Einbrecher ist bis heute auf freiem Fuss.
In der Schweiz steigen pro Tag im Durchschnitt 174 Kriminelle in Häuser oder Wohnungen ein. In der Polizeilichen Kriminalstatistik 2014 sind 52'338 Einbruch- und 11'368 Einschleichdiebstähle aufgeführt. Dazu kommen 15'603 Ladendiebstähle.
Wie gross ist die Gefahr wirklich? Wir haben fünf Mythen gecheckt.
Im Sommer ist Ferienzeit und viele Schweizer verreisen. Dennoch sind die Sommermonate in keiner Weise Monate, in denen überdurchschnittlich viel eingebrochen wird. Im Gegenteil: Im Jahr 2012 pendelte die Zahl der Einbruchdiebstähle zwischen 4000 und 6500 pro Monat. Während der warmen Jahreszeit bewegten sich die Zahlen stets im unteren Bereich der Skala. Sie steigen ab Oktober und erreichen im November einen Höhepunkt. In den dunklen Monaten herrscht die grösste Gefahr. Oft schlagen die Einbrecher in der Dämmerung zu.
Die Einbrüche nehmen nicht zu. 2014 gab es gesamtschweizerisch acht Prozent weniger Einbrüche als im Vorjahr; die Zahl der Einschleichdiebstähle sank um vier Prozent. Bei den Ladendiebstählen beträgt der Rückgang neun Prozent.
Eindrücklich sind die Zahlen aus dem Kanton Bern. Hier erreichte die Zahl der Einbrüche letztes Jahr einen Tiefststand seit dem Jahr 2008.
Ein anderes Beispiel – aus dem Kanton St.Gallen – zeigt, dass die Zahlen unberechenbar sind: 2011 gab es 1620 Einbrüche, bevor die Zahl ein Jahr später auf 2137 stieg. Schon im Jahr 2013 sank sie wieder auf 1939 und letztes Jahr gar auf 1915.
Ganz anders sieht es in Deutschland aus. Die Einbrüche nehmen stets zu, wie Spiegel Online kürzlich berichtete.
Die Aufklärungsquote betrug letztes Jahr in der Schweiz gemäss Polizei 14 Prozent. Das ist ein relativ bescheidener Wert. Im Jahr zuvor wurden 12 Prozent aller Einbruchsdelikte aufgeklärt.
Dazu gibt es keine verlässlichen Statistiken. Im Kanton Bern stammen 50 Prozent der ermittelten Einbrecher aus dem Ausland. Gemäss Simona Benovici, Mediensprecherin der Kantonspolizei Bern, haben die Täter Aufenthaltsbewilligungen oder sie sind als Touristen in der Schweiz. «Sie reisen meist via Tessin, Genf oder Jura ein», sagt Benovici. Die Einbrecher setzten sich nach kurzer Zeit wieder ins Ausland ab. Auch die Kantonspolizei St.Gallen führt keine Statistik nach Nationalitäten. Mediensprecher Gian Rezzoli sagt jedoch, bei Einbrüchen seien oft gut organisierte Banden aus dem Ausland am Werk. Gruppen aus Rumänien und Bulgarien spielen laut mehreren Kantonspolizeien eine grosse Rolle.
Präsenz durch mehr Polizisten alleine bringt wenig. Die Polizei in der Schweiz kämpft deshalb an mehreren Fronten gegen Einbrecher. Dazu gehören gezielte Überwachungen und Kontrollen. Dabei setzen sie moderne Technik ein. Zudem versucht die Polizei, die Bevölkerung auf das Thema zu sensibilisieren; zum Beispiel durch Flyer-Aktionen. Hier drei wichtige Hinweise:
1. Wer etwas Verdächtiges beobachtet, sollte sofort die Polizei anrufen.
2. Die Wohnung, das Haus, sollten nicht verlassen oder unbewohnt wirken, wenn man in die Ferien fährt. Am besten informiert man die Nachbarn, diese sollten das Haus regelmässig kontrollieren. Der Briefkasten sollten geleert werden; im Winter der Vorplatz geschaufelt. Ausserdem nie über soziale Medien mitteilen, wie lange man Ferien macht. Das ist eine Einladung für Einbrecher.
3. Fenster und Türen mit Einbruchssicherungen nachrüsten.
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