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Das SRF-Wahlbarometer ist die meistbeachtete Wahlumfrage der Schweiz. Die letzte Woche veröffentlichte neuste Ausgabe prognostiziert bei den nationalen Wahlen am 18. Oktober einen Rechtsrutsch mit Gewinnen für SVP und FDP. Erhoben wird die breit angelegte Umfrage mit rund 2000 Teilnehmern vom Institut GFS Bern.
Sein umtriebiger Leiter Claude Longchamp ist in jüngerer Zeit wiederholt in die Kritik geraten, wegen ungenauer Prognosen im Vorfeld von Abstimmungen und nicht mehr ganz zeitgemässen Befragungsmethoden. Nun aber überrascht Longchamp mit einem weiteren Umfragemodell, das er auf seinem Blog und in der «Neuen Luzerner Zeitung» veröffentlicht hat.
Es basiert auf der
so genannten Combining-Methode: Man
kombiniert verschiedene Verfahren und erstellt einen
Durchschnittswert. Im Hinblick auf die nationalen Wahlen hat Claude
Longchamp die Methode erstmals angewendet. Neben seinem Wahlbarometer
berücksichtigt er die Online-Umfrage von 20 Minuten, die Wahlbörse
des Tages-Anzeigers und die Ergebnisse der kantonalen Wahlen
seit 2011, basierend auf Auswertungen des Zentrums für Demokratie in
Aarau (ZDA) und des Instituts für Politikwissenschaft an der Uni
Zürich.
Grosse Abweichungen
gegenüber dem Wahlbarometer liefert das Modell nicht. SVP und FDP legen um je 1,1 Prozent zu. Die Gewinne der Freisinnigen sind damit etwas tiefer als in den meisten Umfragen. Die SP dürfte ebenfalls
gewinnen, die Grünen müssen mit Verlusten rechnen. Die auffälligste Abweichung: Die Grünliberalen, die seit
Beginn dieses Jahres ebenfalls schwächelten, legen gegenüber den Wahlen 2011 sogar zu, um 0,4 Prozent.
Longchamps Verfahren
erinnert an den US-Statistiker Nate Silver, der mit seinem
ausgeklügelten Modell den Sieger der US-Präsidentschaftswahl 2012
in allen 50 Bundesstaaten fast bis auf die Stelle nach dem Komma
vorhersagen konnte und seither Kultstatus geniesst. Sein «Kollege» weist den Vergleich jedoch zurück: «So etwas kann
man in der Schweiz nicht machen. Silver arbeitet mit mehr als 1000
Umfragen. Bei uns sind es viel weniger», sagt Longchamp.
Jede Methode habe
ihre Stärken und Schwächen, so der Leiter von GFS Bern. Er habe
versucht, «Ausreisser zu vermeiden». Als konkrete Beispiele
erwähnt Longchamp den tiefen Wert der SP in der 20-Minuten-Umfrage
und umgekehrt den hohen BDP-Anteil im Tagi-Wahlbarometer. Die
Grünliberalen wiederum profitierten von ihren guten Wahlergebnissen
der letzten Jahre, der Einbruch sei erst in diesem Jahr erfolgt: «Die
Partei führt eine gute Kampagne, doch der Flop der
Energiesteuer-Initiative mit mehr als 90 Prozent Nein wirkt
demotivierend», sagt Longchamp.
Die neue Methode sei
auch ein Versuch zur Plausibilisierung des Wahlbarometers.
Entsprechend zufrieden ist Claude Longchamp mit der weitgehenden
Übereinstimmung. Aus der Politik wird allerdings Kritik
geäussert. «Longchamp wird von der SRG für das Wahlbarometer
bezahlt und liefert nun ein weiteres Modell? Das halte ich für
problematisch», sagt eine Bundespolitikerin in Anspielung auf die dominante Stellung des Politologen.
Das Combining wäre
ohne Wahlbarometer nicht machbar, erwidert der Kritisierte. Die
Parteienstärke sei nur ein Teil davon, mindestens so wichtig sei die
Erhebung der wichtigsten Wahlkampfthemen. Die neue Methode sei ein
Versuch, «die Qualität ohne Mehrausgaben zu sichern», betont
Longchamp gegenüber watson.
Für die Wahlstrategen mag es bedeutend sein, weil sie ihre Basis noch stärker damit mobilisieren können und weil man sieht, wo man in etwa zur "Konkurrenz" steht. Meist lässt sich der Wahlkampf ob der unsicheren Informationen kurzfristig kaum noch steuern und damit entfällt auch dieser Nutzen.
Auch Hochrechnungen sind eigentlich unnütz, weil man nichts mehr ändern kann. Man hat einfach die Resultatabschätzung etwas früher.