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Asylgesetz

Vom Asylbewerber in Genf zum Selbstmord-Attentäter in Mogadischu: Wer war Mohamed Osman Jim'ale?

Nachrichtendienst des Bundes ermittelt

Vom Asylbewerber in Genf zum Selbstmord-Attentäter in Mogadischu: Wer war Mohamed Osman Jim'ale?

28.01.2015, 14:2128.01.2015, 14:31
Kian Ramezani
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Terroranschlag in Mogadischu
Der Eingansbereich des Hotels «SYL» nach dem Terroranschlag.
quelle: ap / farah abdi warsameh
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Vergangene Woche riss ein Selbstmordattentäter in der somalischen Hauptstadt Mogadischu vor einem Hotel fünf Menschen in den Tod. Wenig später hatten die Behörden den Terroristen identifiziert. Brisant: Mohamed Osman Jim'ale, Mitglied der militant-islamistischen Gruppe Al-Shabaab, hat laut dem somalischen Nachrichtenportal «Waagacusub» sechs Jahre in der Schweiz gelebt.

Der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) bestätigt den Sachverhalt: «Wir gehen zurzeit davon aus, dass diese Person 2008 in die Schweiz einreiste und eine vorläufige Aufnahme erhielt, verbunden mit der Ausstellung von Schweizer Reisepapieren. Im Januar 2013 meldete die Wohnsitzgemeinde den Wegzug an einen unbekannten Ort», erklärt NDB-Sprecherin Carolina Bohren auf Anfrage von watson. Weitere Angaben mache man nicht über den Fall.

Zum Anschlag:

«Es kursieren viele Gerüchte»

In der Schweiz leben rund 6500 somalische Staatsangehörige. Während die Schweizer Behörden Näheres über den Mann wissen, wird unter seinen Landsleuten hierzulande noch über dessen Identität gerätselt. «Es kursieren viele Gerüchte, aber derzeit können wir nichts dazu sagen», erklärt Bashir Gobdon vom somalischen Kulturverein Zürich auf Anfrage von watson. Wie schon beim NDB erschweren offenbar die vielen kursierenden Schreibweisen seines Namens die Identifizierung.

Laut «Waagacusub» soll Jim'ale Mitglied der Union islamischer Gerichte gewesen sein, die 2006 zerschlagen wurde und aus der später Al-Shabaab hervorging. Im Anschluss sei er über Libyen und das Mittelmeer nach Europa geflohen und habe später in Genf gelebt.

Anschlag galt Erdogan

Der Terroranschlag in Mogadischu ereignete sich am vergangenen Donnerstag vor dem Eingang des Hotels «SYL». Augenzeugen berichteten, ein Fahrzeug sei auf die Absperrungen zugerast. Danach habe es eine «riesige Explosion, Rauch und Granatsplitter» gegeben. 

In dem Hotel weilte zu dem Zeitpunkt eine türkische Delegation, um den bevorstehenden Besuch des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan vorzubereiten. Al-Shabaab bekannte sich zu dem Anschlag und erklärte, man habe Erdogan zeigen wollen, dass Mogadischu nicht sicher sei. Der türkische Präsident trat den Besuch dessen ungeachtet am Sonntag an.

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