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Baselland: Frau soll Kirchengelder veruntreut haben

Plötzlich fehlten 23'000 Franken: Aufgang zur Schlosskirche von Burg im Leimental.
Plötzlich fehlten 23'000 Franken: Aufgang zur Schlosskirche von Burg im Leimental.
Nicole Nars-Zimmer/basellandschaftliche zeitung

Ganoven-Mutter in Baselland greift in Kirchenkasse – die Geschädigten schweigen

Der Sohn ist verurteilter Versicherungsbetrüger und Brandstifter – nun steht die Mutter unter dringendem Tatverdacht, Gelder veruntreut zu haben: Die Verwalterin der römisch-katholischen Kirchgemeinde in Burg im Leimental wird verdächtigt, Geld aus der Kasse der Kirche abgezweigt zu haben.
08.07.2016, 06:0708.07.2016, 07:24
Benjamin Wieland / bz Basellandschaftliche Zeitung
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Unter dem Traktandum «Verschiedenes» sind an einer Kirchgemeindeversammlung Gratulationen und Verabschiedungen zu erwarten, vielleicht ein Hinweis auf den folgenden Apéro. Das halbe Dutzend Besucher der jüngsten Versammlung der Kirchgemeinde St.Johannes in Burg im Leimental bekam hingegen Brisantes vorgesetzt: Jemand habe sich aus der Kasse bedient.

Jetzt auf

Die wenigen Gäste im Pfarreisaal trauten ihren Ohren nicht, als ihnen am 14. Juni der Name der Hauptverdächtigten genannt wurde: Es handelt sich um M. A. (Name der Redaktion bekannt), sie ist die Verwalterin der Römisch-katholischen Kirchgemeinde Burg. Sie soll 23'000 Franken unterschlagen haben. Das ist zwar viel Geld für die kleine Kirchgemeinde im260-Einwohner-Dorf, in ihrer Existenz gefährdet ist sie deswegen aber nicht.

Aufhorchen lässt der Name der Verdächtigten, weil sie aus einer dorfbekannten hoch verschuldeten Familie stammt. Ihr Sohn A. A. (Name der Redaktion bekannt) ist kein unbeschriebenes Blatt: Im November 2015 wurde der Landschaftsgärtner von einem Gericht in Murten zu 22 Monaten Haft verurteilt, elf davon muss er unbedingt absitzen. Wie die bz weiss, sitzt auch er auf einem riesigen Schuldenberg.

Boote angezündet

Die Freiheitsstrafe rührt von einem spektakulären Versicherungsbetrug her, an dem der Landschaftsgärtner beteiligt war. Der Betrugsversuch flog auf und sorgte landesweit für Schlagzeilen. Im Auftrag eines früheren Freundes, einem notorischen Betrüger und Hochstapler aus der Region, hatte A. A. im Herbst 2012 zwei Boote im Hafen von Cheyres am Neuenburgersee mit Benzin überschüttet und angezündet. Es entstand ein Sachschaden in Millionenhöhe. Eines der Boote, ein Katamaran, gehörte dem Auftraggeber, dieser wollte mit dem Brand eine überhöhte Versicherungssumme einstreichen. Dem Feuerteufel A. A. hatte er laut einem Bericht der «Basler Zeitung» eine grosszügige Belohnung versprochen. Doch weil A. A. bei der Rückfahrt in die Nordwestschweiz mit seinem Auto in eine Radarkontrolle geriet, flog das krumme Ding auf.

Die verdächtigte Verwalterin M. A. wohnt mittlerweile nicht mehr in Burg, sondern in einer Basler Vorortsgemeinde. Sie sei von ihrer Funktion als Verwalterin zurückgetreten, hiess es an der Kirchgemeindeversammlung, an der ihre Verfehlungen bekannt gemacht wurden. Selber will sie sich nicht zur Angelegenheit äussern. Eine telefonische Kontaktaufnahme der bz beendet sie forsch. Auch die römisch-katholische Kirchgemeinde St.Johannes schweigt sich aus. Präsident Ulrich Imber ist kurz angebunden, als ihn die bz anruft, und verweist auf das laufende Verfahren. Die Kirchgemeinde ist um Diskretion bemüht. Vielen Burgtalern stösst genau dies sauer auf. «Man will die Angelegenheit unter den Teppich kehren», schimpft ein Eingeweihter. «Aber das geht doch nicht, vor allem nicht bei dieser Vorgeschichte.»

Landeskirche bestätigt Vorfall

Laut Informationen der bz hat die Kirchgemeinde die römisch-katholische Landeskirche Baselland um Unterstützung angefragt. Die Landeskirche bestätigt dies. Man sei als Oberaufsicht über die Vorkommnisse in Kenntnis gesetzt worden, sagt der Informations-Beauftrage Martin Kohler. Die Verwalterin habe ein Darlehen gewährt, das der Kirchgemeinderat nicht bewilligt hatte. Das weist auf Urkundenfälschung hin. Man habe der Kirchgemeinde empfohlen, Strafanzeige einzureichen, sagt Kohler. Diesem Rat ist die Kirchgemeinde Burg offensichtlich gefolgt. Bestätigt hat sie dies aber nur indirekt – mit dem Hinweis auf ein laufendes Verfahren. (bzbasel.ch)

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