Von Basler Verwaltungscomputern aus wird kräftig an der Online-Enzyklopädie Wikipedia gearbeitet. Die höchste Anzahl Veränderungen weist der Eintrag über Regierungspräsident Guy Morin auf – seit 2012 wurde innerhalb der Verwaltung insgesamt 48 Mal in die Tasten gegriffen, um den Eintrag des Grünen-Politikers zu ergänzen. Entstanden ist ein Werk von 7700 Zeichen – mehr als die doppelte Länge der Einträge, die seine Regierungskollegen betreffen (und die allesamt nicht verwaltungsintern bearbeitet wurden).
Die Veränderungen sind durchaus gewollt, wie seine Mediensprecherin Melanie Imhof auf Anfrage sagt:
Eine Überprüfung durch die «BZ» zeigt jedoch: Von der verwaltungsinternen IP-Adresse aus wurde eine umfangreiche Würdigung seines beruflichen und politischen Werdegangs vorgenommen.
2012, noch bevor die Angestellten erstmals mitschrieben, wies Morins Eintrag ein Drittel seiner jetzigen Länge auf und entsprach in etwa dem, was heute noch über aktuelle Regierungsratsmitglieder auf Wikipedia steht: Geburtsdatum, kurze Informationen zu seiner beruflichen Laufbahn sowie diverse politische Ämter in chronologischer Reihenfolge, inklusive der Wahl in den Regierungsrat. Danach wurde er ergänzt, etwa mit der Information, dass Morin die Wiederwahl «klar vor Baschi Dürr gewann», dass er in seiner ersten Amtszeit das Kulturleitbild lancierte und «ebenso in der staatlichen Museumslandschaft einiges ins Rollen brachte».
Einige Wochen später wurde Morins Name aus der Verwaltungsstube durch ein «Dr.» ergänzt, um nur eine Minute später von einem freiwilligen Wikipedia-Mitarbeiter wieder gelöscht zu werden (da gemäss Richtlinien Titel in Namen nicht genannt werden). Anfang 2013 fügte der Morin-Mitarbeiter an, dass seinem Chef bereits in seiner Zeit als Vorsteher des Justizdepartements die Umsetzung der «umfangreichen Regierungsreorganisation oblag».
Im Januar 2014 kam ein ganzer Absatz zum Statistik-Gesetz dazu, der «wichtige Fragen, die sich im Umfeld der statistischen Tätigkeit stellen», beantwortet. Dieser Abschnitt wurde von Wikipedia unverzüglich wieder entfernt – jedoch liess Morins Schreiberling nicht locker und fügte die Verdienste seines Chefs beim Ausarbeiten des Statistik-Gesetzes im Juni 2014 erneut und in einer verlängerten Version an. Und fügte hinzu, dass der Zeitpunkt für die Erarbeitung dieses Gesetzes «optimal» war.
Die Statistik-Errungenschaften sind der letzte amtliche Schliff, der Morins Eintrag verpasst worden ist. Seither wurde es ruhig. Dass er 2016 nicht mehr zur Wiederwahl antreten wird, vermeldete ein registrierter Wikipedia-Nutzer.
Wieso nebst dem Morin-Artikel noch drei weitere Artikel mit Personen oder Institutionen des Präsidialdepartements bearbeitet wurden, jedoch keine Artikel mit Bezug zu anderen Departementen, beantwortete die Departementssprecherin nicht. Von der Staatskanzlei heisst es, dass es in der Verwaltung derzeit keine allgemeinen Regeln bezüglich Veröffentlichungen auf Wikipedia gebe, dass aber momentan Social-Media-Richtlinien ausgearbeitet würden, die ebenfalls Informationen zum Umgang mit Wikipedia enthalten werden.
Als Schneider-Ammanns "Rire c'est bon pour la santé"-Rede um die Welt ging, wurde zurecht gefragt, warum das kein Kommunikationsprofi verhindert hat. Bei hohen politischen Ämtern sollte eine professionelle und aktuelle Kommunikation selbstverständlich sein. Dazu braucht es Ressourcen. Und es müssen auch moderne Informationskanäle berücksichtigt werden, wie zum Beispiel Wikipedia.
Mir scheint, da will jemand einen Skandal konstruieren. Eigentlich ist das eine Spezialität der Baz, nicht der bz.
mit ganz verrückt viel Arbeit in dieser kleinen Stadt ist es ja klar, dass er nicht alles selbst machen konnte.....Hauptsache das Image stimmt und die Pension