Der Imam im Berner Haus der Religionen lehnt die Vollverschleierung muslimischer Frauen ab. Im Westen gebe es für Frauen keine Perspektive, wenn sie eine Burka trügen: «Sie verhindert die Emanzipation.»
Die Burka sei ein uraltes Phänomen, «das in unserer modernen und innovativen Gesellschaft keinen Platz hat», sagte Imam Mustafa Memeti in einen am Dienstag publizierten Interview mit der Zeitung «Der Bund» (kostenpflichtig).
Die Burka-Initiative unterstütze er nicht direkt, betonte Memeti. «Unsere Ansichten sind denen der Initianten diametral entgegengesetzt». Er habe ein linkes Manifest gegen die Vollverschleierung unterzeichnet. Dieses konzentriere sich auf die Gleichheit und Emanzipation der muslimischen Frauen.
Die Burka verhindere jedoch diese Emanzipation. «Die Initiative ist so etwas wie ein Rettungspaket für sie.» Auch bei einem Burka-Verbot könnten Ultrakonservative ihre Haltung immer noch leben. «Aber die Burka schottet ihre Trägerin total ab.»
Man können nicht leugnen, dass «wir im Islam Probleme mit der Gleichstellung der Geschlechter haben.» Die Initiative provoziere, aber deshalb müsse man nicht heute noch die Burka verteidigen. «Ich kann nicht etwas verteidigen, für das es keine Argumente gibt.» Die Kernfrage sei, wie Muslime in der Schweiz ihre Zukunft sähen. «Ich persönlich sehe sie ohne Burka.»
Der Schweizerische Rat der Religionen lehnt ein Verhüllungsverbot als Eingriff in die Freiheit der Religionsausübung ab. Aus Sicht Memetis «hat die Burka mit unserer Religion nichts zu tun.» Es gehöre nicht zu den islamischen Verpflichtungen, Gesicht und Hände zu bedecken. (aeg/sda)
Mustafa Memeti, Imam.
Herr Memeti, wie wahr. Danke.