Schweiz
Bern

Berner Reitschule nach Gewalt auf der Schützenmatte in der Kritik

Berner Reitschule nach Gewalt auf der Schützenmatte in der Kritik

06.05.2024, 15:3606.05.2024, 18:21
Mehr «Schweiz»

Nach den Ausschreitungen in Bern mit elf verletzten Einsatzkräften steht die Reitschule einmal mehr in der Kritik. Der kantonale Sicherheitsdirektor Philippe Müller (FDP) forderte die Stadt am Montag auf, endlich Massnahmen zur Eindämmung der Gewalt rund um das Begegnungszentrum zu ergreifen.

Philippe Mueller, Regierungspraesident, Sicherheitsdirektor Kanton Bern, spricht waehrend der Bevoelkerungsschutzkonferenz (BSK), organisiert von dem Bundesamt fuer Bevoelkerungsschutz (BABS), ueber d ...
Philippe Müller vergangenen November in Biel. Bild: keystone

Den Randalierern warf er «sinnfreie und hirnlose Gewalt» vor. Diese wollten laut Polizei in der Nacht auf Sonntag Container auf die Strasse bringen und anzünden. Die ausgerückten Einsatzkräfte wurden mit Steinen und Flaschen beworfen und mit Lasern geblendet.

Zehn Polizisten und eine Polizistin wurden bei dem Einsatz verletzt, drei von ihnen mussten sich vorübergehend in Spitalpflege begeben. Unter anderem wurden sie wegen möglichen Splittern in den Augen untersucht.

Sicherheitsdirektor Müller forderte, dass die Stadt künftig ihre finanzielle Unterstützung für die Reitschule von solchen Ereignissen abhängig mache. Schliesslich stehe ausser Frage, dass die Reitschule immer wieder als Rückzugsort von Randalierern diene.

Video-Überwachung gefordert

Auch eine vorübergehende Schliessung des Begegnungszentrums brachte Müller ins Spiel. Zudem erwartet er, dass die Stadt den Einsatz von Videokameras auf der Schützenmatte ernsthaft prüfe. Videoaufnahmen hätten am Wochenende womöglich einen Beitrag zur Aufklärung der Taten leisten können.

Der Grosse Rat hatte im November 2023 beschlossen, dass der Kanton künftig den Gemeinden eine Videoüberwachung von gefährlichen Orten aufzwingen kann. Die entsprechende Änderung im teilrevidierten Polizeigesetz wurde als «Lex Reitschule» bezeichnet. Die Regelung ist noch nicht in Kraft.

Stadtpräsident Alec von Graffenried (Grüne Freie Liste) bezeichnete die Ausschreitungen als «unverständlich und verabscheuenswürdig». Einen vergleichbaren Vorfall habe es seit Jahren nicht mehr gegeben, sagte er dem Radio SRF. Die Stadt werde die Vorkommnisse nun analysieren und zu verstehen versuchen, «um was es ging».

Reitschule geht auf Distanz

Die Betreiber der Reitschule gingen auf Distanz zu den Randalierern, wie «Bund» und «Berner Zeitung» unter Berufung auf die Mediengruppe der Reitschule berichteten. Der Anlass für die Aktion am Samstagabend sei weder von den Betreibern noch von den Gästen der Reitschule verstanden worden.

Die Berner Reitschule und ihr Vorplatz am Sonntag, 10. Juli 2016 in Bern. Die Betreiber des Kulturzentrum Reitschule haben am Samstagnachmittag ueberraschend bekanntgegeben, dass sie "bis auf Wei ...
Die Berner Reitschule hat sich von den Vorfällen distanziert.Bild: KEYSTONE

Die perfiden Angriffe gegen Polizisten müssten Folgen haben, forderte der Polizeiverband Bern-Kanton. Es brauche Gespräche mit der Stadtregierung, da die Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit Sache der Gemeinden sei. Weiter müssten alle möglichen Ermittlungsansätze verfolgt werden, damit die Täterschaft zur Rechenschaft gezogen werden könne.

Auch auf Druck des Polizeiverbandes Bern-Kanton bestehe seit 2023 ein verschärfter Artikel 285 im Strafgesetzbuch, der bei Gewalt gegen Beamte mindestens drei Monate Freiheitsstrafe vorsehe. Dieser müsse nun auch zur Anwendung gelangen. (sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
41 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Sandlerkönig Eberhard
06.05.2024 16:48registriert Juli 2020
Da hätte man endlich mal Platz, um ein paar von vielen lauthals geforderten günstige Wohnungen mitten in der Stadt zu bauen, aber nein, man setzt lieber auf Kultur-Randale. Oder Vandalismus-Kultur. Oder kulturell-revolutionäres Kaputtschlagen & Zusammenhauen. Oder wie man das auch immer nennen will.
8338
Melden
Zum Kommentar
avatar
Lai Nair
06.05.2024 16:35registriert Dezember 2016
und wieder mal muss in Bern die Finanzierung überdacht" werden. Nach wie vor verschliessen einige Stadtparlementarier die Augen, vor einem der grössten Probleme in Bern und glauben tatsächlich immer noch, dass dieser "Kulturtempel" seine Berechtigung habe. Träumer sind dies und keine Politiker
6536
Melden
Zum Kommentar
avatar
Sputnik
06.05.2024 20:49registriert Mai 2016
Bei Fussballspielen werden Sektoren geschlossen oder ganze Spiele vor leeren Rängen absolviert. Einfach Reitschule drei Monate schliessen, dann werden auch dem härtesten Antikapitalisten die Einnahmen fehlen...
4517
Melden
Zum Kommentar
41
Otto von Grandson – der letzte Ritter mit einer poetischen Ader
Wie Otto von Grandson (1340?–1397), ein bedeutender Dichter des Mittelalters, in einem Duell ums Leben kam.

Wir schreiben den 7. August 1397 in Bourg-en-Bresse. Ein spritziger Ritter bestritt einen Gerichtskampf gegen einen alten Hasen, vor dem er zehn Jahre zuvor zweifellos erzittert wäre. Doch an diesem Tag sieht jedermann, dass Otto III. von Grandson nicht mehr der ist, der er mal war. Der junge Gockel, Gerhard von Stäffis, verspeist ihn zum Frühstück.

Zur Story