Nach den Ausschreitungen in Bern mit elf verletzten Einsatzkräften steht die Reitschule einmal mehr in der Kritik. Der kantonale Sicherheitsdirektor Philippe Müller (FDP) forderte die Stadt am Montag auf, endlich Massnahmen zur Eindämmung der Gewalt rund um das Begegnungszentrum zu ergreifen.
Den Randalierern warf er «sinnfreie und hirnlose Gewalt» vor. Diese wollten laut Polizei in der Nacht auf Sonntag Container auf die Strasse bringen und anzünden. Die ausgerückten Einsatzkräfte wurden mit Steinen und Flaschen beworfen und mit Lasern geblendet.
Zehn Polizisten und eine Polizistin wurden bei dem Einsatz verletzt, drei von ihnen mussten sich vorübergehend in Spitalpflege begeben. Unter anderem wurden sie wegen möglichen Splittern in den Augen untersucht.
Sicherheitsdirektor Müller forderte, dass die Stadt künftig ihre finanzielle Unterstützung für die Reitschule von solchen Ereignissen abhängig mache. Schliesslich stehe ausser Frage, dass die Reitschule immer wieder als Rückzugsort von Randalierern diene.
Auch eine vorübergehende Schliessung des Begegnungszentrums brachte Müller ins Spiel. Zudem erwartet er, dass die Stadt den Einsatz von Videokameras auf der Schützenmatte ernsthaft prüfe. Videoaufnahmen hätten am Wochenende womöglich einen Beitrag zur Aufklärung der Taten leisten können.
Der Grosse Rat hatte im November 2023 beschlossen, dass der Kanton künftig den Gemeinden eine Videoüberwachung von gefährlichen Orten aufzwingen kann. Die entsprechende Änderung im teilrevidierten Polizeigesetz wurde als «Lex Reitschule» bezeichnet. Die Regelung ist noch nicht in Kraft.
Stadtpräsident Alec von Graffenried (Grüne Freie Liste) bezeichnete die Ausschreitungen als «unverständlich und verabscheuenswürdig». Einen vergleichbaren Vorfall habe es seit Jahren nicht mehr gegeben, sagte er dem Radio SRF. Die Stadt werde die Vorkommnisse nun analysieren und zu verstehen versuchen, «um was es ging».
Die Betreiber der Reitschule gingen auf Distanz zu den Randalierern, wie «Bund» und «Berner Zeitung» unter Berufung auf die Mediengruppe der Reitschule berichteten. Der Anlass für die Aktion am Samstagabend sei weder von den Betreibern noch von den Gästen der Reitschule verstanden worden.
Die perfiden Angriffe gegen Polizisten müssten Folgen haben, forderte der Polizeiverband Bern-Kanton. Es brauche Gespräche mit der Stadtregierung, da die Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit Sache der Gemeinden sei. Weiter müssten alle möglichen Ermittlungsansätze verfolgt werden, damit die Täterschaft zur Rechenschaft gezogen werden könne.
Auch auf Druck des Polizeiverbandes Bern-Kanton bestehe seit 2023 ein verschärfter Artikel 285 im Strafgesetzbuch, der bei Gewalt gegen Beamte mindestens drei Monate Freiheitsstrafe vorsehe. Dieser müsse nun auch zur Anwendung gelangen. (sda)