Die Urnen waren gerade einmal drei Stunden geschlossen, als die SRG-Spitze am Sonntagnachmittag in Bern vor die Medien trat. Verwaltungsratspräsident Jean-Michel Cina und Generaldirektor Gilles Marchand zeigten sich «erfreut und erleichtert» über die deutliche Abfuhr, die die Stimmbürger der No-Billag-Initiative erteilt haben.
Dennoch sei das Resultat nicht einfach eine Bestätigung für die SRG. Der heutige Tag stelle für das Unternehmen «einen Neuanfang» dar, so Marchand. Vor den versammelten Medienschaffenden stellte er drei Reformpakete in Aussicht:
Marchand will einen «Effizienzsteigerungs- und Reinvestitionsplan» an die Hand nehmen. Insgesamt sollen Sparmassnahmen in der Höhe von 100 Millionen Franken umgesetzt werden. Anlass dafür ist die bereits angekündigte Gebührensenkung auf 365 Franken und die damit verbundene Plafonierung der Einnahmen. Das Paket ist aber auch eine Reaktion auf die sinkenden Werbeerlöse. Die SRG werde bei der Infrastruktur, in der Verwaltung, in der Technik, bei den Immobilien, den Produktionsprozessen und in der Distribution sparen und effizienter werden, versprach Marchand.
Künftig sollen 50 Prozent der Gebühreneinnahmen in die Information fliessen. Im Jahr 2016 waren es noch 39 Prozent. Zudem werde die SRG das Engagement bei der einheimischen Kulturproduktion, insbesondere beim Film und den Serien, noch weiter fördern, so Marchand.
Weiter verspricht die SRG, sich künftig auf ihr «Basismandat» zu konzentrieren. Um sich besser von privaten Anbietern abzugrenzen, will die SRG künftig darauf verzichten, abendliche Spielfilme durch Werbung zu unterbrechen. Sie kommt damit der Politik zuvor: Die Grünen hatten einen politischen Vorstoss mit der entsprechenden Stossrichtung geplant.
Online wird es auf den Websites von SRF, RTS und RSI zudem keine Texte mehr geben, die keine Verbindung zu einem Audio- oder Video-Inhalt aufweisen.
Der Schweizer Medienplatz müsse gegenüber der internationalen Konkurrenz gestärkt werden, ist die SRG überzeugt. Deshalb will sie den privaten Medienanbietern ihre Archivinhalte zur Verfügung stellen. Private Medienhäuser werden also die Möglichkeit haben, Newsvideos der SRG kostenlos zu übernehmen. Weiter erklärte sich die SRG bereit, gemeinsam mit anderen Schweizer Radiostationen einen nationalen Radio-Player aufzubauen. Und sie zeige sich offen für Kooperationen beim Betrieb der Musiksender Swiss Pop, Swiss Jazz und Swiss Classic.
Die SRG verzichtet auch künftig darauf, umstrittene regionale zielgruppenspezifische Werbung anzubieten, auch wenn der Bund ihr dies künftig erlauben will. «Dies, um die Konkurrenz zu regionalen Medien nicht zu verschärfen.» Im Hinblick auf die Vermarktungsfirma Admeira bleibt die SRG «offen für neue, konstruktive Lösungen». Sie sei bereit, die Aufnahme neuer Aktionariatspartner zu unterstützen, hiess es an der Medienkonferenz.
Weiter ist eine mehrsprachige Plattform geplant, die es erlauben soll, «dem Publikum möglichst alle SRG-Produktionen aus allen Sprachregionen mit entsprechender Übersetzung zugänglich zu machen».
(jbu/ sda)
Alle Achtung!
Und freiwillig, also ohne die Abstimmung und die vorangehende Diskussion, würde es diese Änderungen nicht geben.