Der spektakuläre Prozess gegen den ehemaligen Polizeichef von Guatemala, Erwin Sperisen, geht in die nächste Runde: Vor dem Genfer Staatsgericht musste sich «El Vikingo» heute zu den Vorfällen im Oktober 2005 äussern.
Damals waren drei Häftlinge aus dem Gefängnis «El Infiernito» ausgebrochen. Einer der Flüchtigen soll laut Anklage knapp zwei Wochen danach geschnappt, an einen anderen Ort gebracht und dort hingerichtet worden sein.
Die beiden anderen Häftlinge sollen eineinhalb Monate nach dem Ausbruch zuerst festgenommen und dann erschossen worden sein. Danach wurden die Tatorte laut Anklageschrift verändert – es sollte offenbar wie eine tödliche Auseinandersetzung aussehen.
Die Anklage wirft Sperisen vor, parallel zur Suche nach den entflohenen Häftlingen einen weiteren Plan ausgearbeitet zu haben, wonach die Ausbrecher – einmal gefasst – hingerichtet werden sollen.
Sperisen wies die Vorwürfe von sich. Er habe nichts von einem «Plan B» gewusst. Vom Tod der Häftlinge habe er erst erfahren, als er von einem Polizisten darüber unterrichtet wurde, sagte der 43-Jährige.
Die Gerichtspräsidentin zeigte sich wiederholt genervt von den Antworten von Erwin Sperisen. Sie massregelte auch mehrmals die Verteidiger und schnitt ihnen bei Fragen, die nicht direkt von der Ermordung der drei Häftlinge handelten, das Wort ab.
Die Befragung des guatemaltekisch-schweizerischen Doppelbürgers geht am Nachmittag weiter. Dann soll er zum Hauptdelikt bei der Rückeroberung der Strafanstalt «Pavon» aussagen. Dabei wurden sieben Häftlinge getötet. Laut Anklage hatte Sperisen in einem Fall selber den Finger am Abzug. (dwi/sda)