Eines vorneweg: Ich dachte ja, die höchsten Wasserfälle pro Kanton herauszusuchen, sei eine Arbeit von einer Google-Anfrage und vielleicht bisschen mehr. Selten habe ich mich so getäuscht. Nach Abklärungen bei verschiedenen kantonalen Ämtern und Tourismusbüros habe ich die 26 Wasserfälle zwar beisammen. Allerdings konnte nicht immer ganz geklärt werden, ob's denn auch wirklich der höchste pro Kanton ist. Oder wie das Amt für Natur und Umwelt Graubünden schreibt: «Die Bündner Wasserfälle wurden so noch nie vermessen.»
Denn mit Wasserfällen ist es ja so eine Sache: Gilt nur die (freie) Fallhöhe? Oder gehören allenfalls mehrere Kaskaden zum gesamten Wasserfall? Reicht es auch, wenn der Wasserfall nur nach Regenfällen wirklich Wasser führt? Und sowieso: Wo fängt der Wasserfall an, wo hört er auf?
Wie auch immer: Diese 26 Wasserfälle gehören sicher zu den höchsten pro Kanton. Falls du irgendwo nicht einverstanden bist: Die Kommentarspalte ist hiermit eröffnet.
Zwischen den beiden Ortschaften Effingen und Gallenkirch, westlich von Brugg, lässt sich der höchste Aargauer Wasserfall leicht erwandern. Die Wanderung kann mit einer Erkundung der Bruderhöhle, einer Karsthöhle, verbunden werden. Die Bäche führen im Sommer oft wenig Wasser.
Auf der Kantonsgrenze zwischen den beiden Halbkantonen Innerrhoden und Ausserrhoden liegt der Höchfall. Eine Rundwanderung ab Teufen AR führt in rund zwei Stunden über Niederteufen zum Wasserfall und zurück. Dabei wanderst du rund 300 Stufen hinunter in die Schlucht. Der Weg wurde erst 2022 wieder eröffnet.
Der imposante Leuenfall ergiesst sich nördlich des Alpsteinmassivs in die Tiefe. Erreichen lässt er sich in einer kurzen Wanderung abseits der Touristenströme des Alpsteins ab dem Gasthaus Lehmen oder etwas weiter ab dem Bahnhof Weissbad.
Der 18 Meter hohe Rünenberger Giessen kann über einen einfachen Wanderweg (T1) von Rünenberg erreicht werden. Dieser ist auch Teil des Baselbieter Chirsiwegs. Eindrücklich, wie das Wasser hier im kleinen Amphitheater über die Felswand auf den Tuffkegel fällt.
Die Wahl in Basel-Stadt mag überraschen. Aber viel Berge und Hügel hat's da halt nicht. Darum haben wir uns für das Kraftwerk Birsfelden entschieden, das zumindest teilweise auf Kantonsboden steht. «Das Gefälle beim Stauwehr Birsfelden variiert zwischen 3,9 und 9,3 Meter, je nach Wasserführung», schreibt der Direktor Sascha Jäger dazu.
Es gibt da übrigens einen Velo- und Wanderweg über das Kraftwerk. Der Wanderweg gehört zum Dreiland-Wanderweg 67, der auch am St.Chrischona vorbeiführt, dem höchsten Punkt des Kantons.
Der Mürrenbachfall gilt als höchster Wasserfall der Schweiz. Über fünf Kaskaden fällt das Wasser hier 417 Meter in die Tiefe. Er lässt sich ganz einfach aus der Luftseilbahn nach Mürren bewundern.
Übrigens: 2009 wurde bestimmt, dass der Wasserfall als ein Fall gilt, wiel er die Voraussetzungen für Kaskaden (horizontale Fläche zwischen den Fällen) nicht erfüllt.
Rund um den Schwarzsee und mit einem Abstecher an den Fuss des Wasserfalls führt mit dem «Häxewääg» ein Themenweg, der hindernisfrei zu bewältigen ist.
Aus Genf hiess es erst, man habe zwar viel Wasser, aber keine Wasserfälle. Auf Nachfrage schrieb das Département du territoire, Office cantonal de l’eau: «Auf einer alten Karte fanden wir im Nant de Cartigny einen Wasserfall von 3,7 Metern Höhe.» Den nehmen wir! Ein Wanderweg führt da aber nicht durch. Bilder gibt's leider auch keine.
Den Berglistüber erreichst du auf dem Weg zum Klausenpass vom Parkplatz des ehemaligen Restaurants Bergli mit einem fünfminütigen Spaziergang durch den Wald. Der Fätschbach fällt hier in drei Stufen ins Tal. Dieser mittlere Fall wurde schon 1897 zu einem der schönsten Wasserfälle der Schweiz gekürt.
Ich dachte ja, ein Tourismuskanton wie Graubünden hat den höchsten Wasserfall des Kantons in der Schublade. Leider war dem nicht so. Selbst das Amt für Natur und Umwelt Graubünden ANU GR muss passen. Das sei noch nie gemessen worden. Und sowieso: Wie gemessen wird, ist auch entscheidend. Das Problem hatten wir ja schon in anderen Kantonen und ist in der Einleitung kurz erklärt.
Auf jeden Fall liefert das ANU GR eine Auswahl an engen Favoriten: Cascata Buffalora (Soazza), Cascata del Rizeu (Mesocco), der Wasserfall direkt beim Castello in Mesocco, der Schaftobelfall in Alvanaeu und der Ducan-Wasserfall im Sertigtal. Weil wir ein schönes Bild von Letzterem erhalten haben, nehmen wir dieses 60 Meter hohe Prachtexemplar. Einverstanden?
«Chute du Bief de Vautenaivre» – was für ein herrlicher Name. Und der Wasserfall im vergessenen Tal hält, was der Name verspricht.
Das Tal endet mit einem kleinen Amphitheater, das überraschend weitläufig ist und fast einer kleinen Grotte gleicht. Als ich da war, tropfte nur ein Rinnsal die sieben Meter hohe Felskante hinunter. Führt der Fluss viel Wasser, soll der Wasserfall regelrecht über die Kante schiessen.
Hier gibt's den Routenvorschlag dazu.
Auch in Luzern ist nicht ganz eindeutig, welcher denn wirklich der höchste Wasserfall ist. Die Staatskanzlei schreibt: «Luzern hat viel Wasser, aber letztlich wenig herausragende Wasserfälle.» Der Tipp ist dann aber das Renggloch mit rund 20 Metern Höhe (Achtung: Der Wanderweg ist da noch bis am 31. Mai 2024 gesperrt).
Ein weiterer Kandidat könnte der Wasserfall im Altwisertobel sein. Ebenfalls zumindest eindrücklich: Das Chessiloch bei Flühli. Dieser wird teilweise mit 30 Metern angegeben, der sichtbare Teil ist aber zumindest weniger hoch als die 20 Meter beim Renggloch. Und noch ein schönes Exemplar: der Emmensprung bei Giswil. Dies ist zwar kein freier Fall, aber insgesamt «stürzt» sich das Wasser da auf kurzer Strecke bis zu 50 Meter tief.
Auch in Neuenburg ist das Rennen eng. Der Saut du Doubs ist mit seinen 27 Metern und einer grossen Wassermasse zwar eindrücklich, die Cascade de Môtiers (30 Meter) aber noch ein bisschen höher. Übrigens hat es da auch grad noch Grotten neben dem Wasserfall und mit der Poëta-Raisse-Schlucht eine grandiose Wanderung grad nebenan.
Der Choltalbach stürzt sich hier über mehrere Kaskaden rund 90 Meter durch die enge Schlucht und endet mit dem spektakulären letzten Wasserfall, der praktisch direkt in den Vierwaldstättersee fällt. Eine wunderschöne Wanderung führt hier von Beckenried bis Treib und dann mit dem Schiff wieder zurück.
Aus Obwalden teilt der Tourismusverband mit: Lauifall, 156 Meter. Weil dieser sich in einem Gebiet mit Steinschlaggefahr befindet, gibt es keine Wanderung in seine Nähe. Am besten kannst du den Wasserfall auf der Strasse zum Brünig hoch beim Aussichtspunkt Chälrütirank beobachten.
Jetzt mal wieder ein Wasserfall, den alle kennen: Der Rheinfall auf der Grenze zwischen Zürich und Schaffhausen ist der höchste Wasserfall im nördlichsten Kanton. Mit seinen 150 Metern Breite gilt er zudem als einer der wasserreichsten Wasserfälle Europas.
Auf dem Weg ins Muotathal kommst du an diesem – zumindest nach Regenfällen – eindrücklichen Wasserfall vorbei. Von Illgau fällt das Wasser hier 160 Meter hinunter ins Tal. Ein Wanderweg führt dich unten an den Fuss des Falls und auch durch den Wald an das obere Ende.
In Solothurn führte die Anfrage ebenfalls zu Diskussionen. Mit grosser Wahrscheinlichkeit ist es aber der St.Fridli-Wasserfall. Er fällt aus 25 Metern in die Tiefe und ist mit einer spannenden, kurzen Wanderung von unten und oben zu erreichen.
Die Seerenbachfälle ergiessen sich in einer Kaskade von drei Stufen runter zum Walensee. Auf einer kurzen Wanderung von Weesen nach Betlis erreicht man den Aussichtspunkt in rund einer Stunde. Besonders eindrücklich sind die Fälle im Frühling zur Schneeschmelze. Der Seerenbachfall II ist mit einer Höhe von 305 Metern der zweithöchste Wasserfall der Schweiz.
Wir hatten erst den Foroglio-Wasserfall weit hinten im Bavonatal, einem Seitental des Maggiatals als höchsten angegeben. Doch die 109 Meter pure «Instagramness» reichen wohl doch nicht für den höchsten im Kanton.
User Migheleto machte uns auf die Cascata della Crosa im Pecciatal aufmerksam. Der misst 129 Meter. Darum erbt dieser den Top-Platz. Oder hat jemand noch einen höheren Wasserfall zu bieten?
Im Kanton Thurgau ist die Sache nicht ganz eindeutig. Gemäss dem Amt für Raumgestaltung dürfte der Wasserfall im Lauftenbachtobel mit rund 16 Metern der höchste sein. Allerdings gibt es da auch noch den Mülibachfall, gut versteckt bei Fischingen direkt hinter dem Weiler Hatterswil. Ein Wanderweg führt nicht direkt zum Fall, aber du kannst die Region gut erkunden. Auch dieser wurde schon als höchster Wasserfall bezeichnet.
Weit hinten im Schächental, auf der Westseite des Klausenpasses, liegt der Stäuben- oder auch Stäubifall genannte Wasserfall hinter der Alp Äsch. Diese ist ab Unterschächen nur zu Fuss in rund einer Stunde erreichbar.
Startpunkt ist die Passhöhe des Col du Pillon. Von dort geht's in nur 15 Minuten auf einem schönen Bergweg zum Wasserfall. Für Mutige gibt es am rechten Ufer des Dars einen Klettersteig (Schwierigkeit D). Zu sehen ist aus der Nähe dann vor allem der unterste Wasserfall, die diversen Kaskaden überwinden zusammen rund 250 Meter.
Hier gibt es einen Wandervorschlag.
Der Lagginawasserfall überwindet insgesamt rund 230 Meter. Auch im Wallis stellt sich wieder die Frage: Wie misst man den höchsten Wasserfall? Beim Lagginafall könnte man teilweise auch von einem einfach sehr steilen Bach sprechen. Darum schreibt Wallis Tourismus, dass der Pissevache (Cascade du Salanfe) mit seinen 116 Metern bei Vernayaz der höchste Wasserfall im Kanton ist.
Eine schöne Wanderung zum Lagginafall ins Gabi, wie die Einheimischen sagen, gibt es hier.
In Zug meldet das Amt für Grundbuch und Geoinformation, dass der höchste Wasserfall derjenige des Schwarzenbachs unterhalb der Wildenburg ist. Dieser wird auf 15 Meter geschätzt (der Wasserfall beim Finstersee auf 9 Meter). Auf dem Wanderweg zur Ruine Wildenburg kommt man oberhalb des Wasserfalls durch. Von unten gibt es keinen direkten Zugang.
Der Wasserfall befindet sich sehr nahe vom Bahnhof Fischenthal. Kurz davor hat es einen kleinen Weiher mit Brätli-Möglichkeit. Der Wasserfall selbst liegt leicht versteckt, der Weg verliert sich auf den letzten 50 Metern und man wandert am besten dem Bachbeet entlang. Im Sommer teilweise sehr wenig Wasser, aber nach Regenfällen genial.
Mitarbeit: Manuel Marquart
bitte weiter so, staune und bewundere immer wieder die wunderschöne schweiz, danke!