«Dieser Durchgang ist genau so breit wie mein Einkaufswagen. Dann stell ich ihn auch hier hin», denkt sich Herr Sperri. Dann steht Herr Sperri noch lange und unentschlossen vor dem Gestell, an das man gerne ran möchte und berät sich minutenlang mit Frau Sperri über Polenta. So nötigen die Sperris dem geschundenen Büezer ein überflüssiges «Entschuldigung» ab, worauf sie verständnislos, ja ungehalten reagieren. «Mir sind ja scho weg, hai nomal!».
Aus Wikipedia: «Frischer Urin riecht nach Brühe [Haha, Wikipedia], während abgestandener Urin aufgrund bakterieller Umwandlungsprozesse den stechenden Geruch von Ammoniak annimmt […]». Ammoniak kommt auf den meisten Gasplaneten unseres Sonnensystems vor.
Penner sind darum Gasplaneten. Diese struppigen kleinen Gestirne gehen gerne in Supermärkte und kaufen Johnnie Fusel und 1.5 Liter Coci. Im richtigen Licht ist eine gelbe Aura um die Gasplaneten herum zu sehen, weshalb man sie auch Pac-Men nennt. Die eigene Atmung wird zum Feind, wenn man hinter dem Pac-Man wartet, bis er an der Kasse lallend noch zwei Päckli Camel Filters bestellt hat.
«Snickers, Snickers, Snickers, Snickers!»
«Du häsch doch jetzt grad schones Ragusa gha.»
«Ragusa, Ragusa, Ragusa, Ragusa!»
Renate ist die Bekannte von der Sekundarschule, die auch immer noch im Quartier wohnt. Renate im Supermarkt treffen, heisst Smalltalk. Und Smalltalk am Feierabend ist scheisse. Smalltalk ist eigentlich immer scheisse. Darum muss der Blickkontakt mit Renate um jeden Preis verhindert werden. Dies wiederum führt zum sogenannten Regalwalzer. Der Präsenz des Anderen absolut bewusst, tanzt man Rücken an Rücken schweigend durch die Regale.
Wir kennen es. Feierabend. Nur eine von fünf Kassen ist offen und die Schlange zieht sich bis ganz nach hinten zum Fleisch.
Der Last-Minute-Portmoneewühler rollt überlegen mit den Augen und seufzt unüberhörbar. Anstehende Leidensgenossen schütteln solidarisch den Kopf und «tsken» laut (wobei wir es hier mit einer massiven Steigerung des einfachen «Tsk» zu tun haben. Wir befinden uns hier im Bereich des «TSU-QUAKE», das Lautstärken von bis zu 182 Dezibel annehmen kann und schon so manche Zunge vaporisiert hat. Dem Tsu-Quake folgt immer noch ein genervt ausgeatmetes Schnauben «Hhhhh…», das sich wiederum in ein empörtes «Hhhhhaaaaaahurrrr!» steigern kann. Alles kopfschüttelnd, versteht sich.)
Und doch – endlich an der langersehnten Kasse angekommen – fällt dem LMPW erst nach Nennung des Totalbetrags ein, dass er für die ganzen Qualen hier ja noch bezahlen muss! Es beginnt das grosse Wühlen nach dem Portmonee (jesses jegerli tschuldigung ich has grad), was die Verbündeten hinter dem Spätzünder im Nu wieder zu Todfeinden macht. Könnten sie hupen, sie würden.
Und wieder befinden wir uns am Konfliktherd Kasse, wo der gemeine Personal Space Invader lauert. Sein Abstand zum Vordermann beträgt maximal zehn Zentimeter. Gerne drückt er einem den Einkaufskorb mindestens drei Mal pro Minute in die Hüfte/den Hintern. Immer in der Annahme, dass der ganze Bezahlvorgang so schneller vonstattengeht.
Gerne atmet der PSI dem Vordermann in den Nacken und macht ihn durch leise Schnaubgeräusche auf seine Ungeduld aufmerksam.
Etwa so: *schnäubel* *stups* *ahatem* *schupf* *bläsel* *rempel* *protestmurmel* *schupf* *tsu-quake*
Hey klar, so ein lockerer kleiner Schwatz zwischen einer bekannten Kundin und der Kassiererin. Auch bei einer Warteschlange, die aus rund 612 Personen besteht. Nur zu. Ach nein, der Kleine kann jetzt laufen? So gut. Jä das freut uns hier alle. Nein bitte, haken sie nach! Kann der kleine vielleicht den Moonwalk? Gar Breakdancen!? VIELLEICHT STEPPTAAAANZ! ERZÄÄÄHLEN SIEEEE!
Wie viele Plastiksäckli kann ein Mann gleichzeitig tragen? «Acht!», ruft Economy Man triumphierend. 30 Rappen Gewinn, eine Menschenwürde Verlust. Und man hofft nur, dass ihm draussen auf der Strasse mindestens zwei Tütchen reissen. Oder ihm ein Greenpeace-Aktivist ein Bein stellt.
Economy Man ist oft auch «das Escargot». Gemääächlich paaaackt daaaas Eeeescaaaaargoooot seeeeiiiineee Saaaacheeeen eeeeein. Unaufhaltsam rutschen die eigenen Waren per Förderband auf die seinen zu! Die Kassenfrau versucht krampfhaft sie zurück zu halten, doch das Escargot macht keine Anstalten sich zu sputen und sein Kassenschlussdelta freizugeben! Jetzt rutscht das Deo zu Escargots Sachen und… Voilà. Waren vermischt. Bravo.
Das Alzheimerbeeri steht immer dann vor einem an, wenn man meint, die schnellste Kasse gewählt zu haben. Es hat vergessen die Kirschen zu wägen. Und so rennt das schusselige Früchtchen hastig zur Waage, während alle Wartenden Zeit haben, über ihr Leben nachzudenken und warum sie nicht Indiana Jones und im Tibet sind.
Frau Zigerli ist 285 Millionen Jahre alt. Es ist 17:37 Uhr. Frau Zigerli hätte den ganzen Tag Zeit gehabt, um ihren Orangensaft einzukaufen. Als Frau Zigerli geboren wurde, gab es noch gar keine Orangenbäume. Als Frau Zigerli geboren wurde, kreisten noch Pteranodonten am Himmel und ein Triceratops schnüffelte liebevoll an ihrer Wiege. Kennt ihr diese zweitausend Jahre alten Mammutbäume?
Guess who. Genau. Hat Frau Zigerli gepflanzt.
Und doch ist sie jetzt hier, Frau Zigerli. Um 17:37 Uhr. Im Coop. Wie wir alle. Und kramt an der Kasse nach ihrem Fünfräppler. Mit der Absicht, einen Einräppler hervorzuholen und so zu tun, als hätte sie die beiden verwechselt, damit sie von früher erzählen kann, als es noch Einräppler gab. Und da kommt es schon, stundenlang vor dem Spiegel geübt: «Ouh hoppla! Das isch ja en Einräppler hehe! Wüssed sie, früehner…».
Ich shop dann mal online...