Schweiz
Bundesrat

So reagieren Parlamentarier auf die Ermittlungen zu den Corona-Leaks

«Habe Zweifel, dass Berset nichts wusste»: Reaktionen auf die Corona-Leaks-Ermittlungen

Alain Berset habe nicht gewusst, dass sein ehemaliger Kommunikationschef vertrauliche Informationen an Ringier-CEO Marc Walder übermittelt habe. An dieser Darstellung zweifeln Vertreter der Bundesratsparteien. Sie fordern schärfere Regeln, um Indiskretionen zu vermeiden.
17.11.2023, 19:59
Kari Kälin, Chiara Stäheli / ch media
Mehr «Schweiz»
Die Mitglieder der Geschäftsprüfungskommission informierten am Freitagabend zu den Corona-Leaks.
Die Mitglieder der Geschäftsprüfungskommission informierten am Freitagabend zu den Corona-Leaks.Bild: Keystone

Es war bereits 17 Uhr, als die vier Mitglieder der Geschäftsprüfungskommissionen der beiden Räte am Freitagabend vor die Medien traten. In der Tasche: ein 105-seitiger Bericht zu den Indiskretionen während der Coronapandemie. Darin entlastet die Arbeitsgruppe der beiden Räte Bundespräsident und Innenminister Alain Berset, der im Fokus der Untersuchungen stand. Zwar habe er davon gewusst, dass es einen regen Austausch zwischen seinem damaligen Kommunikationschef Peter Lauener und Ringier-CEO Marc Walder gegeben habe. Doch es gebe keine Hinweise darauf, dass er von den Inhalten dieses Austauschs Kenntnis gehabt habe.

Gleichwohl sei es für die GPK «nur beschränkt nachvollziehbar», dass Berset im Wissen um diese Kontakte und die zahlreichen Indiskretionen zu seinen Geschäften «keine spezifischen Massnahmen in seinem Departement ergriffen hat». Alle angehörten Bundesräte hätten betont, dass in ihren Departement eine Nulltoleranz gelte. Mit anderen Worten: Niemand will für die durchgesickerten Informationen verantwortlich sein.

Neuer Bundesrat soll von Beginn an durchgreifen

Aufgrund der späten Ankündigung wollen sich am Freitagabend noch nicht alle Parteien zum Bericht der Arbeitsgruppe der GPK äussern. Ein Sprecher der SP weist auf Anfrage darauf hin, dass Co-Präsident Cédric Wermuth den Bericht zuerst in aller Ruhe lesen wolle, bevor er sich dazu äussere. Das sei auch eine Frage der Seriosität.

SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi.
SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi.Bild: Keystone

In Kenntnis der Kernaussagen der Untersuchungen äussert sich SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi. Er teilt die Meinung der Arbeitsgruppe, wonach es «nur beschränkt nachvollziehbar» sei, dass Alain Berset trotz der zahlreichen Indiskretionen zu Geschäften des Innendepartements nicht eingegriffen hat. Er habe zudem «Zweifel, dass Bundesrat Berset tatsächlich nichts vom Inhalt des Austauschs zwischen Peter Lauener und Marc Walder gewusst hat». Nur weil man ihm nichts habe nachweisen können, heisse das nicht, dass er auch tatsächlich nichts davon gewusst habe.

Aeschi hofft nun, dass es im Bundesrat mit dem Rücktritt von Berset und dem damit verbundenen personellen Wechsel einen Neuanfang gibt: «Der neue Bundesrat muss von Beginn an durchgreifen und dafür sorgen, dass das Risiko für Indiskretionen auf ein absolutes Minimum reduziert wird.» Zu diesem Zweck müsse die Landesregierung auch präventiv Massnahmen ergreifen.

«Berset hätte das unterbinden können»

FDP-Vizepräsident Andrea Caroni.
FDP-Vizepräsident Andrea Caroni.Bild: Keystone

Auch FDP-Vizepräsident und Ständerat Andrea Caroni äussert Kritik an Bundesrat Berset. Er sagt: «Alain Berset hat gesehen, dass es zu Indiskretionen kam. Ich kann mir kaum vorstellen, dass er alles unternommen hat, um dem Einhalt zu gebieten. Es war offensichtlich, dass ein Teil aus seinem Departement stammte. Zumindest dies hätte er unterbinden können.»

Mitte-Fraktionschef Philipp Bregy hat den Bericht noch nicht vertieft analysiert, sagt aber: «Es hat eine Vielzahl von Indiskretionen gegeben. Dieser Zustand ist unhaltbar. Damit wird die Landesregierung destabilisiert.» Der Bundesrat müsse jetzt dafür sorgen, Indiskretionen in Zukunft zu verhindern. (aargauerzeitung.ch)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Diese SPler wollen für Alain Berset in den Bundesrat
1 / 8
Diese SPler wollen für Alain Berset in den Bundesrat
Evi Allemann, Berner Regierungsrätin, kandidiert bereits das zweite Mal. Sie wollte bereits 2022 als Nachfolgerin von Simonetta Sommaruga kandidieren, landete jedoch nicht auf dem Wahlvorschlag der SP. Allemann erreichte den dritten Platz und wurde nicht nominiert. Die ausgebildete Juristin hat zwei Kinder.
quelle: keystone / peter klaunzer
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Matthias Müller: «Entschuldigung Nicola, was du ausgeblendet hast ist die Verantwortung von Alain Berset.»
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
39 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
El fuego
18.11.2023 00:01registriert April 2023
Schade ist der Teil über die Arbeit der GPK im Artikel so kurz und wenig infomativ. Die Meinungen von den Herren Aeschi und Caroni sind doch in diesem Zusammenhang völlig irrelevant.
2712
Melden
Zum Kommentar
avatar
Snowy
18.11.2023 00:00registriert April 2016
Es gibt zwei Möglichkeiten:

a) Er wusste es.
b) Er wusste es nicht. Dann begreift er einfachste Zusammenhänge nicht.

Variante b) ist schlicht nicht möglich. Berset ist ein smarter Typ. Natürlich wusste er, was sein wichtigster Mitarbeiter tat.
2118
Melden
Zum Kommentar
39
Die Kostenbremsen-Initiative wird hart bekämpft – von der Gesundheitsbranche
Erste Zahlen zu den Kampagnenbudgets zeigen: In der Schlacht um die beiden Gesundheitsinitiativen von SP und Mitte fliesst viel Geld. Beim Stromgesetz öffnen Alpiq, Axpo und Co. das Portemonnaie.

Kein anderes politisches Thema liegt der Schweizer Bevölkerung gemäss CS-Sorgenbarometer dermassen schwer auf dem Magen wie die Gesundheitskosten. Am 9. Juni kommen gleich zwei Volksinitiativen zur Abstimmung, die sich damit befassen. Die Prämieninitiative der SP verlangt, dass die Krankenkassenprämien höchstens 10 Prozent des verfügbaren Einkommens betragen dürfen. Dafür müssten Bund und Kantone die Ausgaben für die Prämienverbilligungen deutlich ausbauen.

Zur Story